schaffen. Wenn dieses Klima der Achtung für den Mitarbeiter
und der inneren Ruhe geschaffen ist, dann wandelt sich auch
etwas bei den Mitarbeitern.
Janssen: Dazu habe ich ein spannendes Beispiel. Vor kurzem
kamen wir mit einer großen Zahl an Mitarbeitern zum Up-
stalsboom-Talk zusammen. Bei dieser Gelegenheit wurde ein
Direktor interviewt. Wir sprachen über den Satz: „Wenn ich
etwas verändern möchte, bin ich gut damit beraten, zunächst
und ausschließlich bei mir selbst anzufangen.“ Der Direktor
sagte: „Ich habe den Satz gelesen und ich habe ihn verstanden.
Das ist jetzt zwei Jahre her. Aber erst vor sechs Monaten habe
ich begriffen, dass er auch mich angeht.“ Das Wissen ist das eine,
der Bezug auf die eigene Person ist das andere.
War bei Ihnen das Bedürfnis nach Veränderungen so groß,
dass Sie gleich nach Ihrem ersten Aufenthalt imKloster das
dort Gehörte auf sich bezogen und umgesetzt haben?
Janssen: Nein. Ich war öfter dort und habe auch ein Coa-
ching-Curriculum besucht, in dem die Beschäftigung mit diesen
Fragen vertieft wurde. Für mich ging es darum, ein persönliches
Leitbild zu erarbeiten: Wofür stehe ich jeden Tag auf? Was ist
für mich wesentlich? Es war dann letztendlich die Reflektion
meiner Krise, die mich zu der Erkenntnis gebracht hat, dass
das, wofür ich jeden Tag aufstehen möchte, der Anblick eines
glücklichen Menschen ist. Für mich schloss sich die Frage an:
Wie kann ich glücklich werden, ohne dass dieses Glück auf Sand
gebaut ist – durch Materielles, das man mir nehmen kann, durch
Menschen, die sterben können, durch den Glauben, dass das
Glück in der Zukunft liegt. Durch Sätze wie, „Du sollst es später
einmal besser haben als ich“, wird vielen Kindern vermittelt,
dass es heute schlecht ist. Wenn sie sich anstrengen und fleißig
sind, wird schon alles gut. Das führt dazu, dass viele Menschen
ihr Glück in der Zukunft suchen.
Wie ging es dann weiter?
Janssen: In diesem Bewusstsein, dass das Glück hier ist und
dass es frei ist von Materiellem und von einzelnen Personen,
fand ich zwei Anblicke von Menschen, bei denen ich das Gefühl
hatte, dass sie unglaublich glücklich sind. Diese haben mich so
berührt, dass ich damals für mich entschieden habe: Dafür will
ich jeden Tag nutzen. Ich kann niemanden glücklich machen.
Aber ich kann als Unternehmer Rahmenbedingungen schaffen,
dass Menschen für sich das finden, mit dem sie glücklich werden.
Das ist letztendlich ein Wandel von „der Mensch ist das Mittel“
zu „der Mensch ist der Zweck“. Bis dahin war der Mensch für
mich nur das Mittel zum Zweck: Gewinne optimieren. Da kommt
dann auch der vierte Satz ins Spiel, den ich bei meinem ersten
Aufenthalt im Kloster gelernt habe: „Führung ist Dienstleistung.“
Meine Dienstleistung besteht darin, Menschen zu stärken. Nichts
anderes. Das ist die ganze Geschichte.
Was haben Sie in Ihrem Unternehmen anders gemacht?
Janssen: Ich habe versucht, meinen Mitmenschen das Leben
im Unternehmen einfacher zu machen. Dafür fing ich an, mich
in einem Curriculum zu öffnen. Dieses Curriculum war eine
wichtige Erfahrung: Ich stellte mich nicht vor die Mitarbeiter als
der, der alles kennt und weiß, weil das wieder Misstrauen weckt.