DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 05/2015 - page 16

STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG
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5|2015
bäudekosmetik und energetische Sanierung nicht
den gewünschten Erfolg bringen würden. Erste
Kostenschätzungen zeigten, dass eine umfassende
Modernisierung, insbesondere der in Plattenbau-
weise errichteten Gebäude, Kosten von deutlich
über 1.200 €/m
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der KGR 300 + 400 auslösen
würden. Und damit wären bautypische Schwä-
chen – wie der unzureichende Schallschutz – noch
immer nicht beseitigt. Auch die Barrierefreiheit
ließe sich nicht verwirklichen. Das Fazit: Nur eine
großangelegte städtebauliche Reparatur kann alle
Anforderungen erfüllen.
Zwei der eingereichten Konzepte überzeugten
schließlich. Der Entwurf von HGMB Architekten
aus Düsseldorf wies eine hohe Qualität hinsichtlich
des Raumprogramms und der Grundrisse auf. Das
städtebauliche Konzept des Büros Druschke und
Grosser Architektur aus Duisburg wurde schließ-
lich Leitlinie für die weitere Entwicklung. Begeis-
tert haben beide Siegerarbeiten mit Blick auf:
• das ausgefeilte und ausgereifte Energiekonzept,
das für die Rheinwohnungsbau wirtschaftlich
und für die zukünftigen Bewohner mit deutlich
reduzierten Betriebskosten verbunden ist,
• den einfamilienhausähnlichen Wohncharakter
in 2-geschossigen Gebäuden,
• das „Baukastensystem“ bei den Grundrissen,
das eine hohe Flexibilität zulässt,
• die Mietergärten sowie begrünte Innenhöfe.
Nach intensiven Beratungen bekannten sich Auf-
sichtsrat und Geschäftsführung einstimmig zum
Standort und gaben grünes Licht für diemehrjäh-
rige und kostenintensive Quartierserneuerung.
Mieter von Anfang an
in den Prozess einbezogen
Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung
eines Projektes dieser Größenordnung ist nicht
zuletzt die Akzeptanz der Mieter. Über 90% der
Wohnungen, die im Fokus des Wettbewerbs stan-
den, waren bewohnt – viele Mieter lebten bereits
seit Jahrzehnten dort. Deshalb beschloss die
Rheinwohnungsbau, die Quartiersbewohner in
den Prozess mit einzubeziehen und auf eine of-
fene, kontinuierliche Kommunikation zu setzen.
Niemand sollte aus den Medien von den weitrei-
chenden Änderungen erfahren, die sein Zuhause
betreffen.
ImRahmen einer Informationsveranstaltungwur-
den die betroffenen Mieter im ersten Schritt über
die Pläne und die Ergebnisse des Wettbewerbs
informiert. Die vom Abriss betroffenen Mieter
erhielten die Zusage, eine individuelle neueWohn-
lösung zu finden.
Spatenstich 2008, Fertigstellung 2014
Der Startschuss für den ersten Bauabschnitt fiel in
2008. Sechs Jahre wurden für die gesamte Reali-
sierung in drei Bauabschnitten geplant – und tat-
sächlich konnten im September 2014 die letzten
der insgesamt 187 Neubauwohnungen bezogen
werden. Die Quartierserneuerung war mit Blick
auf den Umfang, das Investitionsvolumen und
die Mieterkommunikation sicherlich das heraus-
ragendste Projekt der über 80-jährigen Geschichte
der Rheinwohnungsbau.
Auch das unternehmerische Risikowar erheblich:
Die städtebauliche Heranführung des Quartiers an
den gefragten Stadtteil Urdenbach – und damit das
Erschließen neuer Kundengruppen – erschien in
der Theorie zwar logisch. Was wäre aber gewesen,
wenn sich das Quartier nicht von dem„hässlichen
Garath-Image“ hätte befreien können?
Fazit heute: Alles richtig gemacht
Neben der Tatsache, dass der Architektenwett-
bewerb als qualitätsbildendes Instrument für die
Rheinwohnungsbau bei allen größeren Maßnah-
men inzwischen unverzichtbar ist, hat die städ-
Quelle: Rheinwohnungsbau, Foto: Patric Colling, Düsseldorf
Die Klimaschutzsiedlung liegt in direkter Nachbar-
schaft zur Solarsiedlung und setzt als 3. Bauabschnitt
der Maßnahmen in Garath die Weiterentwicklung des
Stadtteils fort
• Sanierung von 188 Wohneinheiten
• Neuentwicklung von 187 Wohneinheiten
1. Bauabschnitt:
– Solarsiedlung mit acht Gebäuden und 57 Wohneinheiten
– Spatenstich 2008 – Fertigstellung November 2009
2. Bauabschnitt:
– Solarsiedlung mit acht Gebäuden und 65 Wohneinheiten
– Start September 2010 – Fertigstellung Februar 2012
3. Bauabschnitt:
– Klimaschutzsiedlung mit vier Punkthäusern und 65 Wohneinheiten
– Start November 2012 – Fertigstellung August 2014
PROJEKTUMFANG: SANIERUNG UND NEUBAU
Weitere Informationen:
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