WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 24/2015 - page 2

nen, die für immer mehr Leistungsempfän-
ger nach SGB II aufkommen müssen.
„Das Wohngeld leistet einen wichtigen Bei-
trag zur Erhaltung und Schaffung stabiler
Bewohnerstrukturen in den Quartieren“,
so der GdW-Chef. Durch das Wohngeld
sind Haushalte mit geringem Einkommen
nicht auf das enge Wohnungssegment mit
besonders günstigen Mieten beschränkt,
sondern haben auch Zugang zu Wohnun-
gen mit durchschnittlichen Mieten. „Das
Wohngeld muss gestärkt werden, damit
der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft
nicht in Gefahr gerät“, warnte Gedaschko.
„Dazu gehört auch die Einführung einer
Heiz- und Energiekostenkomponente“, so
der GdW-Chef. Denn nach einem anfäng-
lichen Absinken der Heizkosten nach der
letzten Wohngeldreform 2009 sind diese –
wie auch die Energiekosten insgesamt – in
den letzten Jahren wieder deutlich gestie-
gen. Die Streichung des Zuschusses im Jahr
2011 war damit das falsche Signal. „Eine
neue Heiz- und Energiekostenkomponente
muss, wie das Wohngeld selbst, ebenfalls
jährlich angepasst werden, ansonsten ver-
pufft die mit dem aktuellen Gesetzesent-
wurf beabsichtigte Wirkung wie heiße
Luft“, so Gedaschko.
(schi)
Eine Stellungnahme des GdW zum Wohngeld
finden Sie unter
der Rubrik
„Wohnen & Stadt“, „Mietrecht“
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BUNDESPOLITIK
Energieausweis ist laut Bundesregierung „gut bekannt“
Berlin – Die Bundesregierung sieht laut ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ-
NEN keinen Anlass zu der Annahme, dass der in der Energieeinsparverordnung von 2014 geregelten Pflicht zur Vor-
lage von Energieausweisen nicht nachgekommen werde. Der Energieausweis ist nach Einschätzung der Bundesre-
gierung sowohl in der Immobilienbranche als auch den Kauf-, Miet-, Pacht- und Leasinginteressenten gut bekannt.
Dass der Energieausweis als Bedarfsaus-
weis oder als Verbrauchsausweis ausge-
stellt werden kann, habe gute Gründe.
Damit werde den unterschiedlichen
Gegebenheiten am Immobilienmarkt
und dem unterschiedlich hohen Einfluss
des Nutzerverhaltens auf den Verbrauch
in geeigneter Weise Rechnung getragen.
Bei der Weiterentwicklung des Energie-
ausweises will die Bundesregierung auf
Verlässlichkeit achten, damit das schon
seit mehreren Jahren bestehende Regel-
werk zum Energieausweis nicht an
Akzeptanz verliert.
(vogl/hib/kön/schi)
Weitere Infos zum Energieausweis
finden Sie unter
der Rubrik
„Energie & Technik“, „Energieeffizienz“
AUS DEN VERBÄNDEN
Hessen: Wohnungsmärkte am Wendepunkt?
Frankfurt am Main – Seit einem knappen Jahr ist die Zahl der Baugenehmigungen rückläufig, obwohl der Bedarf an
Wohnraum noch längst nicht gedeckt ist. Denn die Nachfrage nach Wohnungen, vor allem in den Ballungsgebieten,
ist anhaltend hoch. Dies sind die zentralen Ergebnisse des diesjährigen Konjunkturberichts der Arbeitsgemeinschaft der
Wohnungs- und Immobilienverbände Hessen, den die wohnungswirtschaftlichen Verbände Hessens am 9. Juni 2015 in
Frankfurt vor Medienvertretern erläuterten. Sie forderten daher eine umgehende Verbesserung der bauwirtschaftlichen
Rahmenbedingungen.
Seit 2009 seien die Zahlen der Baugeneh-
migungen in jedem Jahr gestiegen, mit
Raten von bis zu knapp 30 Prozent. Im Jahr
2014 seien sie im Neubaubereich dagegen
erstmals wieder leicht rückläufig. „Das ist
eine äußert beunruhigende Entwicklung“,
sagte
Gerald Lipka
vom BFW Landesver-
band Freier Immobilien- und Wohnungs-
unternehmen Hessen/Rheinland-Pfalz/
Saarland. Und diese scheine sich 2015
noch zu verstärken: Im ersten Quartal hät-
ten die Zahlen um acht Prozent niedriger
als im Vorjahr und um 30 Prozent niedri-
ger als 2013 gelegen. „Angesichts dieser
Zahlen müssen wir für das gesamte Jahr
2015 mit einem Rückgang von neun bis
10 Prozent bei den Baugenehmigungen
rechnen“, so Lipka. Zwar seien die Bau-
fertigstellungen nach wie vor auf einem
hohen Niveau, dies sei aber ein Nachklapp-
effekt der hohen Baugenehmigungszah-
len der letzten Jahre. „Wenn wir nun den
Peak bei der jüngsten Bauaktivität schon
wieder überschritten haben, könnten sich
einige Wohnungsmärkte in Hessen bald
deutlich anspannen“, so Lipka. Denn die
Nachfrage, vor allem in den Zentren, sei
nach wie vor hoch.
Hoher Nachfragedruck auf
Wohnungsmärkte in den Zentren
Dies zeige sich unter anderem in höhe-
ren Preisen für Eigenheime und Bauland
sowie in sinkenden Leerstandsquoten.
„Vor allem in den wachsenden Städten
wie Frankfurt und Wiesbaden beobach-
ten wir steigende Kaufpreise bei Grund-
stücken, Häusern und Wohnungen“,
sagte
Thorsten Stock
vom IVD Verband
der Immobilienberater, Makler, Verwal-
ter und Sachverständigen Region Mitte.
Gleichzeitig gehe der Leerstand von Woh-
nungen zurück. „Die Reserven sind fast
aufgebraucht“, so Stock.
Rahmenbedingungen gefährden
Wohnungsbau
Wenn die Nachfrage hoch sei, müsse
man sich aber fragen, wieso das Ange-
bot zurückgehe. Gerald Lipka hat darauf
eine klare Antwort: „Wohnungsbau wird
zunehmend unattraktiver. Die Rahmenbe-
dingungen stimmen einfach nicht mehr.“
Wie in den Jahren zuvor seien 2014 die
Baupreise wieder stärker als die Inflati-
onsrate gestiegen – in den letzten 10 Jah-
ren um insgesamt 23 Prozent. Dies liege
vor allem an ständig steigenden Aufla-
gen von Seiten der Politik. „Gleichzeitig
wird auch die Steuerschraube kontinuier-
lich nach oben gedreht“, so Lipka. Alleine
2014 seien die Hebesätze der Grund-
steuer B im hessischen Durchschnitt um
satte 10,5 Prozent gestiegen. Die Politik
müsse auf allen Ebenen gegensteuern.
Im Bund etwa durch eine effektive Arbeit
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