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AUS DEN VERBÄNDEN
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Städtebau der Zukunft: Pilotprojekt mit fünf Testwohnungen bei sächsischen
Wohnungsgenossenschaften
Leipzig – Der Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) hat zusammen mit dem Sächsischen Staatsminis-
terium des Innern (SMI) ein Pilotprojekt zur Praxiserprobung von Lösungsansätzen aus den Ergebnissen der Studie Städ-
tebau der Zukunft und dem definierten Standard der „Mitalternden Wohnung“ initiiert. Es wurden fünf Testwohnungen
geschaffen, die ein selbstbestimmtes Wohnen und Leben im Alter ermöglichen und gleichzeitig die sinnvolle Nutzbarkeit
des Wohnraums für jüngere Generationen belegen.
Die Wohnungsgenossenschaft UNITAS eG
in Leipzig hat drei, die Wohnungsbauge-
nossenschaft Burgstädt eG zwei Wohnun-
gen mit einem Zuschuss von 10.000 Euro
pro Wohnung barrierefrei umgebaut und
mit Assistenzsystemen ausgestattet. Im
Gegenzug verpflichteten sich die beiden
Wohnungsgenossenschaften, dass die Net-
Vor der UNITAS-Wohnung in der Erika-von-Brockdorff-Straße: Jürgen Linke (Wohnungsbaugenos-
senschaft Burgstädt eG), Steffen Foede (Wohnungsbaugenossenschaft UNITAS eG), Ulrich Menke
(Sächsisches Staatsministerium des Innern) und Axel Viehweger (VSWG) (v. l.)
Foto: VSWG
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„GdW Publikationen“
tokaltmiete mindestens 10 Jahre lang 6,50
Euro kalt pro Quadratmeter beträgt.
Mit den Fördermitteln des SMI konnte
die Wohnungsgenossenschaft UNITAS
im letzten Halbjahr drei Ein- bis Zwei-
raumwohnungen in Gohlis und Grünau
nach modernstem Standard barrierefrei
umbauen und mit AAL-Technik ausrüsten.
Zu den Ausstattungsdetails gehören Rauch-
und Wassermelder, Notrufanbindung,
beleuchtete Taster, LED-Orientierungslicht,
eine Schnittstelle für Smartphone sowie
Tablet und vieles mehr.
„In Leipzig verstärkt sich der demografische
Wandel. Wir werden nicht nur immer mehr,
sondern auch immer älter und wollen trotz-
dem selbstbestimmt Leben. 2025 wird jeder
10. Sachse 80 Jahre oder älter sein. Unter
anderem fehlt für diese Gruppe entspre-
chender bezahlbarer und moderner Wohn-
raum. Kaum ein ostdeutscher Rentner kann
sich eine Neubau- oder eine aufwändig
sanierte Wohnung für acht bis 10 Euro kalt
pro Quadratmeter leisten. Darunter aber ist
dies heutzutage für kein wirtschaftlich den-
kendes Unternehmen mehr zu realisieren.
Mit den Fördermitteln des SMI konnten wir
jetzt zumindest für drei Wohnungen dieses
Dilemma lösen und langfristig Mieten von
6,50 Euro realisieren. Ich wünsche mir sehr,
dass dieses wichtige Projekt eine Zukunft
hat“, so
Steffen Foede
, Vorstand der Woh-
nungsgenossenschaft UNITAS.
Dass die Wohnungen auch bei den Leipzi-
gern ankommen, zeigte sich bereits beim
Vermietungsstart. „Auffällig dabei war, dass
diese nicht nur für die ältere Generation
interessant sind“, betonte Steffen Foede.
Für den VSWG ist das lebenswerte Altern
in eigener Häuslichkeit eines seiner zent-
ralen Themen. „Altersarmut, Pflegeperso-
nalverknappung, Infrastrukturdefizite in
ländlichen Regionen und die Erosion fami-
lialer und informeller Hilfestrukturen kön-
nen nur mit entsprechenden Angeboten
bewältigt werden. Wir benötigen Unter-
stützung für ein selbstbestimmtes Woh-
nen und Leben durch bedarfsgerechte
bauliche, soziale und unterstützende tech-
nische Dienstleistungen. Durch das Errei-
chen dieses Ziels kann eine längere Ver-
weildauer in den Wohnungen sowie damit
einhergehend eine Entlastung der Sozial-
systeme erfolgen“, erklärte Dr.
Axel Vieh-
weger
, Vorstand des VSWG. Die Sozial-
systeme können um rund drei Milliarden
Euro pro Jahr entlastet werden, wenn auf-
grund des Wohnungsumbaus bei 15 Pro-
zent der Menschen, die pflegebedürftig
werden, eine Aufnahme in ein Heim ver-
mieden beziehungsweise die Verweildauer
in der eigenen Wohnung verlängert wer-
den kann. Projekte wie diese sind daher
von hoher gesellschaftlicher Bedeutung.
„Was wir jetzt benötigen, ist die Schaffung
eines sachsenweiten Förderprogramms zur
Unterstützung demografisch relevanter
Wohnungsumbauten, zur Finanzierung der
Investition für Unternehmen und um die
Nutzer der Wohnungen meist Rentenemp-
fänger nicht über ihre Möglichkeiten hin-
aus zu belasten“, so der VSWG-Vorstand.
In der nächsten Phase des Pilotprojektes
werden die Mieter der fünf Testwohnun-
gen circa sechs Monate nach dem Einzug
nach ihren Erfahrungen befragt. Ergebnis
des Pilotprojektes sind praxiserprobte, sinn-
volle Ausstattungsmerkmale für generatio-
nengerechtes, bezahlbares Wohnen. Dies
soll eine Basis für einen Standard sein, der
im Bedarfsfall der Städtebau- und Wohn-
raumförderung zugrunde gelegt werden
kann.
(jak/schi)
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