WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 16/2016 - page 3

BUNDESPOLITIK
Integration: Wohnungswirtschaft begrüßt Entscheidung für wohnsitzzuwei-
sende Regelungen
Berlin – Die Bundesregierung hat sich in der Nacht zum 14. April 2016 auf ein Maßnahmenpaket zur Integration geeinigt.
Dieses beinhaltet auch ein Wohnortzuweisungsgesetz für anerkannte Asylsuchende. „Damit wird eine wesentliche For-
derung der Wohnungswirtschaft umgesetzt“, begrüßte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungs-
wirtschaft GdW, dieses Ergebnis.
„Für eine gelungene Integration brau-
chen wir einen Zweiklang aus Bauen und
Betreuen. Das bedeutet: Wir benötigen
einerseits mehr bezahlbaren Wohnungs-
neubau in den Ballungsräumen. Dafür
müssen Bauhemmnisse aus dem Weg
geräumt werden. Auf der anderen Seite
muss es wohnsitzzuweisende Regelungen
für anerkannte Asylbewerber geben, auch
um die Städte zu entlasten, die immen-
sem Druck durch starke Zuwanderung
aus dem In- und Ausland ausgesetzt sind.
Die Menschen haben dann häufig bessere
Integrationschancen, als in den überlaste-
ten Metropolen. Entsprechende ‚auf drei
Jahre befristete Regelungen‘ könnten die
Integration der Menschen erleichtern und
gleichzeitig die Entstehung von sozialen
Brennpunkten verhindern“, so Gedaschko.
Erst kürzlich hat ein Urteil des Europäischen
Gerichtshofes bestätigt, dass zeitlich befris-
tete Wohnsitzauflagen möglich sind, wenn
sie der besseren Integration dienen.
Eine Wohnortzuweisung bedeutet, dass
anerkannte Asylsuchende durch einen
festgelegten Verteilerschlüssel auf die und
innerhalb der Bundesländer verteilt wer-
den und am zugewiesenen Wohnort auf
bestimmte Zeit bleiben müssen. Nur dort
erhalten sie Leistungen zur Sicherung des
Lebensunterhalts nach dem Zweiten Sozi-
algesetzbuch (SGB II). Sobald sie einen
Arbeitsplatz gefunden haben, können die
Asylsuchenden ihren Wohnort frei wäh-
len. Die Wohnungswirtschaft Deutschland
hatte sich intensiv für die Einführung einer
solchen Wiederauflage der Wohnortzuwei-
sung engagiert.
(burk/kön/schi)
Wohnungsbau: 300.000 Fertigstellungen im Jahr 2016 erwartet – Bedarf liegt
deutlich höher
Frankfurt am Main – Der Wohnungsneubau in Deutschland legt weiter zu, doch die Zahl der fertiggestellten Wohnungen
wird auch in diesem Jahr hinter dem Bedarf zurückbleiben. Nach Einschätzung der KfW Bankengruppe werden die Woh-
nungsbauinvestitionen 2016 um real drei Prozent steigen und mit rund 300.000 Wohnungen knapp 50.000 mehr als 2015
entstehen. Benötigt werden allerdings jährlich etwa 350.000 bis 400.000 neue Wohnungen.
„Neben der hohen Zuwanderung sowohl
aus der Europäischen Union als auch
aus Bürgerkriegsländern sorgt die deut-
lich gestiegene Zahl der Studierenden für
erhöhten Druck auf den Wohnungsmarkt.
Der Bedarf an Wohnraum wächst vor allem
in Großstädten und deren Umland sowie in
Universitätsstädten“, sagte Dr. Jörg Zeu-
ner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe.
Der Wohnungsneubau werde 2016 den
Gesamtbedarf an neuen Wohnungen
nicht decken, 2017 könne es jedoch gelin-
gen, die benötigten 350.000 bis 400.000
zu erreichen. „Historisch niedrige Bauzin-
sen, ausreichende Kapazitäten der Bau-
wirtschaft, die Ausweitung des sozialen
Wohnungsbaus sowie die von Bund und
Ländern geplante Sonderabschreibung
werden den Neubau weiter beflügeln. Ent-
scheidend ist jedoch auch, dass die wach-
senden Städte zügig und ausreichend Bau-
land zur Verfügung stellen“, so Zeuner.
KfW sieht Gefahr einer Immobilien-
blase
In begehrten Wohnungsmärkten steigt laut
KfW unterdessen die Gefahr, dass regionale
Immobilienpreisblasen entstehen könnten.
Dies gilt etwa für Großstädte wie Berlin,
München, Hamburg, Köln oder Frankfurt
am Main. Die Immobilienpreise dort sind im
vergangenen Jahr stärker gestiegen als die
Mieten. Zugleich ist das Volumen der Kre-
dite für privaten Wohnungsbau sprunghaft
gestiegen – im Jahr 2015 um plus 22 Pro-
zent. Die Wohnungsbaudarlehen mit einer
Zinsbindung von mehr als 10 Jahren wur-
den um 53 Prozent ausgeweitet.
„Das Risiko steigt – aber ob sich mit der
expansiven Kreditvergabe tatsächlich regi-
onale Immobilienpreisblasen aufblähen,
bleibt zu beobachten“, kommentierte Zeu-
ner. Die Banken hätten ihre hohen Kredit-
standards beibehalten, bei den meisten
Krediten gäbe es Zinsbindungsfristen von
mehr als fünf Jahren. Um einer deutsch-
landweiten Immobilienblase vorzubeugen,
sei zudem die makroprudenzielle Überwa-
chung durch die Aufsichtsbehörden verbes-
sert worden.
(helb/kön/schi)
Weitere Infos finden Sie unter diesem
Kurz-Link:
Nach einem Tief in den Jahren 2008 und 2009 ist der Wohnungsbau zuletzt wieder stärker im
Aufwind – die Zahlen reichen aber immer noch nicht aus.
Quelle: Destatis, KfW Research
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