WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 20/2015 - page 2

Gemeinden darin, städtebauliche und sozi-
ale Missstände zu beseitigen.
„Die Städtebauförderung ist ein zentrales
Instrument für die Entwicklung der Städte
in Deutschland“, erklärte Axel Gedaschko,
Präsident des Spitzenverbandes der Woh-
nungswirtschaft GdW, anlässlich des Akti-
onstages und der Beratung des Antrages
„Starke Städte und Quartiere – Die Erfolgs-
geschichte der Städtebauförderung fort-
schreiben“ im Deutschen Bundestag. Seit
1971 konnten mit der Städtebauförderung
von Bund und Ländern mehr als 7.700
Maßnahmen in mehr als 3.200 Kommu-
nen gefördert werden. Der GdW begrüße
deshalb ausdrücklich, dass die Bundesmit-
tel für den Städtebau auf ein Programmvo-
lumen von je 700 Millionen Euro in 2014
und 2015 aufgestockt wurden. „Das ist
eine große Hilfe für die Quartiere und die
Menschen, die in ihnen leben. Die Politik
hat erkannt, dass die Herausforderungen in
den Städten Unterstützung durch die Poli-
tik erfordern“, so Gedaschko. Der GdW
teilt daher die Forderung des Deutschen
Bundestages an die Bundesregierung, die
Bundesmittel für die Städtebauförderung
mindestens auf dem Niveau des Jahres
2015 fortzuschreiben. Allein die Hebel-
wirkung von 1:7 beim Einsatz der Städ-
tebaufördermittel belege die große wirt-
schaftliche Bedeutung des Programms. Für
das Jahr 2015 werden durch die Städte-
bauförderung städtebauliche Investitionen
von rund 10 Milliarden Euro angestoßen.
Ein viel stärkeres Augenmerk als bisher
müsse bei der Entwicklung der Städte dem
Spannungsfeld von Ballungsregionen einer-
seits und schrumpfenden Räumen anderer-
seits gelten. „Während an der einen Stelle
dringend bezahlbarer Wohnungsneubau
erforderlich ist, muss die Politik auf der
anderen Seite Anreize für den Wohnungs-
rückbau setzen. Sonst wird es sehr viele
trostlose Gemeinden, große Wohnungs-
leerstände und gefährdete Wohnungs-
unternehmen geben. Ein Prozess, der die
Schrumpfung vieler Regionen wiederum
beschleunigen würde“, so der GdW-Chef.
Ebenso berge der demografische Wan-
del, die Energiewende und die verstärkte
Zuwanderung große Herausforderungen
für die Städte und ihre Bewohner.
(schr/burk)
Weitere Informationen bietet die Website
Fortsetzung von Seite 1
BUNDESPOLITIK
Mieter mit Migrationshintergrund – GdW präsentiert neue Studie
mit Handlungsleitfaden für die Wohnungswirtschaft
Berlin – Deutschland ist ein Einwanderungsland mit einer zunehmend multiethnisch zusammengesetzten Bewohner-
struktur. „Jenseits aller gesellschaftlichen Diskussionen spielt sich Integration in der Praxis in den Quartieren vor Ort ab.
Dort werden Chancen und potenzielle Konfliktpunkte im Zusammenleben von Einheimischen und Zugewanderten direkt
sichtbar“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, anlässlich der Veröf-
fentlichung der neuen Studie „Mieter mit Migrationshintergrund“ in Berlin. Die Wohnungswirtschaft ist als aktiver Part-
ner der Kommunen vor Ort hier ein wichtiger Gradmesser.
Die Studie, die das GEWOS Institut für
Stadt-, Regional- und Wohnforschung
GmbH im Auftrag des Spitzenverbandes
der Wohnungswirtschaft GdW erstellt hat,
beleuchtet die Erfolgsfaktoren für eine
erfolgreiche Integration aus der Perspektive
der wohnungswirtschaftlichen Praxis. Dazu
wurden Wohnungsunternehmer aus ganz
Deutschland befragt, die über jahrzehnte-
lange Erfahrungen verfügen. Die Ergeb-
nisse zeigen, was viele Wohnungsunter-
nehmen bereits vor Ort leisten und geben
Hinweise darauf, was von der Wohnungs-
wirtschaft und der Politik noch zu tun ist.
