WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 18/2015 - page 3

BUNDESPOLITIK
Neue Bevölkerungsvorausberechnung für Deutschland bis 2060
Wiesbaden – Ein Bevölkerungsrückgang ist in Deutschland auf lange Sicht unvermeidbar. Denn die Zahl der Gestorbenen
wird die Zahl der Geborenen immer stärker übersteigen. Diese Lücke kann nicht auf Dauer durch den positiven Saldo aus
Zuzügen nach und Fortzügen aus Deutschland geschlossen werden.
„Die Bevölkerungszahl von 80,8
Millionen Menschen im Jahr
2013 wird je nach Ausmaß der
angenommenen Nettozuwan-
derung voraussichtlich noch 5
bis 7 Jahre steigen und anschlie-
ßend abnehmen“, sagte
Rode­
rich Egeler
, Präsident des Statis-
tischen Bundesamtes (Destatis),
im Rahmen der Pressekonferenz
zur 13. koordinierten Bevölke-
rungsvorausberechnung. „Unter
den Stand von 2013 sinkt sie frü-
hestens 2023. Im Jahr 2060 wird
die Einwohnerzahl 67,6 Millionen
bei schwächerer Zuwanderung
und 73,1 Millionen bei stärkerer
Zuwanderung betragen.“
Um neue Erkenntnisse zeitnah
zu berücksichtigen, werden die
Bevölkerungsvorausberechnun-
gen des Statistischen Bundes-
amtes in der Regel alle drei Jahre
aktualisiert. Die 13. koordinierte
Bevölkerungsvorausberechnung
erscheint allerdings mit einem
größeren Abstand zu ihrer Vor-
gängerin aus dem Jahr 2009. In
der Zwischenzeit hat die amtliche
Statistik den Zensus 2011 durch-
geführt. Seine Ergebnisse muss-
ten abgewartet und dann die
Auswirkungen auf die demogra-
fischen Indikatoren untersucht werden. Der
neuen Vorausberechnung liegt der Bevöl-
kerungsbestand am 31. Dezember 2013
zugrunde, der auf der Fortschreibung nach
dem Zensus beruht. "Die 13. koordinierte
Bevölkerungsvorausberechnung zeichnet
mit ihren acht Varianten und drei Modell-
rechnungen zum einen die aus heutiger
Sicht absehbaren künftigen Entwicklun-
gen auf. Zum anderen gibt sie Aufschluss
über den Einfluss der einzelnen demogra-
fischen Komponenten – Geburtenhäufig-
keit, Sterblichkeit und Wanderungen – auf
die Bevölkerungsentwicklung.
Langfristige Bevölkerungsvorausberech-
nungen sind allerdings keine Prognosen.
Sie liefern „Wenn-Dann-Aussagen“ und
zeigen, wie sich die Bevölkerung und deren
Struktur unter bestimmten Annahmen ver-
ändern würden. Den dargestellten Ergeb-
nissen liegen zwei von insgesamt acht
Varianten der 13. koordinierten Bevölke-
rungsvorausberechnung zugrunde. Diese
Varianten beschreiben die Entwicklung bis
2060 unter den Annahmen einer durch-
schnittlichen jährlichen Geburtenrate von
1,4 Kindern je Frau bei einem steigen-
den durchschnittlichen Alter der Frau bei
der Geburt des Kindes, eines Anstiegs der
Lebenserwartung um 7 (Männer) bezie-
hungsweise 6 Jahre (Frauen) und unter
zwei unterschiedlichen Wanderungsan-
nahmen. Die erste Wanderungsannahme
geht von einem Abflachen der anfangs
sehr hohen jährlichen Nettozuwanderung
von 500.000 auf 100.000 Personen inner-
halb von 6 Jahren bis zum Jahr 2021 aus.
Anschließend bleibt der Wanderungssaldo
bei 100.000 Personen pro Jahr. Im zwei-
ten Szenario wird angenommen, dass der
jährliche Wanderungssaldo bis zum Jahr
2021 auf 200.000 Personen sinken und
sich dann auf diesem Niveau verfestigen
wird. Destatis bezeichnet diese Varianten
als „Kontinuität bei schwächerer Zuwan-
derung“ (Variante 1) und „Kontinuität bei
stärkerer Zuwanderung“ (Variante 2).
Besonders stark wird die Bevölkerung im
erwerbsfähigen Alter schrumpfen. Die
Anzahl der 20- bis 64-Jährigen (2013: 49
Millionen) wird ab 2020 deutlich
zurückgehen und 2060 je nach
Stärke der Nettozuwanderung
etwa 34 beziehungsweise 38
Millionen betragen (– 30 Prozent
beziehungsweise – 23 Prozent).
Der Anteil der 20- bis 64-Jähri-
gen an der Gesamtbevölkerung
wird von 61 Prozent im Jahr 2013
auf etwa 51 Prozent beziehungs-
weise 52 Prozent im Jahr 2060
sinken. Wird das Erwerbsalter
mit 67 statt mit 65 Jahren abge-
grenzt, so werden es 2060 noch
etwa 36 bis 40 Millionen sein.
Ebenso zurückgehen wird die jün-
gere Bevölkerung im Alter unter
20 Jahren von gegenwärtig 15
Millionen auf 11 beziehungs-
weise 12 Millionen im Jahr 2060
(– 26 Prozent beziehungsweise
– 18 Prozent). Ihr Anteil an der
Gesamtbevölkerung wird dabei
von 18 Prozent auf 16 Prozent
zurückgehen.
Dagegen wird die Anzahl der
Menschen im Alter ab 65 Jahren
weiter steigen. Besonders stark
wird diese Altersgruppe in den
nächsten 20 Jahren wachsen,
wenn die geburtenstarken Jahr-
gänge sukzessive in dieses Alter
aufrücken. Im Jahr 2060 wird
die Anzahl der ab 65-Jährigen 22 bis 23
Millionen betragen. Während derzeit jede
fünfte Person dieser Altersgruppe angehört
(2013: 21 Prozent) wird es 2060 jeder dritte
sein (2060: 32 Prozent beziehungsweise
33 Prozent).
Die demografische Alterung schlägt sich
besonders deutlich in den Zahlen der
Hochbetagten nieder. Im Jahr 2013 leb-
ten 4,4 Millionen 80-Jährige und Ältere in
Deutschland. Ihre Anzahl wird 2060 mit
insgesamt 9 Millionen etwa doppelt so
hoch sein wie heute. Der Anteil der Hoch-
altrigen an der Gesamtbevölkerung betrug
2013 rund 5 Prozent, bis 2060 wird er auf
12 Prozent beziehungsweise 13 Prozent
zunehmen. Vier von zehn Menschen im
Alter ab 65 Jahren werden dann 80 Jahre
und älter sein.
(zah/burk)
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Quelle: Statistisches Bundesamt 2015
Die Vorausberechnung des Statistischen Bundesamtes ergibt:
Deutschlands Bevölkerung wird auf lange Sicht schrumpfen.
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