personalmagazin 5/2017 - page 42

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MANAGEMENT
_INKLUSION
personalmagazin 05/17
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Sigi:
Wir haben uns vom Center for Disa-
bility and Integration, einem Institut
an der Universität St. Gallen, vier Jahre
lang wissenschaftlich begleiten lassen.
In Kooperation mit dem Direktor des
Instituts, Professor Stephan Böhm, ha-
ben wir ein Forschungsdesign aus qua-
litativen und zwei quantitativen Befra-
gungen mit mehr als 7.000 Teilnehmern
entworfen. Wir sind sehr stolz darauf,
dass unsere Studie in Forscherkreisen
mittlerweile weltweit Beachtung findet.
personalmagazin:
Welche Behinderten-
Projekte stehen aktuell in den Werks­
hallen an?
Sigi:
Wichtigstes Projekt ist derzeit der
Targetierungsprozess für das Nachfol-
gemodell des aktuellen Audi A 3. Hier
gilt es, auf Basis einer Altersstruktur-
prognose ausreichend viele besonders
ergonomische Arbeitsplätze für leis-
tungsgewandelte und schwerbehinderte
Menschen in der Fertigung einzupla-
nen. Das machen wir bereits jetzt für die
komplette Laufzeit des neuen Fahrzeug-
modells, Jahre bevor das Auto tatsäch-
lich vom Band fährt. So können dann
auch Menschen mit gesundheitlichen
Einschränkungen weiterhin wertschöp-
fend in der Produktion arbeiten. Das ist
für mich ein super Beispiel für gelebte
Inklusion.
personalmagazin:
Wie hoch ist das Durch-
schnittsalter 2017?
Sigi:
Der Altersdurchschnitt der Audi
AG beträgt aktuell circa 40 Jahre, davon
sind 25 Prozent der Mitarbeiter über 50
Jahre alt.
„Wertschätzung ist wichtig“
INTERVIEW.
Die Universität St. Gallen begleitet die Integrationsarbeit von Audi
wissenschaftlich. Arbeitsdirektor Thomas Sigi erläutert, was Audi daraus lernt.
personalmagazin:
Schon 2011 ist Audi
von der Universität St. Gallen für die
Disability-Arbeit mit dem Preis „Com
to Act“ geehrt worden. Wie hat sich das
Thema seitdem entwickelt?
Thomas Sigi:
Die Auszeichnung hat uns mo-
tiviert, unsere Integrationsprozesse für
leistungsgewandelte und schwerbehin-
derte Mitarbeiter weiter zu optimieren.
Deshalb haben wir uns auch dafür ent-
schieden, unseren Integrationsprozess
wissenschaftlich untersuchen zu lassen.
personalmagazin:
2014 untersuchte die Uni-
versität St. Gallen die Bedingungen für
schwerbehinderte Menschen. Welche der
Ergebnisse der Studie wurden seitdem
wie umgesetzt?
Sigi:
Ein wichtiges Ergebnis der Studie
ist, dass der Integrationserfolg nicht
nur von ergonomischen Arbeitsplätzen
abhängt. Weiche Faktoren wie wert-
schätzende Führung oder gute Kommu-
nikation im Team sind ebenfalls extrem
wichtig für eine gelungene Integration.
Mitarbeiter in Teams, die einen wert-
schätzenden Umgang pflegen, sind zu-
friedener mit ihrer Arbeit, gesünder und
kreativer. Diese Erkenntnisse haben wir
in unser neues Audi-Führungsleitbild
einfließen lassen, das wir seit 2015 im
gesamten Unternehmen ausrollen.
personalmagazin:
Welche Aktionen wurden
ganz praktisch realisiert?
Sigi:
Zum Beispiel hat sich unsere Mann-
schaft in mehr als 1.200 Workshops
intensiv mit den Themen Kommunika-
tion, Vertrauen und Respekt beschäf-
tigt. Auch qualifizieren wir auf Basis
der Studienergebnisse gezielt unsere
Führungskräfte. Wir vermitteln ihnen
vertiefte Prozesskenntnisse zu Integ­
rations- und Inklusionsthemen. Und
wir trainieren mit ihnen den Umgang
mit schwerbehinderten Mitarbeitern in
konkreten Szenarien, denn so gewinnen
sie mehr Sicherheit in anspruchsvollen
Führungssituationen.
personalmagazin:
Das Management von
behinderten Auszubildenden, Fachkräf-
ten mit Handicap und leistungsgemin-
derten Mitarbeitern wurde kontinuierlich
wissenschaftlich begleitet. Wie sah das
konkret aus und welches Institut der
Universität St. Gallen war beteiligt?
PROF. H. C. THOMAS SIGI
verantwortet
im Audi-Vorstand seit Oktober 2010 den Ge-
schäftsbereich Personal und Organisation. Er
ist Arbeitsdirektor.
© AUDI
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