WI_Expo_2016_Donnerstag - page 2

BUNDESPOLITIK
Digitalisierung in den Bereichen Neubau,
Gewerbeimmobilien, Wohnungswirtschaft,
Marketing und Immobilienverwaltung.
„Allen Teilbranchen gemein ist jedoch die
große Chance, durch die digitale Transfor-
mation effizienter und effektiver in allen
Bereichen und Prozessen zu werden“,
betonte
Andreas Ibel
, Vorsitzender der
BID und Präsident des Bundesverbandes
Freier Immobilien- und Wohnungsunter-
nehmen (BFW). Gerade angesichts der stei-
genden Baukosten im Neubau könne hier
eine nicht unerhebliche Kostenreduktion
erzielt werden. „Um diese Chancen zu nut-
zen, gilt es jetzt die entsprechenden Vor-
aussetzungen und Rahmenbedingungen
zu schaffen. Dazu gehören unter anderem
die Gewährleistung der Datensicherheit
und die Ausbildung von genügend qualifi-
zierten Fachkräften entlang der gesamten
Wertschöpfungskette“, so Ibel. „Eine wei-
tere Voraussetzung ist die Ausweisung von
ausreichend großen Bauflächen: Nur dann
können wir interne und externe Prozesse
durch standardisiertes Bauen optimieren.“
Dr.
Andreas Mattner
, Präsident des
Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA),
konkretisierte, welche Chancen die digi-
tale Transformation im Bereich der Wirt-
schaftsimmobilien birgt: „Hier ergeben sich
zahlreiche Möglichkeiten, um bestehende
Geschäftsfelder weiter zu verbessern und
neue Möglichkeiten der eigenen Arbeit
zu ergründen. Beispielweise bietet sich
Branchenteilnehmern die Möglichkeit, die
Planbarkeit und Effizienz von bestehenden
Prozessen mit Hilfe des BIM und weiterer
fortschrittlicher Technologien konstant zu
erhöhen. So werden Planungsrisiken und
Optimierungsverluste zunehmend ausge-
räumt. Darüber hinaus wird die Ansprache
von Kunden und Geschäftspartner durch
neue Möglichkeiten der Kommunikation
erleichtert.“
Für die Wohnungswirtschaft sei die Digita-
lisierung ebenfalls ein Megatrend, betonte
GdW-Präsident
Axel Gedaschko
: „Die
Googles und Apples dieser Welt haben
ihren Fuß längst in unsere Wohngebäude
gesetzt. Das größte Risiko, was eine richtig
verstandene Digitalisierung für die Woh-
nungswirtschaft bereit hält, ist, dass sie
ihre Chance nicht rechtzeitig und damit im
Zweifel gar nicht mehr selber nutzen kann.
Wer seine Prozesse verbessern und neue
Mieterangebote schnüren will, kommt um
eine rechtskonforme Sammlung und Ver-
wertung von Daten nicht länger herum“,
so Gedaschko.
Jürgen Michael Schick
, Präsident des
Immobilienverbandes IVD, sieht die Berufs-
gruppe der Immobilienmakler, -verwalter
und sachverständigen als Vorreiter der Digi-
talisierung in der Immobilienwirtschaft.
„Kaum eine andere Branche befindet sich
durch die digitale Transformation so stark
im Umbruch. Die Verbindung von Internet,
Daten und Immobilien bietet unzählige
neue Möglichkeiten, die nur darauf war-
ten, ausgeschöpft zu werden“, so Schick.
„Es wird darauf ankommen, wie die Immo-
bilienunternehmen und Maklergesellschaf-
ten Objekt-, Vermarktungs- und Nutzerda-
ten miteinander kombinieren werden und
wie transparent sie damit umgehen wollen.
Die Digitalisierung der Prozesse im Rahmen
der betrieblichen Optimierung bietet noch
großes Potenzial.“
Auch
Wolfgang D. Heckeler
, Präsident
des Dachverbandes Deutscher Immobilien-
verwalter (DDIV), hob die besondere Rolle
hervor, die die Digitalisierungsprozesse
künftig in der Immobilienverwaltungsbran-
che einnehmen werden: „Gut vernetzt ist
gut verwaltet! Die Immobilienverwaltung
ist vor allem Kommunikationsarbeit – egal,
ob mit Eigentümern, Mietern oder Dienst-
leistern. Digitale Prozesse haben das Poten-
tial, Kommunikation neu zu denken und
Arbeitsprozesse innerhalb und außerhalb
des Unternehmens zu optimieren.“
(hop/schi)
Die neue Digitalisierungsstudie
der BID finden Sie in Kürze unter
Fortsetzung von Seite 1
Energiewende im Gebäudebereich – Ist das Ende der Fahnenstange erreicht?
München – Klimaschutz bei Wohngebäuden: Viel ist erreicht, aber geht noch mehr? In punkto Bezahlbarkeit für Vermieter
und Mieter sehen Experten das Ende der Fahnenstange erreicht. Wie lassen sich Klimaschutzziele dennoch erreichen? Was
sind die wirklich praktikablen Lösungen? Bei einer Diskussion am Stand der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirt-
schaft Deutschland (BID) diskutierten Experten am 5. Oktober 2016 unter anderem zum Thema Klimaschutzplan 2050.
„Die Erfüllung der Klimaschutzziele der
Bundesregierung, die CO
2
-Emissionen bis
zum Jahr 2050 um 85 bis 90 Prozent zu
reduzieren, hat enorme Auswirkungen auf
den Immobiliensektor in Deutschland“,
erklärte
Stephan Kohler
, Gesellschafter
der TU-Campus EUREF gGmbH Berlin. „Der
aktuelle Monitoringbericht des Bundeswirt-
schaftsministeriums zeigt, dass zum Bei-
spiel eine weitere Verschärfung der Ener-
gieeinsparverordnung (EnEV) hohe Kosten
und wenig Effekt bringen würde. Deshalb
benötigen wir mehr Flexibilität in den Ins-
trumenten, Technologieoffenheit, die
gleichwertige Einbeziehung von regenera-
tiven Energieträgern, bei Zugrundelegung
der thermischen Qualität der Gebäudehülle
auf Basis der EnEV 2016. Mit der Bilanz-
kreiserweiterung auf Quartierskonzepte,
Smart-City Projekte und Portfoliolösungen
schaffen wir Bedingungen für die Reali-
sierung von effizienten CO
2
-Reduktions-
möglichkeiten. Investitionssicherheit in der
Immobilienwirtschaft kann in einem sich
sehr stark wandelnden Markt, wie bei der
Energiewende, nur durch eine hohe Flexi-
bilität bei der Instrumentenauswahl erreicht
werden.“
Klimaschutzplan 2050: Verschärfun-
gen belasten Vermieter und Mieter
„Das eigentliche Ziel des Klimaschutzpla-
nes 2050 und die dafür vorgeschlagenen
Maßnahmen widersprechen sich leider völ-
lig“, erklärte
Ingeborg Esser
, Hauptge-
schäftsführerin des Spitzenverbandes der
Wohnungswirtschaft GdW. So werden die
Bau- und Sanierungskosten weiter steigen.
„Damit ist am Ende weder den Mietern und
Vermietern noch dem Klimaschutz gehol-
fen.“ Die Wohnungswirtschaft bekennt
Weiter auf Seite 3
Stephan Kohler (EU-
REF), Ingeborg Esser
(GdW), Moderatorin
Ulrike Silberberg (DW),
Lothar Fehn-Krestas
(Bundesbauministe-
rium) und Thomas
Zinnöcker (ista) (v. l.)
Foto: Büro Roman Lorenz
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06.10.2016
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