Die Studie definiert 10 Erfolgsfaktoren, die
bei der Entwicklung funktionierender mul-
tiethnischer Nachbarschaften entscheidend
sind:
1. Akzeptanz der Vielfalt auf allen Ebe-
nen der Unternehmensorganisation:
Die Grundsätze der Unternehmenskul-
tur mit Werten wie gegenseitigem Res-
pekt, Akzeptanz und Chancengleichheit
sollten in allen Bereichen des Unterneh-
mens verbindlich, zum Beispiel in Form
eines Leitbildes, festgeschrieben und in
der Unternehmenskommunikation ver-
ankert werden.
2. Quartiers- und Sozialmanagement als
selbstverständliche Aufgabe der Woh-
nungswirtschaft: Das Quartiers- und
Sozialmanagement sollte weiter ausbaut
werden, um die Stabilität in den Quar-
tieren mittel- und langfristig zu sichern.
3. Systematisches Quartiersmonitoring:
Ein systematisches und laufend fortge-
führtes Quartiersmonitoring sollte ein-
geführt beziehungsweise ausgebaut
werden und muss als verlässliche Ent-
scheidungsgrundlage aller quartiersbe-
zogenen Maßnahmen dienen.
4. Mitarbeiter als „Sensoren“ direkt im
Quartier: Mitarbeiter müssen im Quartier
präsent sein. Die Nähe zu den Mietern
ist ein Schlüsselfaktor für stabile Nach-
barschaften.
5. Quartiers-Know-how bei Belegungs-
entscheidungen einbinden: Die vor Ort
eingebundenen Mitarbeiter sollten in
engem Kontakt zu den Vermietungsmit-
arbeitern in Belegungsentscheidungen
eingebunden werden.
6. Integrationsmaßnahmen in Quartiers-
maßnahmen einbetten: Angebote für
Mieter mit Migrationshintergrund soll-
ten nicht als „Spezialmaßnahmen“ zur
Integration deklariert werden, sondern
auf das gesamte Quartier ausgerich-
tet sein und die gesamte Mieterschaft
ansprechen.
7. Interkulturelle Kontakte fördern: Gute
Nachbarschaften können nur entste-
hen, wenn Bewohner sich untereinander
kennen. Daher müssen verstärkt Begeg-
nungsorte geschaffen und gemeinsame
Aktionen initiiert werden. Beteiligungs-
angebote sollten immer niedrigschwellig
angelegt sein.
8. Bestehende Netzwerke nutzen: Bereits
vor Ort tätige Akteure sind in die Pla-
nungen miteinzubeziehen und nach
Möglichkeit aktiv einzubinden. Die inter-
kulturelle Vielfalt macht auch eine inter-
disziplinäre Zusammenarbeit mit ande-
ren Akteuren erforderlich.
9. Jugend, Bildung und Sicherheit als zen-
trale Themen: Bildung ist Vorausset-
zung für eine anschließende Berufstä-
tigkeit sowie für eine aktive Teilnahme
am gesellschaftlichen und kulturellen
Leben und damit zentraler Aspekt der
Integration. Ansätze der Jugendarbeit
im Quartier müssen langfristig angelegt
sein, um Vertrauen herzustellen und
damit Erfolge sichern zu können.
10. Öffentlichkeitsarbeit: Dem häufig nega-
tiven Image von Quartieren mit einem
hohen Anteil von Mietern mit Migrati-
onshintergrund durch aktive Öffentlich-
keitsarbeit der Stadt und der Wohnungs-
wirtschaft entgegentreten.
(burk)
Die Studie können Sie in Kürze zum Preis
von 25 Euro unter
stellen.
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