PM_spezial_Trends_im_Recruiting_06_2017 - page 73

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06/17 personalmagazin
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an
Das Interview führte
Daniela Furkel.
personalmagazin:
Heißt das, Sie setzen die
Hologramme vor allem für die Zielgruppe
der Berufseinsteiger und angehenden
Auszubildenden ein?
Wurzer:
Wir setzen sie überall da ein,
wo eine gewisse Gruppenbildung statt-
findet, auch bei Inhouse-Events und
Trainee-Assessment-Centern. Es ist
immer schwer zu sagen, auf welche
Zielgruppe das am stärksten wirkt.
Auch bei Fachkräften kommen tech-
nologische Themen sehr gut an. Das
sehen wir beim Thema Virtual Reality,
mit dem wir schon mehr Erfahrungen
gesammelt haben. Hologramme interes-
sieren sicherlich nicht nur junge Men-
schen. Im vergangenen Jahr, als ich das
Thema entdeckte, war ich 35 Jahre alt
und auch von der Thematik begeistert.
Gerade die Fachkräfte zwischen 30 und
40 sind als zweite Generation mit den
Star-Wars-Filmen aufgewachsen. Viele
wurden mit dem Film „Das Imperium
schlägt zurück“ groß, in dem Prinzessin
Leia als Hologramm projiziert wird. Und
nun können sie mit ihrem Smartphone
und einem Prisma eigene Projektionen
erstellen und das erleben, was sie im
Kino total spannend fanden.
personalmagazin:
Was zeigen Sie in den
Hologramm-Videos?
Wurzer:
Wir haben zwei Filme erstellt. In
einem Film spielen wir mit den Assets
der DB-Gruppe und zeigen alle Trans-
portmittel – vom Bus über Flugzeug
und Schiff bis zur Personenbeförde-
rung. Aber wir zeigen auch Call-a-Bike,
Carsharing und ein E-Auto. Das haben
wir heute nicht im Bestand, aber der
Blick geht nach vorn, wie das autonome
Fahren in Zukunft aussehen könnte.
Bei diesem ersten Film haben wir mit
einem professionellen Dienstleister zu-
sammengearbeitet. Beim zweiten Film,
in dem wir unsere Berufswelten vorstel-
len, haben wir gesagt: Wir machen es
einfach mal selbst.
personalmagazin:
Wie sind Sie die eigene
Hologramm-Produktion angegangen?
Wurzer:
Für die Umsetzung haben wir
uns vom Film „Minority Report“ ins-
pirieren lassen, in dem mehrere Bild-
schirme mit Gesten gesteuert werden.
Unsere Idee war: Ein Mitarbeiter – ein
Lokführer aus München – stellt nach
diesem Prinzip unsere Berufe vor. Wir
haben dann tatsächlich alles selber ge-
macht: Wir haben die Kameras, Stative,
Green Screens und Licht selbst gekauft
und den Film gedreht. Und wir haben
einen Praktikanten eingestellt, der IT-
Entwickler ist. Dieser hat den Film dann
umgesetzt – mit tollen Resultaten. Ein
professioneller Dienstleister hätte man-
che Sachen vielleicht etwas anders ab-
gebildet. Für uns war es aber eine tolle
Erfahrung, das selber zu machen. Das
hat auch einen super Team-Effekt mit
sich gebracht.
personalmagazin:
Die Deutsche Bahn hat
die entsprechenden personellen und
finanziellen Ressourcen, um ein solches
Projekt selbst zu stemmen. Könnte so
etwas auch ein kleiner Mittelständler
umsetzen?
Wurzer:
Ich würde mal sagen: Ja. Denn
wir haben im Nachhinein festgestellt:
Zwar ist unser Praktikant Informatiker
und kann programmieren, aber er hat-
te noch nie mit 3-D-Modellierung zu
tun und mit einer entsprechenden Soft-
ware gearbeitet. Wir haben die Software
„Adobe After Effects“ genutzt und er
hat sich viele Anwendungen und Tricks
mithilfe von Youtube-Tutorials selber
beigebracht. Das eingesetzte Budget war
eine überschaubare vierstellige Summe,
weil wir nicht auf einen Dienstleister
zurückgreifen mussten. Das ist auch
für ein kleineres Unternehmen möglich.
Wichtig ist, dass jemand sich die Dinge
beibringt und Freude am Experimentie-
ren mitbringt. Das Ganze ist machbar,
nötig sind aber Vorstellungsvermögen,
Kreativität und Leidenschaft.
personalmagazin:
Virtual-Reality-Videos
haben Sie schon länger im Einsatz. Wie
sind Ihre Erfahrungen damit?
Wurzer:
Da sind wir mittlerweile aus dem
Teststadium heraus. Begonnen haben
wir im April 2015. Damals haben wir ei-
nen Werbespot gesehen, in dem gezeigt
wurde, wie mitten in Australien, Hun-
derte Meilen vom Wasser entfernt, ein
Tauch-Shop aufgebaut wird. Im Video
wird die Eröffnung gezeigt, wie die ers-
ten Menschen vorsichtig in das Geschäft
hineingehen und fragen: Warum hier?
Im Hinterzimmer bekommen sie eine
Virtual-Reality-Brille und Kopfhörer
aufgesetzt und auf einmal befinden sie
sich im Meer – umgeben von Fischen.
Das hat bei uns einen Denkprozess aus-
gelöst, weil wir ein ähnliches Thema
haben. Oft können wir unsere Arbeits-
plätze nicht zeigen. Es ist spannend,
wenn jemand einen Regio-Zug, eine
S-Bahn oder einen ICE repariert. Auch
ein Fahrdienstleister hat einen packen-
den Job. Aber wir können das nicht vie-
len Leuten zeigen und im Vorstellungs-
gespräch nur davon erzählen. Deshalb
haben wir gesagt: Wir versuchen es mit
Virtual Reality.
personalmagazin:
Ist Virtual Reality auch
etwas, was ein Mittelständler umsetzen
könnte?
Wurzer:
Auch in diesem Fall sage ich: Ja.
Allerdings sollte ein Unternehmen nicht
jeden Trend mitmachen, sondern zu-
nächst etwas Marktforschung betreiben
und sich seiner Ziele bewusst sein: Wen
will ich ansprechen? Wie viele Men-
schen will ich ansprechen? Wir haben
im Fall Virtual Reality eine tolle Projekt-
gruppe gefunden – Menschen, die Lust
hatten, Virtual Reality zu pilotieren,
und einen Dienstleister, der das Drehen
übernommen hat. Das Konzept und die
Storyline für die Filme kommen aus un-
seren eigenen Reihen. Im Oktober 2015
war die Premiere und heute sind wir im
Stadium, dass wir über 60 Headsets –
also Mobiltelefone mit Virtual-Reality-
Brillen – nahezu täglich auf Veranstal-
tungen im Einsatz haben.
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