WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 50/2016 - page 2

BUNDESPOLITIK
„Bezahlbares Bauland für alle Zielgruppen“ – Jahrestagung des Deutschen
Verbandes für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung
Berlin – Wie kann mehr bezahlbares Bauland für alle Zielgruppen mobilisiert werden? Die Empfehlungen, die der Deut-
sche Verband für Wohnungswesen, Städtebau und Raumordnung (DV) dazu im Rahmen des Bündnisses für bezahlbares
Wohnen und Bauen erarbeitet hat, stießen bei den Wohnungspolitikern des Bundes auf ein positives Echo. Bei der Jah-
restagung des DV am 29. November 2016 im Bausparhaus in Berlin wurde auch Bilanz dazu gezogen, inwieweit diese
Empfehlungen mittlerweile schon umgesetzt sind.
Bauland ist der limitierende Faktor für
bezahlbaren Wohnungsneubau in städti-
schen Wachstumsräumen. Mehr noch als
die hohen Preise für Bauland schränkt der
grundsätzliche Mangel an Bauland den
Wohnungsneubau ein. In seinem Vortrag
griff
Florian Pronold
, Parlamentarischer
Staatssekretär im Bundesministerium für
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor-
sicherheit, eine zentrale Empfehlung der
vom DV koordinierten Bündnis-Arbeits-
gruppe „Aktive Liegenschaftspolitik“ auf.
So sei es sinnvoll, das bodenrechtliche Ins-
trumentarium um ein „Innenentwicklungs-
Maßnahmengebiet“ zu ergänzen, um die
Baulandentwicklung im Innenbereich zu
stärken.
Nachbesserungsbedarf bei Lärm-
schutz-Regelungen
In der Podiumsdiskussion mit Wohnungs-
politikern der Bundestagsfraktionen wurde
darüber hinaus die Aufnahme der neuen
Kategorie des „Urbanen Gebiets“ in die
Baunutzugsverordnung diskutiert. Damit
werden eine flexiblere Nutzungsmischung
und höhere bauliche Dichten ermöglicht,
wie in den beliebten gemischtgenutzten
Gründerzeitvierteln. Einigkeit bestand in
der Runde darin, dass noch Nachbesse-
rungsbedarf hinsichtlich der Regelungen
zum Lärmschutz bestehen. So wird die not-
wendige Gestaltungsvariabilität zur Sicher-
stellung gesunder Wohn- und Arbeitsver-
hältnisse durch die derzeitigen Regularien
erschwert und zum Teil ganz verbaut. Dass
die Kommunen vielfach bereits erfolgsver-
sprechende Baulandstrategien umsetzen,
zeigten Vorträge aus den Städten Münster
und Bremen. Um Zielkonflikten entgegen-
zuwirken, setzen die Münsteraner bei der
verstärkten Innenentwicklung nicht nur auf
eine Quote für den sozialen Wohnungsbau,
sondern auch auf preisreduzierte Grundstü-
cke für den Eigenheimbau von Schwellen-
haushalten. Gleichzeitig wird eine maßvolle
Außenentwicklung betrieben, um ausrei-
chenden und bezahlbaren Wohnraum zu
schaffen. In der Hansestadt Bremen ist die
strategische Baulandpolitik Teil des woh-
nungspolitischen Bündnisses, zu dem sich
kommunale, genossenschaftliche und pri-
vate Wohnungsunternehmen und Bauträ-
ger zusammengeschlossen haben. Neben
einer Beförderung der Zusammenarbeit aller
Akteure soll das Bündnis ein „Klima für den
Wohnungsbau“ im Stadtstaat erzeugen.
Wohneigentum und Mietwohnungs-
bau nicht gegeneinander ausspielen
„Es ist schwierig, wenn man Wohngebiete
nur für Leute der gleichen Einkommens-
stufe baut. Wir brauchen gemischte Quar-
tiere“, betonte Dr.
Jürgen Heyer
, Präsident
des Deutschen Verbandes. Damit sprach er
einen weiteren zentralen Punkt des Bau-
land-Themas an: Ausgewogene Strategien
sind notwendig, die den Ansprüchen und
Bedarfen der verschiedenen Haushalte
gerecht werden. Wir brauchen Flächen für
Genossenschafts- und Mietwohnungen,
aber auch für Eigenheime, Eigentumswoh-
nungen und Baugruppen. Wohneigentum
und Mietwohnungsbau sollten dabei laut
Dr. Heyer nicht gegeneinander ausgespielt
werden, sondern sich vielmehr ergänzen.
(mag/schi)
Weitere Infos unter diesem Kurz-Link:
Dr. Jürgen Heyer, Präsident des Deutschen
Verbands für Wohnungswesen, Städtebau und
Raumordnung.
Foto: DV/Michael Kirsten
Altenbericht stützt wesentliche Forderungen der Wohnungswirtschaft
Berlin – Für den Lebensalltag der Menschen, besonders aber für die Älteren, haben das kommunale und das lokale Umfeld
eine besondere Bedeutung. Die Infrastruktur und die sozialen Netzwerke vor Ort bestimmen maßgeblich die Qualität des
Lebens im Alter mit. Dabei geht es vor allem um gesundheitliche und pflegerische Versorgung sowie Wohnen und Wohn-
umfeld. Das ist ein wesentliches Ergebnis des im November 2016 veröffentlichten 7. Altenberichts der Bundesregierung
„Sorge und Mitverantwortung in der Kommune – Aufbau und Sicherung zukunftsfähiger Gemeinschaften“.
Der Bericht zeigt auf, was die Politik auf
lokaler Ebene tun kann, um für alle Men-
schen ein möglichst selbstbestimmtes
Leben im Alter zu ermöglichen. Über fünf-
zig Seiten widmen die Autoren dabei allein
dem Thema Wohnen und Wohnumfeld.
Dabei stützen wesentliche Empfehlungen
der Kommission die Position des Spitzen-
Weiter auf Seite 3
Klimaschutz, mit denen das Wohnen noch
teurer wird“, kommentierte der Haupt-
geschäftsführer des Hauptverbandes der
Deutschen Bauindustrie,
Michael Knip-
per
, die Zielvorgaben. Bei der Bezahlbarkeit
der notwendigen Maßnahmen und deren
sozialen Auswirkungen bringt der Klima-
schutzplan 2050 die Wohnungswirtschaft
endgültig an ihre Grenzen. „Statt immer
schärferer Anforderungen braucht es end-
lich praktikable Rahmenbedingungen für
dezentrale Energieversorgung und Mieter-
strom. Die Wohnungs- und Immobilien-
wirtschaft muss die Ziele eines klimaneut-
ralen Gebäudebestands auf bezahlbare Art
und Weise erreichen können. Alles andere
ist unwirtschaftlich und unsozial“, so
Axel
Gedaschko
, Präsident des Spitzenverban-
des der Wohnungswirtschaft GdW.
(sti/kön/schi)
Fortsetzung von Seite 1
2
50/2016
1 3,4,5,6
Powered by FlippingBook