WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 20/2015 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Innovationspreis „Zukunft Stadt“ 2015 auf den Tagen der Thüringer
Wohnungswirtschaft vergeben
Suhl – Thüringens Wohnungswirtschaft ist kreativ wie nie zuvor. Doch die Rahmenbedingungen dafür werden nachweis-
lich schwieriger. So die beiden Hauptbotschaften anlässlich der „Tage der Thüringer Wohnungswirtschaft“ am 6. und 7.
Mai 2015 in Suhl. Die vom Verband Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw.) organisierte Fachveranstaltung
stand unter dem Motto „NACHHALTIGKEIT. Weil alles Folgen hat.“ Diesem Leitgedanken folgt auch die Verleihung des In-
novationspreises „Zukunft Stadt“ 2015 unter der Schirmherrschaft von Birgit Keller (DIE LINKE), Thüringer Ministerin für
Infrastruktur und Landwirtschaft, an Preisträger aus Erfurt und Rudolstadt. Gleichzeitig aber stehen die Bauherren mit den
innovativsten Ideen künftig vor einer großen Herausforderung: Die zweite Leerstandswelle in Thüringen wird Realität.
Wohnungs-Leerstand steigt wieder
Die zweite Leerstandswelle in Thüringen
wird Realität. Das belegt die aktuelle Mit-
gliederumfrage des Verbandes Thüringer
Wohnungs- und Immobilienwirtschaft.
Danach stieg Thüringens Leerstandsquote
innerhalb eines Jahres – trotz boomender
Zentren – von 7,9 (2013) auf 8,2 Prozent
(2014). In Zahlen bedeutet dies: 2014 stan-
den allein bei den Mitgliedsunternehmen
des vtw. in Thüringen 1.200 Wohnungen
mehr leer, als ein Jahr zuvor. Bis auf Jena,
Erfurt oder Weimar sind nahezu alle Regi-
onen in Thüringen betroffen. Besonders
kämpfen müssen der Kyffhäuserkreis, der
Landkreis Greiz, aber auch der Unstrut-
Hainich- und der Saale-Orla-Kreis sowie
die Stadt Gera. „Dieser Entwicklung müs-
sen wir zusammen mit der Politik jetzt und
nicht erst in fünf Jahren gegensteuern.
Quantitativ ist weiterer Rückbau unabding-
bar, qualitativ müssen neue Wohnungsan-
gebote entwickelt werden“, forderte die
vtw.-Verbandsdirektorin Constanze Victor.
Für Thüringens Wohnungswirtschaft
bedeuten solche Zahlen beachtliche Miet-
und Umlageausfälle. Prognosen des statisti-
schen Landesamtes belegen, dass der Trend
anhält. Denn seit dem Jahr 2010 sinkt nicht
nur die Anzahl der Einwohner, sondern
auch die Zahl der Haushalte im Freistaat.
Damit werden erstmals auch weniger Woh-
nungen benötigt. Bis 2030 verlieren einige
Landkreise im Freistaat Thüringen mehr als
30 Prozent ihrer Einwohner im Vergleich zu
2009. Gleichzeitig steigt das Durchschnitts-
alter auf 51,4 Jahre. „In weniger als 15 Jah-
ren wird jeder erwerbsfähige Thüringer für
fast eine Person aufkommen müssen, die
noch nicht beziehungsweise nicht mehr
erwerbstätig ist – mit erheblichen Folgen
für den Wohnungsmarkt“, warnte Victor.
Sie fordert Politik und Gesellschaft auf, den
Blick nicht nur auf angebliche oder tatsäch-
liche Wohnungsmängel in Jena, Erfurt oder
Weimar zu richten.
Die aktuellen Zahlen der Mitgliedsunter-
nehmen des vtw. zeigen: Die zweite Leer-
standswelle hat langsam, aber nachweisbar
begonnen. „Berechnungen, dass sich der
Leerstand im Freistaat Thüringen bis zum
Jahr 2030 auf im Durchschnitt 22 Prozent
erhöhen wird, dürfen nicht nur zur Kennt-
nis genommen werden, sondern müssen
auch zu Konsequenzen führen“, so Con-
stanze Victor vor diesem Hintergrund. Sie
wies darauf hin, dass es schon jetzt – auch
wenn mancherorts ein anderer Anschein
erweckt wird – selbst in Erfurt, Jena und
Weimar keinen flächendeckenden Woh-
nungsmangel, sondern einen Mangel an
bestimmten Wohnungen in bestimmten
Wohnlagen gebe. Sogar Jenas Wohnungs-
markt sei nicht mit dem in München oder
Hamburg zu vergleichen.
(tei/burk)
Die Preisträger des Innovationspreises freuen
sich über ihre Auszeichnungen.
Foto: vtw.
The winner is ... – Innovationspreis „Zukunft Stadt“ verliehen
Birgit Keller, Thüringer Ministerin für Infrastruktur und Landwirtschaft, übergab mit Constanze Victor, Verbandsdirektorin des Ver-
bandes Thüringer Wohnungs- und Immobilienwirtschaft (vtw.), den Innovationspreis „Zukunft Stadt“ 2015. Der Preis wird vom vtw.
in Kooperation mit der Architektenkammer Thüringen sowie der Stiftung Baukultur Thüringen seit dem Jahr 2001 im Zweijahres-
rhythmus ausgelobt. Die drei mit jeweils 2.500 Euro ausgezeichneten Gewinner sind:
„Wohnen im Klassenzimmer“. Umbau einer Schule zu einer Wohnanlage, Erfurt
Bauherren: Wohnungsbaugenossenschaft „Gut Heim“ eG und AWO Alten-, Jugend- und Sozialhilfe gGmbH. Die clevere Idee:
Das Klassenzimmer einer ehemals genutzten Schule in altersgerechte Wohnformen umbauen. Insbesondere die nachhaltige Nutzung
des Gebäudebestandes und das Engagement im Bereich sozialer Wohnprojekte stellen eine wesentliche Aufgabe für den künftigen
Umgang mit dem Gebäudebestand dar.
Modernes Wohnen am Fuße der Heidecksburg, Rudolstadt
Bauherr: RUWO Rudolstädter Wohnungsverwaltungs- und Baugesellschaft mbH
Über 20 Jahre wurde die Fläche unterhalb der Burg als wilder Parkplatz genutzt. Mit der dreigeschossigen Quartiersrandbebauung
wurde somit Stadtreparatur betrieben. Das Energiekonzept des Gebäudes basiert auf einer zentralen Pelletheizung sowie Frischwas-
serstationen in jeder Wohnung.
Umbau und Sanierung des Quartiers „Schremscheweg“, Rudolstadt
Bauherr: Wohnungsgenossenschaft Rudolstadt eG. Hier kam es zu einem nachhaltigen Umbau eines Plattenbaugebietes auf der
Grundlage eines langfristigen Entwicklungskonzeptes. Weitreichende Durchgrünung, Abriss und Sanierung führten zu einem neuen
Charakter des Stadtgebietes.
Eine Anerkennung erhielten folgende Projekte: Mehrgenerationenwohnen mit Handel am Markt, Altenburg; sowie Neubau von
Wohngebäuden im Wohnpark „Am Kohlenweg“, Ilmenau.
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