WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 1/2019 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Hessen: Schwarz-Grüner Koalitionsvertrag und Ressortverteilung stehen
Wiesbaden/Frankfurt am Main – Die CDU und Bündnis 90/Die Grünen in Hessen haben sich in der Nacht zum 19. Dezem-
ber 2018 auf einen Koalitionsvertrag geeinigt. Die Ressortverteilung der künftigen Landesregierung wurde dabei eben-
falls bekanntgegeben. Der Bereich Wohnen soll in Zukunft im Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen
verortet sein.
„Die Themen Wohnen und Bauen treiben
die Menschen in Hessen um, das haben
alle Umfragen vor der Wahl gezeigt“, sagte
dazu Dr. Axel Tausendpfund, Vorstand des
Verbandes der Südwestdeutschen Woh­
nungswirtschaft (VdW südwest). „In der
gegenwärtigen Lage ist in allen Berei­
chen zügiges und vor allem entschlosse­
nes Handeln nötig: Ein eklatanter Man­
gel an bezahlbarem Wohnraum, knappes
und daher teures Bauland, unnötig lange
und komplizierte Planungs- und Geneh­
migungsverfahren, eine Stärkung der Inf­
rastruktur im ländlichen Raum und stetig
steigende Mieten in den Ballungsräumen
sind nur einige Stichworte. Ein entschei­
dender Schritt auf demWeg zur Schaffung
von mehr bezahlbarem Wohnraum ist die
Bündelung von Kompetenzen für Wohnen
und Bauen in einem eigenen Ministerium.
Es ist enttäuschend, dass die nun bekannt
gewordene Aufteilung der Ministerien der
designierten schwarz-grünen Landesregie­
rung kein eigenständiges Ministerium für
Wohnen, Bauen und Landesentwicklung
vorsieht. Hier wurde die Chance vertan,
dem Thema den dringend erforderlichen
Rückenwind in Hessen zu geben. Immerhin
erscheint die neue Zuordnung zum Wirt­
schaftsministerium sinnvoller als die bis­
herige beim Umweltministerium. Die Tat­
sache, dass ‚Wohnen‘ explizit im Namen
des neuen Ministeriums genannt ist, gibt
Anlass zur Hoffnung, dass hier auch in der
Praxis ein Arbeitsschwerpunkt liegen wird.
Es kommt nun jedoch entscheidend darauf
an, dass Wirtschaft, Energie, Verkehr und
Wohnen auch zusammen gedacht werden
und sich dies in der inhaltlichen, organi­
satorischen und personellen Ausrichtung
des Ministeriums niederschlägt. Ein bloßer
Namenszusatz ohne den entsprechenden
organisatorischen Unterbau wäre ein Eti­
kettenschwindel, der keine Probleme löst.
Wohnungspolitik muss in der neuen Lan­
desregierung einen höheren Stellenwert als
bisher erhalten. Nur so können wir gemein­
sam einer der drängendsten sozialen Fra­
gen unserer Zeit begegnen: der Schaffung
von bezahlbaremWohnraum für alle Bevöl­
kerungsgruppen.“
(fra/schi)
Wohnungswirtschaft in Sachsen-Anhalt zieht positive Jahresbilanz – größte
Herausforderungen: Stadtumbau, Integration, Leerstand, Modernisierung
Magdeburg – Die kommunale und genossenschaftliche Wohnungswirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt zieht für das
Jahr 2018 eine insgesamt positive Bilanz. Die 195 Wohnungsunternehmen beider Verbände verwalten und bewirtschaf-
ten rund 329.500 Wohnungen, das sind etwa 43 Prozent des Mietwohnungsbestandes in Sachsen-Anhalt. Fast 94 Prozent
der Wohnungen der Verbandsmitglieder sind voll- oder teilmodernisiert, erklärten zum Jahresende 2018 die Verbands­
direktoren Ronald Meißner vom Verband der Wohnungsgenossenschaften Sachsen-Anhalt (VdWg) und Burkhard Jarzyna
vom Verband der Wohnungswirtschaft Sachsen-Anhalt (VdW).
Die Wohnungsunternehmen in Sachsen-
Anhalt haben seit 1990 rund 19 Milli­
arden Euro investiert, davon rund 460
Millionen Euro allein im Jahr 2018. Inves­
titionsschwerpunkt ist das altersgerechte
Wohnen. Der Leerstand lag Ende 2018 bei
geschätzten 32.000 Wohnungen. Das sind
etwa 39.000 Wohnungen weniger als noch
2005. Ohne Wohnungsabriss wäre der
Leerstand gestiegen. Im Gegensatz zu Bal­
lungszentren wie Hamburg, München und
Berlin besteht im gesamten Land Sachsen-
Anhalt – auch in den Großstädten Magde­
burg und Halle – kein Wohnungsmangel.
Mit durchschnittlich fünf Euro pro Quad­
ratmeter liegen die Wohnungskaltmieten
der VdW/VdWg-Mitgliedsunternehmen in
einem sehr guten Preis-Leistungsverhält­
nis. Trotz hoher Investitionstätigkeit sind
die Durchschnittsmieten im Vergleich zu
2017 nur um zwei Prozent gestiegen.
Zukunftsaufgaben: Stadtumbau,
Integration, Modernisierung
Die Wohnungsunternehmen planen für
das Jahr 2019 ein Investitionsvolumen
in Höhe von rund 500 Millionen Euro.
Hauptsächlich wird in die Erhaltung und
Modernisierung des Wohnungsbestan­
des, aber auch in den Neubau von Woh­
nungen an zukunftsfähigen Standorten
investiert.
Der Stadtumbau in Sachsen-Anhalt ist eine
Erfolgsgeschichte. Dazu haben nicht nur
die abgerissenen Wohnungen, sondern
ebenso die Aufwertungen in den Wohn­
quartieren beigetragen. Der Bund hat
mit der Aufstockung der Förderung 2019
eine verlässliche politische Perspektive für
Land, Kommune und Wohnungswirtschaft
geschaffen.
Die Versorgung von Flüchtlingen mit Wohn­
raum und vor allem die Integration in die
Wohngebiete stellt eine langfristige gesell­
schaftliche Aufgabe dar. Die Versorgung
mit Wohnraum ist gesichert. Hier haben
gerade kommunale Wohnungsgesellschaf­
ten und auch Wohnungsgenossenschaften
einen wesentlichen Beitrag geleistet. Nun
muss die Integration stärker in den Mittel­
punkt gerückt werden. Dazu ist es notwen­
dig, die Sozialarbeit in den Wohngebieten
zu unterstützen. Die Wohnungswirtschaft
erneuert ihre Erwartungshaltung an den
Bund und das Land Sachsen-Anhalt, finan­
zielle Ressourcen für diesen Zweck bereit­
zustellen.
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Ronald Meißner (VdWg)
Fotos: VdW/VdWg
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