WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 45/2015 - page 4

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45/2015
AUS DEN VERBÄNDEN
Die Wohnung als ein Ort für gesund­
heitliche Versorgung und Pflege ist zu
einer gesellschaftlichen Aufgabe und
Chance zugleich geworden. Technik­
gestütztes Wohnen trägt dazu bei, den
Betreuungsgrundsatz „ambulant vor
stationär“ in der Praxis zu befördern
und gleichzeitig dem Wunsch der
Menschen besser nachzukommen,
eine frühzeitige stationäre Betreuung
und damit auch höhere Kosten für die
Sozialkassen zu vermeiden. Benötigt
werden hierfür Baukastenlösungen
für unterschiedliche Bedarfs- und Ein­
kommensgruppen sowie flankierende
kostengünstige
Dienstleistungs­
konzepte, die – etwa durch die Einbindung
ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in Nachbarschaftsstrukturen
oder kirchlichen Kontexten – auch niedrigere
Einkommensgruppen einbeziehen.
Um
technikunterstütztes
Wohnen
erfolgreich in die Realität umzusetzen,
müssen insbesondere zwei Hemmnisse
beseitigt werden: schwierige Finanzierungs­
bedingungen sowie unzureichende
Kenntnisse der Menschen über Angebot
und Nutzen. Generell müssen neue
Finanzierungs- und Geschäftsmodelle
entwickelt und erprobt werden. Im Rahmen
des zweiten Pflegestärkungsgesetzes
müssen die Pflegekassen stärker in eine
Co-Finanzierung einbezogen werden.
Zudem muss der Entwurf des sogenannten
„E-Health-Gesetzes“ dahingehend ver­
bessert werden, dass telemedizinische
Leistungen stärker gefördert werden. Im
aktuellen Entwurf ist dies nur halbherzig
und für wenige Anwendungen vorgesehen.
„Insbesondere muss das KfW-Programm
‚Altersgerecht Umbauen‘ noch stärker
finanziell unterlegt und um Tilgungs­
zuschüsse für Wohnungsunternehmen
ergänzt werden. Außerdem könnten
steuerliche Anreize dafür sorgen, dass
Mieter und Wohnungseigentümer
verstärkt in Umbauten zur Barriere­
reduzierung
investieren
und
technische Angebote umfassender
nutzen“, erklärte Gedaschko.
Mit dem im vergangenen Jahr
veröffentlichten Abschlussbericht
„Unterstützung Pflegebedürftiger
durch technische Assistenzsysteme“
hatdasBundesgesundheitsministerium
den Weg für technische Systeme
als praktische Alltagsunterstützung
zum Verbleib der Menschen in ihren
Wohnungen bis ins hohe Alter und/
oder bei Vorliegen einer Pflegestufe
bereits geebnet. „Diesen Weg
möchten die Wohnungsunternehmen als
Vorreiter beim altersgerechten Wohnen
gemeinsam mit ihren Partnern und der
Politik weitergehen“, so Gedaschko.
(schi/wede)
Die gemeinsame Erklärung von GdW und
BAGSO finden Sie unter diesem Kurz-Link:
goo.gl/NasJwJ. Weitere Fachinformationen
finden Sie auch in der Studie
„Technische Assistenzsysteme für ältere
Menschen – eine Zukunftsstrategie
für die Bau- und Wohnungswirtschaft“,
die Sie unter diesem Kurz-Link
anfordern können: goo.gl/fXek1Q
Fortsetzung von Seite 3
BUNDESPOLITIK
Parlamentarischer Abend in der NRW-Vertretung in Berlin: Wohnungs­
wirtschaft im Westen begrüßt geplanten Systemwechsel bei Energievorgaben
Berlin – Die Wohnungswirtschaft im Westen begrüßt den Beschluss der Bauministerkonferenz vom 30. Oktober 2015,
das bisherige System von Energieeinsparverordnung (EnEV) und dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz im Hinblick
auf eine Neuordnung zu überprüfen. Grundsätzlich sehen die Unternehmen jedoch die weiterhin beabsichtigte Ver­
schärfung der EnEV zum 1. Januar 2016 kritisch. Dies betonte Alexander Rychter, Verbandsdirektor des Verbandes der
Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Nordrhein Westfalen, anlässlich eines parlamentarischen Abends in der Vertretung
des Landes Nordrhein-Westfalen (NRW) am 2. November 2015 in Berlin gegenüber Bundesbauministerin Barbara
Hendricks und NRW-Bauminister Michael Groschek (beide SPD).
Zuvor hatte Barbara Hendricks auf der
Veranstaltung des Bündnisses für Wohnen
NRW den Vorschlag erläutert, mit dem
urbanen Gebiet einen neuen Baugebietstyp
einzuführen. Das Bauplanungsrecht
soll entsprechend geändert werden,
damit die Kommunen mehr Bauland
für Wohnungen erschließen können,
insbesondere in Gebieten mit Gewerbe und
Dienstleistungsbetrieben.
„Die deutliche Erhöhung der Bundesmittel
und die schnelle Umsetzung in der NRW-
Wohnraumförderung mit Tilgungs­
nachlässen von bis zu 35 Prozent ist für
den geförderten Wohnungsbau und für
die Entstehung von mehr Wohnraum
für Normal- und Geringverdiener ein
wichtiger Impuls“, so Alexander Rychter,
der für 480 Wohnungsunternehmen
und -genossenschaften mit 1,2 Millionen
Wohnungen allein in NRW spricht. „Ein
Moratorium der EnEV 2016 hätte darüber
hinaus sicherlich zu einem Senken der
Baukosten beigetragen. Den Beschluss der
Bauministerkonferenz, dieeineNeuordnung
der Energieeinsparverordnung und des
Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes zu
erwägen, halten wir aber in jedem Fall für
den richtigen Schritt.“
NRW-Bauminister Michael Groschek sagte
dazu vor den versammelten Parlamentariern
sowie Vertretern der Wohnungswirtschaft
und Kommunen: „Wir wollen Klimaschutz
und bezahlbares Wohnen besser miteinan­
der in Einklang bringen. Die EnEV muss
neu gedacht werden, damit sie weder
Papiertiger noch Baubremse ist.“
Anlass der Veranstaltung in Berlin war
das zehnjährige Bestehen des Programms
StadtumbauWest. Es hat inder vergangenen
Dekade inNordrhein-Westfalen eine Vielzahl
erfolgreicher Projekte hervorgebracht, von
denen das Bündnis für Wohnen NRW einige
der herausragendsten präsentiert hat. Über
erfolgreiche Partnerschaften zwischen Land,
Kommunen und Wohnungswirtschaft
sprachen unter anderem der Dortmunder
Oberbürgermeister Ulrich Sierau sowie
Dirk Miklikowski, Geschäftsführer des
kommunalen Wohnungsunternehmens in
Essen, der Allbau AG.
(wink/schi)
Karl-Josef Laumann (Pflegebeauftragter), Prof. Dr. Dr. h.c.
Ursula Lehr (BAGSO) und Axel Gedaschko (GdW) (v. l.)
Foto: GdW, Torsten George
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