WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 1/2019 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Der notwendige Abriss und die Aufwer­
tung von Wohnungsbeständen werden
durch verschiedene Programme unter­
stützt. Die Wohnungswirtschaft begrüßt
die Zuschussprogramme, die vor dem Hin­
tergrund einer alternden Bevölkerung sinn­
volle Investitionen unterstützen. Im Zuge
der Förderung des Anbaus von etwa 320
Aufzügen wurde der barrierefreie Zugang
zu rund 5.000 Wohnungen wesentlich ver­
bessert.
Auch in den nächsten Jahren ist es wich­
tig, dass die soziale Wohnraumförderung in
Form von Zuschüssen die Entwicklung der
Wohnungsbestände unterstützt.
Mietrechtsanpassung ist Investitions-
bremse
Die Wohnungswirtschaft in Sachsen-
Anhalt sieht das vom Deutschen Bun­
destag beschlossene Mietrechtsanpas­
sungsgesetz als absurd an. Gerade die
„in letzter Minute“ beschlossenen Ände­
rungsanträge der Regierungskoalition, also
die bundesweite und unbefristete Absen­
kung des Prozentsatzes von 11 auf acht
Prozent sowie die Kappung der Mieter­
höhung nach Modernisierung auf zwei
statt drei Euro für Wohnungen mit einer
Miete unter sieben Euro je Quadratme­
ter, treffen ausgerechnet diejenigen, die
bezahlbaren Wohnraum anbieten. Mit
dieser Deckelung lässt sich eine energe­
tische Modernisierung, die sich auch zur
Erfüllung gesetzlicher Maßgaben häufig
auf mehrere Maßnahmen erstrecken muss,
häufig nicht wirtschaftlich umsetzen. Stei­
gende Baupreise und der bereits für Mitte
des nächsten Jahres erwartete Anstieg
des langfristigen Zinssatzes werden letzt­
lich dazu beitragen, dass viele Moderni­
sierungsmaßnahmen unterbleiben. Wer
notwendige Investitionen – insbesondere
in energetische und altersgerechte Moder­
nisierungen – in die Wohnungsbestände
will, aber gleichzeitig die Mietenentwick­
lung bremst, muss einen wirtschaftlichen
Ausgleich über Förderung herstellen. Hier
ist die öffentliche Hand gefordert. Die Dis­
kussion um bezahlbaren Wohnraum darf
nicht zu einer Spaltung der Gesellschaft
führen. Die Herausforderung, bezahlbaren
Wohnraum und gleichwertige Lebensver­
hältnisse in ganz Deutschland zu schaffen,
wird nur im Miteinander zwischen Vermie­
tern und Mietern sowie zwischen Politik
und Gesellschaft gelingen können.
Gleichwertige Lebensverhältnisse
schaffen
Die Schrumpfung der Bevölkerung ist mit
Ausnahme der Großstädte Magdeburg und
Halle ein anhaltender Trend in allen Land­
kreisen in Sachsen-Anhalt. Deshalb ist der
Wohnungsleerstand weiterhin eine große
Herausforderung für die Wohnungsunter­
nehmen. So betrug 2017 die Leerstands­
quote der von den Regionalverbänden in
Sachsen-Anhalt vertretenen Wohnungsun­
ternehmen durchschnittlich noch 5,8 Pro­
zent in den Großstädten Magdeburg und
Halle und 12,7 Prozent in den anderen Lan­
desteilen. 43 Prozent der befragten Woh­
nungsunternehmen in Sachsen-Anhalt ver­
zeichneten 2017 einen Leerstandsanstieg,
davon wiesen sogar 33 Prozent einen Leer­
stand von über 15 Prozent aus. Mit dieser
hohen Leerstandsquote sind sie langfristig
gefährdet. Entsprechend ist hier dringen­
der Handlungsbedarf gegeben. Insofern
begrüßen die Verbände die Bestrebungen
der Bundesregierung, sich im Zuge einer
Kommission auf Bundesebene intensiv mit
der Bedeutung gleichwertiger Lebensver­
hältnisse und der Attraktivitätssteigerung
in benachteiligten Regionen auseinander­
zusetzen. Auch die Wohnungswirtschaft
engagiert sich seit langem für lebenswerte
Wohnverhältnisse. Gleichwertige Lebens­
verhältnisse sind ohne eine zentrale Ein­
beziehung des Wohnens nicht sinnvoll zu
entwickeln. Denn das Thema Wohnen ist
ein zentraler Standortfaktor, dem deutlich
mehr Gewicht in den Debatten zukommen
sollte. Dazu gehört auch, den Stadtumbau
als langfristige Aufgabe nicht aus dem Auge
zu verlieren. Hierbei hat eine Lösung der
Problematik „Wohnungswirtschaftliche Alt­
schulden“ eine herausragende Bedeutung.
