WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 14/2016 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Baupreise in Berlin und Brandenburg steigen deutlich
Berlin – Die Baupreise in Berlin steigen über 20 Mal so schnell wie das allgemeine Preisniveau. Im Land Brandenburg sind
sie mehr als doppelt so schnell gestiegen wie die allgemeinen Verbraucherpreise. Das geht aus Zahlen des Amtes für Sta-
tistik Berlin-Brandenburg für den Zeitraum Februar 2015 bis Februar 2016 hervor, die am 4. April 2016 vorgelegt wurden.
„Die Entwicklung der Baupreise ist sehr
besorgniserregend. Bezahlbares Bauen ist
eine Grundvoraussetzung für bezahlbares
Wohnen. Deshalb muss jetzt alles getan
werden, dass Bauen günstiger wird“, so
Maren Kern, Vorstand beim Verband Ber-
lin-Brandenburgischer Wohnungsunter-
nehmen (BBU).
Berliner Baupreise heben ab
Den Statistiken zufolge sind die Baupreise
in Berlin zwischen Februar 2015 und 2016
um 2,2 Prozent gestiegen. Im gleichen Zeit-
raum lag die allgemeine Inflationsrate bei
-0,1 Prozent. Damit entwickelten sich die
Baupreise über 20 Mal so schnell wie die
Verbraucherpreise insgesamt. „Die Auswir-
kungen der zum 1. Januar 2016 in Kraft
getretenen weiteren Verschärfung der
Energieeinsparverordnung sind hier noch
nicht einmal enthalten“, unterstrich Kern.
Zu den steigenden Baupreisen kämen auch
noch die rasant kletternden Preise für Bau-
land hinzu. Auch im Mehrjahresvergleich
gibt die Entwicklung der Baupreise für die
Wohnungswirtschaft in Berlin Anlass zur
Sorge. Bis Ende 2015 sind die Baupreise in
Berlin um gut 75 Prozent schneller gestie-
gen als das allgemeine Preisniveau. Im Ver-
gleich zum Basisjahr 2010 lag der Preisin-
dex für Wohngebäude im Dezember 2015
bei 113,5, der Verbraucherpreisindex aber
nur bei 107,7.
Kritik an Diskussion zu Bauordnungs-
Novelle
Mit Blick auf die Diskussion um eine Ver-
schärfung der Vorgaben zum Anteil barri-
erefreier Wohnungen im Neubau im Zuge
der anstehenden Novellierung der Berliner
Bauordnung mahnte Kern: „Berlin braucht
dringend bezahlbaren Wohnungsbau. Da
wäre das weitere Hochschrauben von Stan-
dards ein völlig falsches Signal.“
Die im parlamentarischen Verfahren
befindliche Novellierung sieht vor, dass ein
Drittel aller Berliner Neubauwohnungen in
Gebäuden mit mehr als vier Geschossen
künftig barrierefrei errichtet werden soll.
Ab 2020 sollen es sogar 50 Prozent sein.
Aufgrund des höheren Flächenverbrauchs
und des deutlich größeren Planungsauf-
wands würde das für diese Wohnungen
eine Baukostensteigerung um bis zu zehn
Prozent beziehungsweise rund 16.000 Euro
bedeuten. Pro Jahr könnte daraus für die
jeweiligen Mieterhaushalte eine Mehrbe-
lastung um rund 800 Euro erwachsen.
