WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 50/2016 - page 3

BUNDESPOLITIK
AUS DEN VERBÄNDEN
verbandes der Wohnungswirtschaft GdW:
− Der Staat soll Anreize schaffen, damit
ältere Menschen und die Wohnungs-
wirtschaft stärker in barrierefreien bezie-
hungsweise -armen Wohnraum inves-
tieren und den potenziellen Nutzen
technischer Angebote erkennen können.
Bund und Länder sollten dazu ihre För-
derprogramme für einen altersgerech-
ten Umbau von Wohnungen und des
Wohnumfeldes ausbauen und auf Dauer
gewährleisten.
− Die Anpassung der baulichen Struktu-
ren sollte stärker in die Erneuerungspro-
gramme im Bestand einbezogen wer-
den. Gezielte Zuschüsse für bestimmte
Umbaumaßnahmen sind deutlich besser
geeignet als die Vergabe zinsgünstiger
Kredite, weil so auch private Wohnungs-
eigentümerinnen und Wohnungseigen-
tümer sowie Mieterinnen und Mieter mit
mittleren Einkommen zum Umbau moti-
viert werden können.
− Die Beratung über die Formen, die Mög-
lichkeiten und die Bedeutung der alters-
gerechten Wohnungsanpassung sollte
ausgebaut werden.
Ausführlich setzt sich die Kommission mit
der Bedeutung technischer Assistenzsys-
teme auseinander. Sie fordert, älteren
Menschen hier den Zugang zu ermögli-
chen und verweist zustimmend mehrfach
auf den vom GdW herausgegebenen und
gemeinsam mit dem SIBIS Institut für Sozi-
alforschung und Projektberatung und dem
InWIS Institut für Wohnungswesen, Immo-
bilienwirtschaft, Stadt- und Regionalent-
wicklung erstellten Endbericht „Techni-
sche Assistenzsysteme für ältere Menschen
– eine Zukunftsstrategie für die Bau- und
Wohnungswirtschaft. Wohnen für ein lan-
ges Leben/AAL.“ Eine Umsetzung techni-
scher Assistenzsysteme im Regelbetrieb
setze voraus, so die Kommission, dass bis-
lang fehlende Standards entwickelt wer-
den und die Interoperabilität von Systemen
sichergestellt wird. Dazu müssten die Her-
steller und Anbieter von technischen Assis-
tenzsystemen kooperieren.
Die Kommission sieht zwei Voraussetzun-
gen für einen regelhaften Einsatz von Assis-
tenzsystemen: Erstens müssen unter Einbe-
ziehung verschiedener relevanter Akteure
tragfähige Geschäfts- und Finanzierungs-
modelle entwickelt werden, um die Kos-
ten für die privaten Haushalte zu senken.
Zweitens müssen die Assistenzsysteme so
gestaltet sein, dass ältere Menschen sie im
Alltag nutzen können und auch wollen.
Geeignete technische Assistenzsysteme
sollten in das Leistungsrecht der Kranken-
und Pflegekassen aufgenommen und mit
höheren Zuschüssen für förderfähige Hilfs-
mittel (Pflegehilfsmittelverzeichnis) verse-
hen werden. Auch diese Forderungen ent-
sprechen der GdW-Position.
Konkrete Vorschläge und Empfehlungen
gibt die Sachverständigenkommission auch
zu den Themen Gesundheit und Pflege.
Ein Schwerpunkt jedoch sind Empfehlun-
gen für die lokale Politik. Die Kommission
rät Kommunen, Ziele in den Handlungs-
feldern Gesundheit, Pflege und Wohnen
für ältere Menschen in sektor- und ebe-
nenübergreifenden Netzwerken koope-
rativ auszuhandeln und zu vereinbaren.
Kommunen müssten die für diese Rolle
notwendigen Kompetenzen entwickeln.
