WI_Expo_2016_Donnerstag - page 6

rer geworden. Die großen Themen Digita-
lisierung, Nachhaltigkeit, Stadtentwicklung
und Eigentumsbildung gewinnen auch hier
zunehmend an Bedeutung“, stellte DIA-Stu-
dienleiter Prof.
Heinz Rehkugler
fest. Dies
gelte sowohl für die universitäre Forschung
als auch für die angewandte Forschung
in Unternehmen. Der intensive Transfer
zwischen Wissenschaft und Praxis sichere
Unternehmen und Kommunen erhebliche
Wettbewerbsvorteile. Um diesen Austausch
in der Immobilienwirtschaft weiter voran zu
treiben, unterstütze die Deutschen Immo-
bilien-Akademie neben der Aus- und Wei-
terbildung die wissenschaftliche Auseinan-
dersetzung mit aktuellen Forschungsfragen.
Die Arbeiten der Preisträger zeichneten sich
durch ihre Aktualität und ihren praktischen
Nutzen sowohl für die Forschung als auch
für die Praxis aus.
„Mieternation oder Hauseigentümer-
nation?“
„Frankreich, Deutschland und die USA
weisen trotz ähnlicher sozio-ökonomi-
scher Entwicklung im 20. Jahrhundert
eine unterschiedliche Eigentumsquote
auf. Den geringsten Anteil an Hauseigen-
tümern weist Deutschland mit 40 bis 45
Prozent auf, den höchsten die USA mit 60
bis 70 Prozent“, führte Prof. Rehkugler
aus. Frankreich bewege sich im Mittelfeld
zwischen diesen Polen. Die Gründe und
Auswirkungen dieser bereits für das frühe
20. Jahrhundert nachweisbaren Rangfolge
bildeten die zentrale Fragestellung der
Dissertation von Dr. Sebastian Kohl. Bis-
herige Erklärungen für die unterschiedli-
chen Wohneigentumsquoten, die sich vor
allem auf die Unterschiede in der Kultur,
der Wohnungspolitik und der sozialen
Absicherung fokussiert hätten, seien nur
bedingt belastbar. Kohl weise anhand von
historischen Fallstudien und Städtedaten-
sätzen nach, dass vielmehr die bereits im
19. Jahrhundert entstandenen langlebigen
institutionellen und baulichen Strukturen
auf der Angebotsseite des Wohnungssek-
tors die Unterschiede zementiert hätten.
„In den USA präferierte die Bevölkerung
damals Städte mit ausgedehnten Einfami-
lienhaussiedlungen, Bausparvereine dien-
ten als Finanzinstitutionen und zum Einsatz
kamen standardisierte Bauweisen“, so Prof.
Rehkugler. In Deutschland hingegen seien
stark autonome Städte in kompakter Mehr-
familienhausform gewachsen, hätten sich
Hypothekenbanken als die dominierenden
Finanzierungsinstitutionen herausgebildet
und Einfamilienhäuser seien individuell und
in Massivbauweise errichtet worden. Neben
diesen strukturellen Faktoren spiele zudem
die Umwandlung von Stockwerkswohnun-
gen in Eigentumswohnungen eine Rolle.
Die Dissertation rege mit dem Nachweis der
Pfadabhängigkeiten auf Wohnungsmärk-
ten auch zu einer neuen Theoriebildung für
Märkte mit langlebigen Gütern wie Auto-,
Investitions- oder Arbeitsmärkte an.
Lebenszykluskosten technischer Infra-
struktur in der Stadt
„Andreas Kindt hat in seiner Masterarbeit
ein aussagekräftiges Modell für die Erfas-
sung und Berechnung von Lebenszyklus-
kosten der technischen Infrastruktur einer
Stadt entwickelt und es an Hand eines Fall-
beispiels in Weimar in der Praxis erprobt“,
erläuterte Prof. Rehkugler das zentrale
Thema dieser Arbeit. Er habe sich in sei-
ner Untersuchung schwerpunktmäßig auf
die Instandhaltungsstrategien als Steue-
rungsgröße während der Nutzungsphase
konzentriert. Der von Kindt entwickelte
Ablaufplan ermögliche es dem Anwender
schrittweise die Ermittlung der Lebenszy-
kluskosten vorzubereiten, durchzuführen
und die die Belastbarkeit der Ergebnisse
zu prüfen. Die Anwendbarkeit sei nicht
auf einen spezifischen Infrastrukturtyp
beschränkt, sondern übergreifend für die
technische Infrastruktur einer Stadt ausge-
legt. Entscheidungsträger in Stadtwerken
und Städten, aber auch der Privatwirtschaft
unterstütze das Modell dabei, die Lebens-
zykluskosten ihrer technischen Infrastruktur
zu evaluieren und darauf aufbauend die
Instandhaltung zu optimieren.
