CONTROLLER Magazin 4/2015 - page 3

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Editorial
glücklich getroffenen Entscheidungen bei RWE in der nahen Vergangen-
heit, hat das Team Methoden entwickelt, um zukünftig eine Verringerung
von Biases zu bewirken. Um kognitive Verzerrungen oder in anderen Wor-
ten ausgedrückt, Könnens- und Wollens-Defizite einzuschränken, ist eine
exzellente Beratung durch Controller und Risikomanager vonnöten. Ne-
ben der Wissensvermittlung im Umgang mit Chancen und Risiken,
braucht es auch eine Verhaltensanpassung. Die beste
Entscheidungs-
vorbereitung nützt nichts, wenn diese nicht verstanden wird
und
zwar sowohl von den Personen, die die Entscheidung zu treffen haben,
als auch von Jenen, die diese umzusetzen haben. Herr Prof. Weber
beschreibt im Artikel ab Seite 14 genau diesen Sachverhalt. Neben den
richtigen Werkzeugen zur Entscheidungsfindung ist eben auch die Kom-
munikation äußerst wichtig. In den Seminaren der CA Akademie drücken
wir dies gerne mit folgender Formel aus:
Erfolg = Qualität x Akzeptanz
Die Entscheidungsfindung kann qualitativ noch so hoch sein, die Umset-
zung wird nur dann erfolgreich passieren, wenn die Akzeptanz der Verant-
wortlichen und der Umsetzenden gegeben ist. Erreicht wird die Akzeptanz
durch erfolgreiche
Verständlichmachung der Vorgehensweise
– mei-
ne Einschätzung ist, dass wir da noch einiges zu tun haben.
40 Jahre ICV und Controller Magazin – 10 Jahre RMA
Auf den Seiten 28/29 finden Sie Impressionen unserer 40-Jahr-Feier
beim Controller Congress. Die RMA veranstaltet den 10. Risk Manage-
ment Congress in Stuttgart am 21. und 22. September, der unter dem
Motto „Erfolgreiches Chancen- und Risikomanagement 2015“ steht. Mel-
den Sie sich rechtzeitig an.
Herzlichst Ihr,
Dr. Markus Kottbauer
Herausgeber
Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,
im Titelthema beschreibt Herr Prof. Gleißner, dass Risikomanagement
nicht erst anfangen sollte, nachdem Entscheidungen getroffen worden
sind, sondern schon bevor Entscheidungen getroffen werden.
Risikoeinschätzung vor Entscheidungen?
Risiken sollen auch nicht isoliert jeweils für sich betrachtet werden, mo-
dernes Risikomanagement berücksichtigt die Gesamtzusammenhänge
und mündet somit in der Wirkung auf den Wert des Unternehmens. Zur
Bewertung von Handlungsoptionen (Projekten) wird ein
Kapitalkosten-
satz
verwendet, der unmittelbar
aus dem Ertragsrisiko abgeleitet
wird.
Chancen und Gefahren werden zur Ermittlung eines Variationskoeffizi-
enten berücksichtigt, der ein Maß für die Planungssicherheit darstellt. Die-
se sogenannte „semi-investitionstheoretische Bewertung“ ist laut Prof.
Gleißner nicht aufwändiger als die kapitalmarktorientierte Bewertung und
hat den zentralen Vorteil, dass die Bewertung unmittelbar vom Risikoum-
fang des Bewertungsobjekts abhängig ist. Im Gegensatz zur traditionellen
kapitalmarktorientierten Bewertung mit dem Capital Asset Pricing Model
(CAPM) ist man zudem nicht von historischen Aktienrendite-Schwan-
kungen (Beta-Faktor) abhängig.
Wie viel Mathematik vertragen wir?
Mathematik, die vermutlich für viele abschreckend wirkt, wird für diese
Analysen benötigt. Manche fühlen sich wie von einer Wand voller Re-
chenformeln erschlagen. Es stellt sich die Frage, ob denn
Entschei-
dungsfindung verwissenschaftlicht
werden kann, werden soll, eventu-
ell sogar automatisiert werden soll? Die Digitalisierung der Welt ermögli-
cht dies immer mehr, bildet die Grundlage dafür. Sollten wir das dann
auch nützen? Mit den aktuellen Entwicklungen zu Big Data und Predicti-
ve Analytics zeichnet sich ein solcher Weg ab. Es können Simulationen
von Zukunftszuständen und deren Risiken durchgeführt werden, um am
Ende „die beste Entscheidung“ zu treffen. Herr Prof. Rieg stellt in seinem
Beitrag zur
stochastischen Break-Even-Point-Analyse
ab Seite 76
fest, dass heute Methoden und Softwarewerkzeuge eine solche Berech-
nung einfach ermöglichen. Es ergeben sich Einsichten, die eine statische
BEP-Analyse nicht liefern kann. Die
monetäre Quantifizierung des Ver-
lustrisikos
erleichtert in Folge die bewusste Berücksichtigung bei der
Entscheidungsfindung.
Controllerpreis für Methoden zur Reduzierung
von Fehlentscheidungen an RWE
Wie aktuell dieses Thema ist, zeigt sich auch in der Verleihung des dies-
jährigen Controllerpreises, der an das Projektteam von Dr. Peter Scherpe-
reel von RWE geht (ab Seite 103) – das Redaktionsteam des Controller
Magazins gratuliert herzlich. Motiviert durch eine Reihe von nicht so
Dr. Markus Kottbauer
Chefredakteur Controller Magazin
Vorstandsmitglied des Verlags für
ControllingWissen AG
Leiter der CA management akademie
Trainer, Berater und Partner der
CA Akademie AG
CM Juli / August 2015
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