Die dafür notwendigen finanziellen Hand-
lungsspielräume könnten laut der Kom-
mission mithilfe eines Daseinsvorsorgepro-
gramms von Bund und Ländern gesichert
werden. Denkbar sei eine Finanzierung im
Zuge der Neuausrichtung des Solidarpakts
II über eine neue Gemeinschaftsaufgabe
„Daseinsvorsorge für strukturschwache
Kommunen“. In einem neuen „Leitge-
setz“ sollten gesetzgeberische Aktivitäten
des Bundes und der Länder zudem stets
daraufhin geprüft werden, ob sie Koope-
ration, Vernetzung, Aushandlung und die
Überwindung von Segmentierungen för-
dern oder erschweren.
(wed)
Die Langfassung des 7. Altenberichts
sowie eine redaktionell gestaltete Kurzfassung
sind online über
abrufbar.
Fortsetzung von Seite 2
Verbände in Sachsen-Anhalt ziehen positive Jahresbilanz 2016
Magdeburg – Anlässlich des Jahresabschlusses 2016 erklären die Verbandsdirektoren Jost Riecke vom Verband der
Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt (VdW) und Ronald Meißner vom Verband der Wohnungsgenossenschaften
Sachsen-Anhalt (VdWg): „Die kommunale und genossenschaftliche Wohnungswirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt
zieht für das Jahr 2016 eine insgesamt positive Bilanz. Die 195 Wohnungsunternehmen beider Verbände verwalten und
bewirtschaften circa 338.000 Wohnungen in denen circa 600.000 Menschen wohnen. Fast 93 Prozent des Gesamtwoh-
nungsbestandes der VdW/VdWg-Mitgliedsunternehmen sind voll- beziehungsweise teilmodernisiert. Nur noch rund
20.000 Wohnungen sind unsaniert und werden im Wesentlichen in den nächsten Jahren vom Markt genommen.“
Mit Blick auf die öffentliche Debatte um
Wohnungsmangel und bezahlbaren Wohn-
raum in Ballungszentren wie Hamburg,
München und Berlin kann für Sachsen-
Anhalt festgestellt werden, dass im gesam-
ten Land – auch in den Großstädten Mag-
deburg und Halle – kein Wohnungsmangel
besteht. Ein vergleichsweise gut moderni-
sierter Wohnungsbestand kann preisgüns-
tig angemietet werden. Gerade für Men-
schen mit geringem Einkommen stehen
ausreichend bezahlbare Wohnungen zur
Verfügung. Insgesamt hat die Wohnungs-
wirtschaft die positive Entwicklung der Vor-
jahre fortgesetzt. Diese Entwicklung wird
jedoch in den nächsten Jahren insbeson-
dere in Folge der weiteren demografischen
Veränderungen negativ beeinflusst.
Die wichtigsten Ergebnisse
− Die Wohnungsunternehmen investier-
ten seit 1990 gut 18 Milliarden Euro.
Allein im Jahr 2016 wurden rund 520
Millionen Euro investiert. Hauptsäch-
lich die Erhaltung und Modernisierung
der Bestandswohnungen, aber auch der
Neubau von Wohnungen an zukunfts-
fähigen Standorten bestimmt die Inves-
titionstätigkeit. Dabei sind Formen des
altersgerechten Wohnens Investitions-
schwerpunkt.
− Mit durchschnittlich 4,80 Euro pro Quad-
ratmeter liegen die Wohnungsangebote
der VdW/VdWg-Mitgliedsunternehmen
in einem sehr guten Preis-Leistungsver-
hältnis. Trotz hoher Investitionstätigkeit
sind die Durchschnittsmieten nur um
maximal ein Prozent gestiegen.
− Die
VdW/VdWg-Mitgliedsunterneh-
men haben ihre Entwicklungsstrategien
als Antwort auf den demografischen
Wandel im Jahr 2016 konsequent fort-
gesetzt: Sie haben in zukunftsfähige
Wohnquartiere investiert – in den Jahren
2015/2016 rund 900 Millionen Euro –
und in der Folge Arbeitsplätze stabilisiert
und geschaffen. Sie waren Hauptakteure
beim Stadtumbau in Sachsen-Anhalt und
haben 1.500 Wohnungen abgerissen. Sie
haben das Netz der sozialen und woh-
nungsnahen Dienstleistungen weiter-
entwickelt und vermehrt altersgerechte
Wohnungen geschaffen.
− Vor allem kommunale Wohnungsgesell-
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