Wohnungspolitische Informationen 16/2019 - page 3

ENERGIE
Essen – Manager aus der Energie- und Immobilienbranche bemängeln mit Blick auf die schleppende Energiewende im Ge-
bäudesektor die regulatorischen Rahmenbedingungen sowie die fehlende Vernetzung. Dies geht aus den Stellungnahmen
hervor, die im Rahmen des „Immo-Energiewende-Index“ von energate und Ista erhoben wurden.
„Der Gebäudewende fehlt der Push“
„Die Klimaziele sind nur erreichbar, wenn
auch der Gebäudesektor einbezogen wird“,
sagte etwa
Frank Höpner
, Mitglied der
Engie-Geschäftsführung und einer der
befragten Manager. Ihm fehlt dabei in der
Politik neben Gesetzen und Regularien auch
ein Stück weit die Kreativität. „Das Förder-
prinzip der vornehmlichen Technologieför-
derung ist mir noch zu ausgeprägt. Effekti-
vität benötigt mehr Kreativität“, so Höpner.
„Die Energiewende ist noch keine Wärme-
wende“, konstatierte etwa
Jan-Christoph
Maiwaldt
, CEO der Hamburger Noventic
Group. Potenziale lassen sich seiner Mei-
nung nach vor allem dadurch erschließen,
die oftmals bereits bestehende digitale Inf-
rastruktur im Gebäude verpflichtend zu
nutzen. Die entsprechende Gerätetechnik
und digitale Anwendungen stünden längst
zur Verfügung. „Mir fehlt insgesamt der
Push“, sagte
Yüksel Sirmasac
, CEO des IT-
Dienstleisters Rockethome. „Die Technik ist
da. Umsetzungswille durch die Wohnungs-
wirtschaft ist auch da – jedoch fehlen noch
die Rahmenbedingungen, die von der Poli-
tik vorgegeben werden sollten.“
Fortschritte nur langsam
Dass die Politik nachlegen sollte, das sahen
einige seiner Kollegen ähnlich. „Um die
Energiewende im Gebäudesektor erfolg-
reich gestalten zu können, bedarf es der
Einhaltung einer Vielzahl von Gesetzen“,
so
Eric Burkhard
vom Regionalversorger
Zeag Energie aus Heilbronn. Der aktuelle
politische Rahmen schaffe derzeit keinen
strukturierten Marktzugang. Besonderen
Optimierungsbedarf sieht er beim Kraft-
Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG) und der
Energieeinsparverordnung (EnEV).
Ingo
Schönberg
von der Power Plus Commu-
nications AG bemängelte das Tempo der
Digitalisierung. „Die vorhandenen Lösun-
gen in den Immobilien sind meist noch
nicht vernetzt“, so Schönberg. Zwar sei die
Roadmap des Bundeswirtschaftsministeri-
ums zur Digitalisierung ein erster richtiger
Schritt, „die Ansätze entfalten aber erst in
den nächsten Jahren Wirkung“.
Der energetischen Sanierung fehlt es
an Wirtschaftlichkeit
Guido Moritz
, Vorsitzender des Vorstan-
des des IT-Dienstleisters SIV AG, sieht den
Bereich der energetischen Sanierung als
weitere große Baustelle. Hohe Vorgaben
zur Sanierung und die damit verbunde-
nen Kosten, machten dies unattraktiv .
Geringere Vorgaben würden intelligentere
marktwirtschaftliche Lösungen ermögli-
chen, meint der Vorstandsvorsitzende. So
ließen sich auch Baumaßnahmen mit einer
direkteren Wirkung umsetzen.
energate und Ista haben den Immo-Ener-
giewende-Index zum zweiten Mal ermit-
telt (energate berichtete). In der aktuellen
Umfrage bewerten 77 Prozent der Vor-
stände und Geschäftsführer aus der Ener-
gie-, Immobilien- und IT-Wirtschaft den
aktuellen Fortschritt der Gebäudewende
negativ. Annähernd drei Viertel der Teilneh-
mer bezeichnet die politischen Rahmenbe-
dingungen dafür als unzureichend. Bei der
ersten Umfrage vor einem Jahr waren es
noch zwei Drittel.
(ml/schi)
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Forschungsprojekt zum Wärmecontracting:
Zukünftige energetische Maßnahmen fokussieren auf die Heizungsoptimierung
Der 2018 vorgelegte Klimaschutzbericht
2017 der Bundesregierung definiert für
2030 eine ambitionierte CO
2
-Reduzierung
auf fünf Prozent. Auch wenn der Gebäu-
desektor im Jahr 2014 schon 43 Prozent
CO
2
-Reduktion erreichte, sind zukünftig für
die Ziele 2030 und 2050 weitere erheb-
liche Anstrengungen erforderlich. Da ein
Großteil der Geschosswohnungsbauten in
Deutschland bereits gedämmt wurde, lie-
gen die zukünftigen Effizienzsteigerungen
in der Optimierung der Anlagentechnik.
Sie ist nicht nur ökologisch geboten, son-
dern auch unumgänglich, da mehr als die
Hälfte der Heizungsanlagen imWohnungs-
bau älter als 20 Jahre sind.
Der Vermieter hat seine Wohnungen mit
Wärme zu versorgen, ist aber bei der Wahl
der Anlagenart und dem Konzept der Wär-
melieferung frei. Er kann eine eigene Hei-
zungsanlage bauen und betreiben – die
sogenannte Eigenversorgung – oder er
kann Dritte mit der Wärmelieferung beauf-
tragen – also eine gewerbliche Wärme-
lieferung durchführen, auch Contracting
genannt. Im Rahmen des Forschungsprojek-
tes „Wärmecontracting“, finanziert durch
den Verein Wohnen in Genossenschaften,
wurden die unterschiedlichen Geschäftsmo-
delle zur Wärmelieferung untersucht und
detailliert hinsichtlich der Praxistauglichkeit
für kleinere und mittlere Wohnungsunter-
nehmen mit konkreten Handlungsempfeh-
lungen bewertet.
(ras/schi)
Den Abschlussbericht zum Forschungsprojekt
können Sie zum Selbstkostenpreis unter
stellen.
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