Auswirkungen energieeffizienter
Bauteile
„Neben steigenden Energiepreisen und
öffentlich-rechtlichen
Regulierungen
steigt zumindest bei Gewerbeimmobilien
das Bewusstsein, dass der Verzicht auf
Nachhaltigkeit im Bau zu Wert-, Perfor-
mance- und Imageverlust führen kann“,
stellte Prof. Rehkugler fest. Immobilien
seien langlebige Güter, in deren gesam-
tem Lebenszyklus nur etwa 20 Prozent aller
Kosten auf die Baukosten und 80 Prozent
auf die späteren Betriebskosten entfielen.
Lasse Haarstark sei in seiner praxisnahen
Masterarbeit der Frage nachgegangen,
wie sich der Trade-Off zwischen Energieef-
fizienz und Lebenszykluskosten durch den
Einbau energieeffizienter Bauteile optimie-
ren lasse. Die Berechnungskomponenten
der Bauteilvarianten habe Haarstark aus
dem Immobilienportfolio der Siemens AG
und den Richtwerten der Literatur abgelei-
tet. Im Rahmen einer detaillierten Berech-
nung der diskontierten Zahlungsströme
im Lebenszyklus habe er die bauteilspe-
zifischen Herstellungs-, Nutzungs- und
Erneuerungskosten in Abhängigkeit ihres
Entstehungszeitpunkts dargestellt. Dabei
habe er auch die Wechselwirkungen der
Bauteile untereinander berücksichtigt. Die
Arbeit komme zu dem Ergebnis, dass für
einen erfolgreichen Einsatz von Lebenszy-
kluskostenanalysen vor allem der Zeitpunkt
und der Detaillierungsgrad der Daten ent-
scheidende Rollen spielten.
(graf/schi)
AUS-, FORT- UND WEITERBILDUNG
EBZ Business School vergibt Nachwuchspreis und beruft Beirat
Projektentwicklung
München – Für ihre herausragenden Leistungen sind zwei Absolventen des Masterstudiengangs Projektentwicklung der
EBZ Business School am Stand von Nordrhein-Westfalen (NRW) auf der Expo Real am 5. Oktober 2016 geehrt worden. Zu-
dem wurde ein studiengangsbezogener Beirat bestehend aus hochkarätigen Vertretern der Immobilienwirtschaft berufen.
Es war die Feuertaufe für Andreas Krys:
Zum ersten Mal moderierte der neue Studi-
engangsleiter des Masterstudiengangs Pro-
jektentwicklung und Professor für Architek-
tur und Projektentwicklung der EBZ Business
School die Vergabe des Nachwuchspreises.
Bereits zum dritten Mal unterstützten die
Laudatoren Alexander Rychter, Verbandsdi-
rektor des Verbandes der Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen
(VdW), sowie Dietrich Suhlrie, Vorstands-
mitglied der NRW.Bank, die Ehrung von
talentierten Nachwuchskräften.
Dietrich Suhlrie
hob die gut strukturierte
Arbeitsweise sowie die methodische Kom-
petenz von
Paul Gehling
, Architekt bei
meyer schmitz-morkramer (msm), hervor.
Der Absolvent erarbeitete zusammen mit
seinem Kommilitonen
Leo Sibbing
eine
fiktive Projektentwicklung für ein zum Ver-
kauf stehendes Grundstück in zentraler
Innenstadtlage in Frankfurt am Main. Die-
ses zeichnet sich durch ein enormes Ver-
dichtungspotenzial aus und gilt als wich-
tigste innerstädtische Entwicklungsfläche
Frankfurts. „Die Nachwuchskräfte der
immobilienwirtschaftlichen Hochschule
haben ein Gespür für interessante Flä-
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06.10.2016
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