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1|2018
„Bei der Gebäudeplanung war eine grundlegende
Vorgabe die Einhaltung des KfW-70-Standards“,
erinnert sich Thomas Koch, zuständiger Projekt-
manager bei der Gifhorner GWG. „Das Gebäude
wurde mit guten Fenstern (Dreifachverglasung)
und einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS)
von 18 cm Stärke ausgeführt.“ Damit war sicher-
gestellt, dass die acht 2- und 3-Zimmer-Wohnun-
gen mit je 50 bis 80 m
2
Wohnfläche gut isoliert
sind. Doch so sinnvoll dieses luftdichte Verpacken
der Gebäudehülle zur Heizkostensenkung ist,
verlangt es weitere bauliche Maßnahmen. Denn
aufgrund der nun hochdichten Fassade kann kein
natürlicher Luftwechsel mehr stattfinden, so wie
es früher über Fugen und Ritzen möglich war.
Ohne händisches Lüften kann es dann schnell zu
ungesunden Raumluftverhältnissen kommen. CO
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und andere Schadstoffe würden sich zu stark in
der Innenluft anreichern und eine hohe Luftfeuch-
tigkeit könnte zu Bauschäden durch Schimmel
führen. Selbst wenn die Bewohner diszipliniert
lüfteten – für jeweils fünf Minuten in 2-stündigen
Intervallen – entstünde trotzdem das Problem,
dass die bisher im Gebäude eingedämmte warme
Luft wieder zum Fenster hinausgelassen würde.
„Architekt und Fachplaner rieten uns deshalb zum
Einbau einer kontrollierten Lüftungslösung“, so
Projektleiter Koch. „Im Vorfeld haben wir dann
auch noch zusätzlich, gemäß der entsprechen-
den DIN-Norm 1946-6, eine lüftungstechnische
Bewertung der Immobilie durchführen lassen.
Diese bestätigte eindeutig die Empfehlung für
eine Wohnraumlüftungsanlage.“ Diese Systeme
sorgen nicht nur für gute Luftverhältnisse in den
Wohnungen, sie bieten auch energetische Vor-
züge, wie Frank Kruschewski vom ausführenden
Planungs- und Installationsunternehmen weiß:
„Zentrale Wohnraumlüftungsanlagen sind in der
Lage, einen großen Teil der Wärme aus der Abluft
auf die einströmende Außenluft zu übertragen.
Das senkt die Heizkosten gegenüber dem Lüften
von Hand und erhöht insgesamt die energetische
Wertigkeit der Immobilie.“
Systemauswahl
An den Findungsprozess für das Lüftungssystem
erinnert er sich genau: „Bei den hohen EnEV-
Standards ist es eigentlich unumgänglich, ein
kontrolliertes Raumlüftungssystem einzubauen.
Zudemhieltenwir Ausschau nach einer Systemlö-
sung, die möglichst platzsparend und unauffällig
installiert werden kann bei gleichzeitigmöglichst
hoher Energieeffizienz.“ Die Wahl fiel auf ein
Kompaktlüftungssystem für Wohnungen des
Oliver Geithe
Leitung Produktmanagement
Wohnraumlüftung
Zehnder Group Deutschland
GmbH, Lahr
Gebäudeart:
Mehrfamilienhaus in Massiv- und Holzbau
weise, KfW-70-Standard
Baujahr:
2013 - 2014
Geschosse:
3 (EG, OG, DG)
Anzahl Wohneinheiten:
8
Fläche pro Wohneinheit:
6 x 50 m
2
| 2 x 80 m
2
im DG
Bauherr:
Gifhorner Wohnungsbau-Genossenschaft eG,
Gifhorn
Architekt:
Dipl.-Ing. Harald Meißner, Gifhorn
Fachplaner & Installateur:
Schäffer & Walcker GmbH, Gifhorn
Hersteller Lüftungssystem:
Zehnder Group Deutschland GmbH, Lahr
Kosten der Lüftungsanlage insgesamt:
ca. 50.000 € zzgl. MwSt inklusive benötigter
Baunebenarbeiten
GEBÄUDEDATEN UND BAUTAFEL
Der Gifhorner Neubau wurde im KfW-
70-Standard errichtet und verfügt
in jeder Wohnung über ein zentrales
Komfort-Lüftungssystem mit Wärme-
rückgewinnung
Schallschutz und Hygiene in einem
sehr flachen Luftverteilsystem vereint
Quelle aller Fotos: Zehnder Group Deutschland GmbH, Lahr