WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 16/2016 - page 2

BUNDESPOLITIK
nachhaltig und setzt den in vielen Ballungs-
regionen angespannten Wohnungsmarkt
weiter unter Druck.“
Einführung eines CO
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-basierten Kenn-
wertes notwendig
Das stark kritisierte Wirtschaftlichkeits-
gutachten führt im Ergebnis die bishe-
rige Systematik der EnEV einfach weiter.
Die Wohnungswirtschaft weist darauf hin,
dass eine im Gutachten ebenfalls betrach-
tete Alternative mit der Hauptanforderung
CO
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-Emissionen und Nebenanforderung
Wärmeenergiebedarf der Empfehlung der
Baukostensenkungskommission und der
Wohnungswirtschaft entsprechen würde.
„Mit der Einführung eines CO
2
-basierten
Kennwertes könnte dem Ziel, einen nahezu
klimaneutralen Gebäudebestand im Jahr
2050 zu erreichen, Rechnung getragen
werden“, heißt es in dem Gutachten. Diese
Variante wird dort sogar als die zukunfts-
fähigste bezeichnet, weil sie die Klimaziele
am besten abbilde. Dennoch wird sie in der
Empfehlung aufgrund des Erfordernisses,
dann neue Anforderungsgrößen der EnEV
zu definieren und die KfW-Effizienzhausni-
veaus anzupassen, verworfen. „Es ist völ-
lig unverständlich, warum dieser sinnvolle
Vorschlag nicht weiter verfolgt wurde“,
so Gedaschko. Dies entspräche auch dem
Wunsch der Bauministerkonferenz nach
einer Neuausrichtung.
Bei allen Regelungen sind Folgen für
Wohnkosten zu prüfen
Zudem weist die Wohnungswirtschaft dar-
auf hin, dass mit dem Bericht des Bünd-
nisses für bezahlbares Wohnen und Bauen
im Bundeskabinett beschlossen wurde, alle
Gesetze und Verordnungen künftig spe-
ziell in Bezug auf die Auswirkungen auf
die Wohnkosten zu prüfen. „Dies muss
bei einer Neuauflage der EnEV unbedingt
angewendet werden“, so Gedaschko.
Der GdW-Chef kritisierte darüber hinaus,
dass das Bundeswirtschaftsministerium die
Inhalte des Gutachtens ohne Beteiligung
der Länder und der wohnungswirtschaft-
lichen Akteure als Grundlage für einen
Gesetzentwurf nimmt, der innerhalb kür-
zester Zeit verabschiedet werden soll. Er
appellierte an das BMWi, nun endlich den
Gesprächsfaden mit der Wohnungswirt-
schaft zu diesem Thema zu suchen und
eine Expertengruppe einzurichten, um
eine effiziente und pragmatische Lösung
für Energieeinsparung, Wirtschaftlichkeit
und bezahlbaren Wohnraum zu finden.
(burk/kön/schi)
Die GdW-Analyse zum vorgelegten Gutachten
des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raum-
forschung (BBSR) zur EnEV 2017 finden Sie unter
diesem Kurz-Link:
Fortsetzung von Seite 1
Flächenverbrauch in Deutschland: Große regionale Unterschiede
Berlin – Der Flächenverbrauch für neue Siedlungen, Gewerbe und Verkehrsinfrastruktur ist zwischen 2011 und 2014
leicht auf 69 Hektar pro Tag gesunken. Im Zeitraum 2009 bis 2012 waren es noch 74 Hektar. Die Inanspruchnahme neuer
Flächen liegt damit noch weit über dem Ziel von 30 Hektar pro Tag, das die Bundesregierung in der nationalen Nachhal-
tigkeitsstrategie als Zielwert für 2020 formuliert hat. Die größten Sparpotenziale gibt es in dünner besiedelten Räumen,
wie eine Auswertung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zeigt.
Die Forscher werteten
Daten der amtlichen Flä-
chenstatistik von Bund und
Ländern aus. Jeder Bundes-
bürger beanspruchte 2014
demnach im Durchschnitt
602 Quadratmeter Boden.
Während die durchschnitt-
liche Siedlungs- und Ver-
kehrsfläche pro Einwohner
in kreisfreien Großstäd-
ten zwischen 2011 und
2014 leicht um 1,6 Pro-
zent zurückging, stieg sie
in den dünn besiedelten
ländlichen Landkreisen um
1,5 Prozent. In kreisfreien
Großstädten lag die Sied-
lungs- und Verkehrsfläche
pro Kopf bei 260 Quadrat-
metern, in dünn besiedel-
ten Regionen beanspruchte jeder Einwoh-
ner mit 1.140 Quadratmetern vier Mal so
viel Fläche.
Dieser Unterschied zeigt der Analyse
zufolge vor allem eins: Gerade in den
dünner besiedelten Räumen gibt es beson-
ders große Potenziale zur Flächeneinspa-
rung. Nach wie vor weisen Kommunen mit
schrumpfender oder stagnierender Bevöl-
kerung weitere Gewerbeflächen und teil-
weise auch Bauland für Wohnungsbau
aus. Dabei sind in vielen Dörfern und Städ-
ten bereits genügend wiedernutzbare Flä-
chenpotenziale vorhanden. „Es gilt nicht
nur in den wachstumsstarken Großstäd-
ten Angebote im Innenbereich zu schaf-
fen und Wiedernutzung zu fördern“, sagt
BBSR-Expertin Gisela Beckmann. Bundes-
weit stünden über 120.000 Hektar allein
an Brachflächen und Baulücken zur Ver-
fügung. Dies entspreche mehr als dem
Vierfachen der Fläche, die derzeit jährlich
neu für Siedlung und Verkehr beansprucht
werde. „Es braucht Kennt-
nisse dieser Potenziale und
wirksame Anreizsysteme,
um Fehlsteuerungen zu
vermeiden. Dazu gehört
auch, den Erhebungs- und
Begründungsaufwand zu
erhöhen, wenn neue Flä-
chen ausgewiesen wer-
den“, so Beckmann. Seit
der Novelle des Baugesetz-
buchs müssen Kommunen
bei der Aufstellung eines
Bauleitplans begründen,
dass eine Inanspruchnahme
von Freiflächen notwendig
ist.
13,7 Prozent der Gesamt-
fläche Deutschlands wur-
den 2014 für neue Siedlun-
gen, Gewerbe und Verkehrsinfrastruktur
genutzt. Der Flächenverbrauch hat vielfäl-
tige negative Folgen. Eine sparsame und
effiziente Nutzung der Siedlungsflächen,
vor allem durch verstärkte Innenentwick-
lung, Nachverdichtung und kompakte Bau-
weisen, kann dafür sorgen, dass weniger
Boden für Bau- und Infrastrukturvorhaben
genutzt wird.
(schl/schi)
Weitere Infos und Grafiken finden Sie unter
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