Immobilienwirtschaft 7-8/2019 - page 3

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-8.2019
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Immobilienklima fällt laut Deutsche Hypo-Index auf das Niveau
von 2012. Vorbei die Monotonie des stetigen Aufschwungs. Kon-
junktur, Politik und Steuer: Von überallher droht es. Aktienkurse von
Wohnungsunternehmen fallen. Die Deutsche Wohnen kriegt Lust am
Untergang und propagiert plötzlich ihren eigenen Mietendeckel. Das
pralle Leben! Die Assetklasse „Living“ gewinnt laut einer JLL-Analyse
an Bedeutung für die Immobilienbranche. Passt doch.
Lange liefen Dinge einfach weiter, weil sie schon immer so liefen. Etwa
die Nichtbesteuerung von Flugbenzin. Dass Länder Geld des Bundes
für den Wohnungsbau sanktionslos für die Errichtung neuer Förster­
stände verwenden konnten, wurde viele Jahre hingenommen. Mit DV-
Präsident Groschek regt sich jetzt (S.24) das erste Mal jemand darüber
auf. Vieles wird endlich infrage gestellt. Ein Stück weit wie 1968.
Der Berliner Mietendeckel ist wahrscheinlich verfassungswidrig, die
Politik bedient sich dieses Mittels zum Machterhalt. Das ist natürlich
unlauter. Aber es hätte nicht so weit kommen müssen, wäre die Bran-
che empathischer und hätte sich mit den Ängsten der Mieter befasst.
In den USA brodelt es deshalb. Im Staat New York haben laut einem
Bericht der Zeitung „The Nation“ mehr als 60 Gruppen eine Kampagne
für Mieterschutz ins Leben gerufen mit kollektivem Mietenstreik.
Hierzulande gehen Mieter nach dem Verkauf der Immobilie auf
die Barrikaden (S.32), obwohl die Käufer sie völlig in Ruhe lassen.
Urängste führen zu irrationalen Reaktionen. Ohnmachtsgefühle aber
auch: Der Vorschlag aus dem BMJ, einen bundesweiten Mietendeckel
einzuführen, steht den Mieterprotesten in nichts nach.
Ihr
Hyperaktive Zeiten
„Unübersichtliche
Gemenge
lage: Nicht nur
in Deutschland gehen
Mieter gegen Vermieter
und gesetzliche Rege-
lungen auf die Straße. Es
scheint, als brächen sich
Urängste Raum.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
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