WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 19/2016 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Bayerische Wohnungswirtschaft investiert verstärkt in den Wohnungsbau:
Deutlicher Zuwachs bei Sozialwohnungen
München – Der Wohnungsbau im Freistaat hat 2015 erneut Fahrt aufgenommen. Die Mitglieder des Verbandes bayeri-
scher Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) errichteten 2.436 Wohnungen, darunter 1.780 Sozialwohnungen. Das ist
ein Plus von 17 Prozent. Auch der Ausblick ist positiv: „Unsere Mitgliedsunternehmen planen für die nächsten drei Jahre
weitere Steigerungen der Neubau-Investitionen“, sagte Verbandsdirektor Xaver Kroner bei der Jahres-Pressekonferenz
am 9. Mai 2016. Sorgen bereitet ihm die aktuelle Wohnungspolitik: „Die mancherorts dramatische Situation auf den
Wohnungsmärkten scheint in Berlin noch nicht angekommen zu sein.“
Die bayerische Wohnungswirtschaft
konnte die Neubauzahlen bereits zum
zweiten Mal in Folge steigern. Für den
Bau der 2.436 Wohnungen investierten
die Unternehmen rund 600 Millionen Euro,
rund acht Prozent mehr. In die Moderni-
sierung des Wohnungsbestandes flossen
306 Millionen Euro und für die Instand-
haltung wurden 426 Millionen Euro auf-
gewendet. Insgesamt bewirtschaften die
458 Verbandsmitglieder 525.000 Woh-
nungen. Die Durchschnittsmiete stieg um
1,4 Prozent und lag 2015 somit bei 5,64
Euro pro Quadratmeter, die Betriebskosten
bei 1,50 Euro je Quadratmeter Wohnflä-
che. Vor allem kommunale Wohnungsge-
sellschaften planen für den Zeitraum bis
2019 mehr Neubauprojekte.
Hoher Bedarf an Sozialwohnungen
Mehr Wohnungsbau ist angesichts der
angespannten Lage in zahlreichen baye-
rischen Städten dringend nötig. Die War-
teliste für Sozialwohnungen umfasst in
München 12.500 Haushalte, in Nürnberg
sind es 8.000 und in Ingolstadt 1.300
Wohnungssuchende. „Diese Aufzählung
könnte man weiter fortsetzen. Neu ist, dass
inzwischen auch in vielen Klein- und Mittel-
städten bezahlbare Wohnungen fehlen“,
so Kroner.
Aktuell haben die Mitgliedsunternehmen
noch 107.780 Sozialwohnungen, Ten-
denz sinkend. Im Jahr 2015 standen den
2.419 Zugängen – 1.780 neue Wohnun-
gen und 639 modernisierte Wohnungen
– 3.173 Abgänge aus der Sozialbindung
gegenüber. Bayernweit sind laut dem För-
derinstitut BayernLabo 2015 fast 8.700
Wohnungen aus der Sozialbindung gefal-
len. „Wenn dieser Trend so weiter geht,
sind unsere Mitglieder bald die Einzigen im
Freistaat, die Sozialwohnungen im Bestand
haben“, erläuterte der Verbandsvorstand.
Doch sie alleine könnten nicht alle fehlen-
den Mietwohnungen liefern. „Wir brau-
chen dringend weitere Akteure, die sich im
Mietwohnungsbau engagieren“, forderte
Kroner.
Wohnungspakt Bayern – Wenig Zeit
für ehrgeizige Ziele
Mit dem Wohnungspakt Bayern habe die
Staatsregierung angemessen auf die Situ-
ation reagiert und die lange geforderte
Zuschusskomponente bei der Wohn-
raumförderung eingeführt. Die erwarte-
ten 28.000 neuen geförderten Mietwoh-
nungen seien aber bis 2019 in Anbetracht
der langen Planungs- und Bauzeiten nicht
realisierbar. „Alle Wohnungen, die in den
nächsten beiden Jahren fertiggestellt wer-
den, wurden noch vor der Ausrufung des
Wohnungspaktes geplant und sind Vor-
zieheffekte wegen der Verschärfung der
Energieeinsparverordnung zum 1. Januar
2016“, so der Verbandschef.
Schlechte Rahmenbedingungen für
den Wohnungsbau
Die Wohnungsunternehmen befinden sich
im Augenblick in einer äußerst schwierigen
Lage. Auf der einen Seite herrscht gewalti-
ger Druck, schnell tausende von Wohnun-
gen zu bauen. Demgegenüber stehen eine
fortlaufende Verteuerung der Baukosten,
die geplante Verschärfung des Mietrechts
durch das zweite Paket der Mietrechtsre-
form und eine erneut anstehende Novellie-
rung der Energieeinsparverordnung. „Die
Zielkonflikte der Politik werden auf dem
Rücken der Wohnungswirtschaft, Mieter
und Wohnungssuchenden ausgetragen“,
kritisierte Kroner. Auf jede im Bündnis für
bezahlbares Wohnen und Bauen angekün-
digte Entlastung der Branche seien weitere
Reglementierungen erfolgt. Keine einzige
konkrete Maßnahme wurde bisher umge-
setzt.
„Das Bauen wird nicht günstiger, Bauland
bleibt zu knapp und die Baugenehmigun-
gen erfolgen nicht schneller“, zählte der
Verbandsvorstand auf. Die Wohnungs-
wirtschaft sei aber angesichts der großen
gesellschaftlichen Herausforderung, tau-
sende Wohnungssuchende unterzubrin-
gen, auf eine schnelle Verbesserung der
Rahmenbedingungen angewiesen. „Sonst
radikalisiert sich unsere Gesellschaft“,
befürchtete der Verbandschef.
(str/kön)
Quelle: VdW Bayern
Der Neubau von Sozialwohnungen in Bayern gleicht deren Rückgang aber nicht aus.
Deutsche Entwicklungshilfe
für soziales Wohnungs- und
Siedlungswesen e.V.
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