Eine ausreichende Zahl behindertengerech-
ter Wohnungen sei wichtig, unterstrich
Kern. Gerade im Alter komme es dabei
aber auf die Bezahlbarkeit an. „Barrierefrei
hergestellte Wohnungen sind teuer und
die Grundrisse sowie Ausstattungsmerk-
male bei Mieterinnen und Mietern, die
nicht darauf angewiesen sind, nicht sehr
beliebt. Deshalb werden sie nach Erfahrun-
gen unserer Mitgliedsunternehmen wenig
nachgefragt“, so Kern. „Statt auf starre,
teure DIN-Vorgaben sollte bei der demo-
grafiegerechten Ausstattung von Wohnun-
gen deshalb besser auf praxisgerechte und
bezahlbare Lösungen gesetzt werden, die
von allen genutzt werden können. Deshalb
brauchen wir dringend eine Diskussion um
eine sinnvolle Definition von Barrierefrei-
heit.“
Brandenburgs Baupreise galoppieren
Der Statistik zufolge sind die Baupreise
im Land Brandenburg zwischen 2010 und
2015 um 15,4 Prozent gestiegen; die Ver-
braucherpreise insgesamt stiegen im sel-
ben Zeitraum nur um 6,3 Prozent. Damit
entwickelten sich die Baupreise 2,4 Mal
so schnell wie die allgemeinen Preise. Mit
Blick auf den Zeitraum 2013 bis 2015 zeigt
sich zudem eine weitere Beschleunigung
deutlich: In diesem Dreijahreszeitraum ent-
wickelten sich die Baupreise 5,2 Mal so
stark wie das allgemeine Preisniveau. „Die
Auswirkungen der zum 1. Januar 2016 in
Kraft getretenen weiteren Verschärfung
der Energieeinsparverordnung sind hier
noch nicht einmal enthalten“, unterstrich
Kern.
Die Wohnungswirtschaft in Brandenburg
appelliert deshalb an die Brandenbur-
ger Landesregierung, sich für eine rasche
Umsetzung der Empfehlungen der Bau-
kostensenkungskommission einzusetzen.
Die von Bundesbauministerin Barbara Hen-
dricks eingesetzte Kommission hatte Ende
2015 ihren Abschlussbericht mit zahlrei-
chen Empfehlungen zur Senkung von Bau-
kosten vorgelegt. „Diesen Worten müssen
nun schnell Taten folgen“, so Kern.
(ebe/schi)
Wohnungswirtschaft im Westen:
Serielle Bauweise könnte Wohnungsmärkte entlasten
Düsseldorf – Damit schnell viele bezahlbare Wohnungen entstehen, soll die serielle Fertigung von Wohngebäuden
unterstützt werden. Technisch ist Vieles machbar. Anlässlich der Fachtagung „Serieller Wohnungsbau – viel, schnell, gut“
am 4. April 2016 in der NRW.Bank in Düsseldorf diskutierten die Akteure darüber, welche Maßnahmen notwendig sind.
Zu der Veranstaltung eingeladen hatten das nordrhein-westfälische Bauministerium, der Verband der Wohnungs- und
Immobilienwirtschaft (VdW) Rheinland Westfalen und der Bauindustrieverband Nordrhein-Westfalen.
„Unsere Wohnungsbauoffensive greift“,
sagte NRW-Bauminister
Michael Gro-
schek
(SPD). „Das zeigt sich unter ande-
rem daran, dass die Zahl der Wohnungen,
die mit Mitteln des Wohnraumförderpro-
gramms gefördert wurden, 2015 um gut
37 Prozent gegenüber dem Vorjahr ange-
stiegen ist. Dieser Trend setzt sich mit ver-
stärkter Dynamik 2016 fort. Aber: Es müs-
sen noch viel mehr bezahlbare Wohnungen
für alle Menschen entstehen, und das
schnell. Die Förderkulisse ist wichtig, aber
wir setzen auch auf Innovation und gute
Lösungsansätze.“ Ein solcher Lösungsan-
satz ist die serielle Bauweise. Dadurch kön-
nen Gebäude deutlich zügiger errichtet und
Genehmigungsprozesse verkürzt werden.
„Insbesondere bei unseren skandinavi-
Weiter auf Seite 4
Alexander
Rychter
will sich für
schnellere
Genehmi-
gungsprozes-
se einsetzen,
um Bauvorha-
ben schneller
voran treiben
zu können.
Fotos: Sven Neidig/VdW
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