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JAHRESSTATISTIK
Um Mietschulden vermeiden zu können,
sei es aber ebenso wichtig, dass Vermieter
beziehungsweise Wohnungsunternehmen
vor Abschluss eines Mietvertrags – also bei
der Kontaktaufnahme und Informationsbe-
schaffung – die Mietbewerber erfolgreich
dahingehend prüfen können, ob sie zah-
lungsfähig und zahlungswillig sind. Ver-
mieter müssen entsprechende Bonitäts-
auskünfte über Mietbewerber einholen
dürfen, denn sie dienen auch dem Mieter
als Schutz vor Überschuldung. Die west-
deutschen GdW-Unternehmen führten
zum Jahresende 2015 rund 181 Millionen
Euro Mietschulden in ihren Büchern, die
ostdeutschen rund 205 Millionen Euro.
Energieeffizienz braucht Freiwilligkeit
und Flexibilität
Ein zentrales Thema für die Wohnungswirt-
schaft ist die Umsetzung der Energiewende
im Gebäudebereich. „Wir können hier nur
vorankommen, wenn die Unternehmen
unter der Maßgabe ihrer Wirtschaftlichkeit
und der Leistungsfähigkeit der Mieter han-
deln können. Die Umsetzung von Energie-
sparmaßnahmen muss sich für Eigentümer
und Mieter lohnen“, erklärte Gedaschko.
„Freiwilligkeit und Flexibilität bei den Ener-
giesparmaßnahmen haben sich bei Wohn-
gebäuden bisher bestens bewährt. Es dür-
fen keine Zwangsmaßnahmen verordnet
werden, sondern es muss noch viel mehr
auf Anreizsysteme gesetzt werden.“ Im
Gebäudebereich ist nicht alles von heute
auf morgen realisierbar, sondern Erneue-
rungszyklen brauchen Zeit und stabile Rah-
menbedingungen. Nur so wird es neben
wenigen Leuchtturmprojekten auch eine
Energiewende in der Breite geben kön-
nen“, sagte Gedaschko. Zusätzliche, über-
höhte energetische Mindestanforderungen
würden dagegen jegliches wirtschaftliches
Handeln der Wohnungswirtschaft unter-
graben.
Rund 67 Prozent der GdW-Gebäude
bereits energiesparend modernisiert
Die Wohnungswirtschaft wird ihrer Vorrei-
terrolle beim Erreichen der Klimaschutz-
ziele weiterhin gerecht. Die Wohnungen
der vom GdW vertretenen Wohnungs-
und Immobilienunternehmen weisen
einen hohen Modernisierungsstand auf.
Seit 1990 wurden bereits rund 67 Prozent
der Wohnungen energetisch modernisiert,
mehr als die Hälfte davon komplett, das
heißt inklusive Wärmedämmung. Damit
ist die Zahl der energetisch sanierten
Wohnungen allein seit 2007 um 10,1 Pro-
zentpunkte angestiegen. Besonders hoch
ist der Stand der energetischen Moderni-
sierung in den neuen Ländern. Hier sind
bereits 88,5 Prozent der Gebäude energe-
tisch voll- oder teilmodernisiert. Aber auch
in den alten Ländern klettert der energeti-
Fortsetzung von Seite 1
Energieeffiziente Wohnungswirtschaft: Seit 1990 wurden bereits rund 67 Prozent der Wohnungen
energetisch modernisiert.
Quelle: GdW-Jahresstatistik
ZITAT DER WOCHE
Foto: Winfried Mausolf
GdW-Präsident Axel Gedaschko am
4. Juli 2016 bei der Jahres-Pressekonfe-
renz der Wohnungswirtschaft
„Die Umsetzung von Energiespar-
maßnahmen muss sich für Eigen-
tümer von Wohngebäuden und
Mieter lohnen. Freiwilligkeit und
Flexibilität haben sich hier bis-
her bestens bewährt. Es dürfen
keine Zwangsmaßnahmen ver-
ordnet werden, sondern es muss
noch viel mehr auf Anreizsysteme
gesetzt werden.“
sche Sanierungsstand nach oben. Hier sind
rund 52,8 Prozent der Wohnungen bereits
energetisch voll- oder teilmodernisiert. „Die
GdW-Unternehmen sind in doppelter Hin-
sicht Vorreiter: Sie investieren stark in die
Modernisierung ihrer Wohnungsbestände,
schöpfen aber trotz steigender Kosten an
allen Fronten die Umlagemöglichkeiten
auf die Mieten bei weitem nicht vollstän-
dig aus“, erklärte Gedaschko. Diejenigen,
die ihre Investitionen auf Luxusmodernisie-
rungen beschränkten, seien die „schwar-
zen Schafe“ der Branche. „Die Wohnungs-
wirtschaft dagegen will sich weiterhin für
den Klimaschutz stark machen und diesen
sozial verträglich umsetzen. Dazu brau-
chen wir dringend stärkere und attrakti-
vere Förderung durch die KfW in Form von
Zuschüssen und vergünstigten Krediten“,
so Gedaschko. „Die energetischen Anfor-
derungen dürfen nicht verschärft und die
Förderung muss eine Stufe hochgefahren
werden, wenn es in Deutschland in großer
Breite weiterhin energetisch zukunftsfähi-
ges Wohnen zu bezahlbaren Mieten geben
soll.“ Der GdW-Chef forderte einen kom-
pletten Neustart bei der Energieeinsparver-
ordnung (EnEV). Angesichts der Herausfor-
derung, viel, preiswert und klimaschonend
zu bauen, kommen wir mit linearen Ver-
schärfungen der EnEV nicht weiter. Die
Wohnungswirtschaft plädiert dafür, die
Anforderung an den Wärmeschutz nicht
weiter zu verschärfen, sondern das Augen-
merk verstärkt auf die CO
2
-Minderung zu
legen. Den Wohnungsunternehmen soll-
ten weitere Maßnahmen zur CO
2
-Minde-
rung ermöglicht werden. Dazu gehören
die Nutzung von Photovoltaikanlagen und
Blockheizkraftwerken ohne steuerliche
Nachteile, die Nutzung von erneuerba-
rem Strom für Wärme und der Einkauf von
Biogas und Ökostrom. Die Wohnungswirt-
schaft fordert, die Rahmenbedingungen für
den Strommarkt den Realitäten anzupassen
und Mieterstrom angemessen zu berück-
sichtigen.
(burk/schi)
Die ausführliche Jahresbilanz des GdW finden
Sie unter diesem Kurz-Link:
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