PERSONALquarterly 3/2016 - page 17

17
03/16 PERSONALquarterly
Homeoffice-Arbeit (HO)
Tägliche Homeoffice-Arbeit (HO
t )
Mehrmals wöchentliche
Homeoffice-Arbeit (HO
m
)
Gelegentliche Homeoffice-Arbeit
(HO
g
)
Seltene Homeoffice-Arbeit (HO
s
)
tat ist insofern überraschend, als man sich in der Gruppe der
Homeoffice-Arbeitnehmer eher einen höheren Frauenanteil
hätte vorstellen können; allein schon, weil Homeoffice-Arbeit
als Instrument zur besseren Koordination von familiären und
beruflichen Verpflichtungen angesehen werden kann. Dazu
passt auch, dass die Anteile der Arbeitnehmer, die in einer
festen Partnerschaft leben bzw. Kinder unter 16 Jahren in ih-
rem Haushalt haben, im Homeoffice-Regime höher sind als
unter Arbeitnehmern, die ihre berufliche Tätigkeit in der Firma
ausüben.
Interessant ist auch, dass Homeoffice-Arbeitnehmer weniger
in Teilzeit arbeiten und auch weniger Erfahrungen mit Teil-
zeitarbeit haben als Arbeitnehmer ohne Homeoffice-Einsätze.
Diese Ergebnisse passen wiederum zum vergleichsweise ge-
ringen Frauenanteil in der Homeoffice-Gruppe. Schließlich
kann festgestellt werden, dass Homeoffice-Arbeitnehmer
im Durchschnitt eine höhere Schulbildung haben, sehr viel
häufiger in Führungspositionen beschäftigt sind und mit fast
4.000 Euro Bruttomonatslohn deutlich mehr verdienen als Ar-
beitnehmer mit einer Tätigkeit ausschließlich innerhalb der
Firma (knapp 2.500 Euro Bruttomonatslohn). Dies könnte
darauf hindeuten, dass Homeoffice-Arbeitnehmer tendenziell
anspruchsvolle Tätigkeiten bei einem hohen Grad an Autono-
mie ausüben. Gleichsam könnten sich hieraus auch Hinweise
auf überdurchschnittlich lange Arbeitszeiten ergeben. Hierfür
spricht auch, dass Homeoffice-Arbeitnehmer eine deutlich län-
gere Distanz zwischen ihrem Wohnort und dem Arbeitsplatz
in der Firma zurücklegen müssen. Homeoffice-Arbeit trägt
also zur Einsparung von langen, unproduktiven Wegezeiten
bei und ermöglicht so ein effektives Arbeiten in einer ruhigen
Arbeitsumgebung.
In der Tat bestätigt das letzte Ergebnis in Abbildung 1 den
eben erwähnten Eindruck. Homeoffice-Arbeitnehmer leisten
einen Arbeitseinsatz, der um etwa vier Wochenstunden höher
ist als der Arbeitseinsatz von Arbeitnehmern ohne die Home-
office-Option. Dies bedeutet allerdings nicht, dass dieser Unter-
schied vollständig durch das Regime der Homeoffice-Arbeit zu
erklären ist. Ein Teil dieser Mehrarbeit kann auch auf andere
Ursachen zurückzuführen sein.
Insgesamt zeigen die deskriptiven Ergebnisse in Abbildung
1, dass sich Homeoffice-Arbeitnehmer in diversen Merkmalen
systematisch von Arbeitnehmern ohne Homeoffice-Möglich-
keit unterscheiden. Obwohl ersichtlich wird, dass Homeof-
fice-Arbeitnehmer im Durchschnitt ein größeres Ausmaß an
Mehrarbeit leisten als ihre Kollegen, die in der Firma arbeiten,
können hieraus noch keine Rückschlüsse im Hinblick auf ei-
nen tatsächlichen Zusammenhang zwischen der Arbeit im
Homeoffice und einem hohen Arbeitseinsatz abgeleitet wer-
Abb. 2:
Zusammenhang zwischen Homeoffice-Arbeit und Arbeitseinsatz
Quelle: Sozio-oekonomisches Panel (SOEP), Welle 2009, eigene Berechnungen
3.17
2.22
2.45
6.06
1.23
Mehrarbeit pro Woche in Stunden 0
1
2
3
4
5
6
7
Anmerkung: Die abhängige Variable ist die durchschnittliche wöchentliche Mehrarbeitszeit in Stunden (
Δ
AZ).
Die den Koeffizienten zugrunde liegenden Regressionsmodelle sind mit der Methode der kleins­
ten Quadrate (OLS) und robusten Standardfehlern geschätzt worden. Alle Schätzkoeffizienten
sind statistisch signifikant auf dem 1%-Niveau. Die jeweilige Referenzgruppe stellen Arbeit­
nehmer ohne Homeoffice-Arbeit dar.
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...56
Powered by FlippingBook