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9.2016
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
ich bin noch ganz enthusiasmiert von meinem Fortsein, denn ich
fand überall – Immobilien! Große, kleine, aber vor allem: neue. Ich
sah sie am Meer und in Felsspalten. Die hippen Wolkenschlösser – ich
konnte sie fühlen. Ich las von der Renaissance der Bunker. Die ganze
Welt wird zugebaut. Wir wollen den Boom. Und wir brauchen Wohn-
raum. Deshalb wird es auch immer weiter gehen.
Die Bundesbauministerin will den sozialen Wohnungsbau vorantrei-
ben, sehr schön. Der Bürgermeister von Ottenstein (Weserbergland)
verschenkt zurzeit Bauland an junge Familien, genial. Und ist nicht die
Analyse von empirica, dass auch in ländlichen Regionen die Immobi-
lienpreise allmählich steigen, Musik in den Ohren eines Immobilien-
Interessierten? Der Trend wird auch vor Ottenstein nicht Halt machen.
In indirekte Anlagen will keiner mehr, Gold ist schon zu teuer, Bana-
nenplantagen sind zu weit weg und so viele andere legale verständliche
Investmentmöglichkeiten gibt es nicht auf der Welt. Die Investition in
Segelschiffe hat sich noch nicht durchgesetzt, davon versteht man zu
wenig. Lieber Haus, darin wohnt man und weiß somit, wie es geht!
Meistens jedenfalls. Ich denke an die Bausünden in dem Land, in dem
ich Urlaub machte. Skurriler Anblick, wie sie da unvollendet in der
Gegend herumstehen. Und wenn jeder, der anlegen will, baut, kauft,
zahlt, kriegt es auch manch einer hierzulande mit der Angst zu tun.
Werden Angebote, wie das in Ottenstein, tatsächlich den Leerstand
von morgen produzieren? Der dortige Bürgermeister hat auf Schnäpp-
chen-Mentalität gesetzt. Er hat Phantasie bewiesen. Investoren brau-
chen sie nicht weniger! Vielleicht reicht aber auch – siehe das Thema
„Steuersparmodelle“ im Osten – ein besseres Erinnerungsvermögen …
Ihr
„Überall sprießen Im-
mobilien, Z-Lagen legen
zu, Bauplätze werden
verschenkt. Es droht das
böse Erwachen.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Nach dem Urlaub