(mei/jar/schi)
Weitere Infos finden Sie unter
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Burkhard Jarzyna (VdW)
Ländlicher Raum im Fokus beim „vdw-Management-Forum 2018“
Bad Elster – Der Verband der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Sachsen (vdw) hat Ende November 2018 zum ersten
Mal sein neues Management-Forum veranstaltet. Zahlreiche Geschäftsführer und leitende Mitarbeiter der Mitgliedsun-
ternehmen des vdw Sachsen sowie weitere Vertreter aus Wirtschaft und Politik kamen ins sächsische Bad Elster.
Olaf Schlott
, Bürgermeister von Bad Els­
ter, Heimat der sächsischen Staatsbäder,
charakterisierte seine Stadt als ein Leucht­
turmprojekt im sächsischen Vogtland­
kreis.
Christian Dahms
, Generalsekretär
des Landessportbundes Sachsen, erläu­
terte den erweiterten Kooperationsgedan­
ken zwischen Sport und Wohnen. Viele
Mitgliedsunternehmen des vdw Sachsen
engagieren sich hier bereits, sei es durch
die Bereitstellung von Sportstätten oder als
Sponsor für Vereine und Veranstaltungen.
In einem Podiumsgespräch zum Thema
„Glokalisierung – Wie das Leben auf dem
Land zukünftig wieder locken kann!“,
moderiert von
Robert Burdy
, Nachrichten­
sprecher des MDR Sachsen, wurden posi­
tive Aspekte wie Naturnähe und die Ruhe
des ländlichen Raums als „Lockmittel“ her­
vorgehoben. Es gelte aber insbesondere,
die Infrastruktur vor Ort deutlich zu verbes­
sern, waren sich
Axel Gedaschko
, Präsi­
dent des Spitzenverbandes der Wohnungs­
wirtschaft GdW,
Gabriela Haas-Zens
,
Geschäftsführerin der Wohnungsbauge­
sellschaft mbH Bad Elster, Bürgermeister
Olaf Schlott, vdw-Verbandsdirektor
Rainer
Seifert
und Prof. Dr.
Everhard Holtmann
,
Direktor des Zentrums für Sozialforschung
Halle, einig. Es müsse beispielsweise darü­
ber nachgedacht werden, Ausbildungszen­
tren für handwerkliche Berufe zu errichten.
Auch der Bau von Schulen, Kindergärten
und -krippen auf dem Land sei eine wich­
tige Zukunftsmaßnahme.
Dr.
Antje-Britta Mörstedt
, Vizepräsi­
dentin der Privaten Hochschule Göttin­
gen (PFH) für Fernstudium und Digitalisie­
rung, erläuterte die Bedeutung der neuen
„Generation Z“ für Führungskräfte in
Unternehmen. Energieberater Prof. Dipl.-
Ing.
Timo Leukefeld
erklärte in einem
neuen Gesprächsformat zum Thema „Pau­
schalmiete mit Energieflat in energieautar­
ken Mehrfamilienhäusern – brauchen wir
bald keinen Messdienst mehr?“ die hohe
Bedeutung der Energiegewinnung vor Ort,
um Preise langfristig stabilisieren zu kön­
nen.
(hess/schi)
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