WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 11/2018 - page 3

STUDIE
JUBILÄUM
Kommunen dar. In vielen Wachstumszen-
tren und Verdichtungsräumen herrschen
aktuell erhebliche Wohnungsengpässe. Die
Folge sind steigende Mieten im unteren
und mittleren Segment und dadurch eine
Verknappung preiswerten Wohnraums.
Insbesondere für einkommensschwächere
Haushalte wird es zunehmend schwieri-
ger, geeigneten und bezahlbaren Wohn-
raum zu finden. Für die Bereitstellung von
preisgünstigem Wohnraum insbesondere
für einkommensschwache Zielgruppen
sind kommunale Wohnungsbestände für
Städte und Gemeinden ein wichtiges Inst-
rument. Zahlreiche Kommunen versuchen
daher, den Engpässen auf demWohnungs-
markt entgegenzuwirken, indem sie oder
ihre Beteiligungen ihren Wohnungsbestand
ausweiten. Dementsprechend werden die
Bestände kommunaler Wohnungsanbieter
auch verstärkt durch Neubau ausgewei-
tet. So haben 16,5 Prozent der antworten-
den kommunalen Wohnungsanbieter im
Zeitraum von Anfang 2012 bis Ende 2014
kommunale Mietwohnungen neu errichtet.
Im Vergleich zu den vorangegangenen
Erhebungen zeigt sich zudem, dass die
Wohnungsunternehmen große Anstren-
gungen beim Klimaschutz und altersge-
rechtem Wohnen in den letzten Jahren
unternommen haben. Entsprechend der
hohen Bedeutung kommunaler Woh-
nungsbestände gaben 78 Prozent der
befragten kommunalen Wohnungsanbie-
ter an, im Zeitraum zwischen 2012 und
2014 in ihren Wohnungsbestand inves-
tiert zu haben. Demnach ist es für die Kom-
munen und ihre Wohnungsunternehmen
besonders wichtig, die Qualität des eige-
nen Wohnungsbestandes und seine Markt-
gängigkeit zu erhalten beziehungsweise zu
verbessern.
Soziale Verantwortung für einkom-
mensschwache Haushalte
Traditionsgemäß weisen kommunale
Bestände einen hohen Anteil an Woh-
nungen mit Mietpreisbindung oder Bele-
gungsrechten auf. Während zwischen
2012 und 2015 bei rechtlich geförderten
Wohnungen ein Rückgang zu verzeichnen
ist, hat sich die Zahl der Wohnungen mit
vertraglich vereinbarter Bindung verdop-
pelt. Dieses Ergebnis zeigt sehr deutlich
das Ausmaß auslaufender Bindungen und
die Reaktion der Kommunen und Woh-
nungsunternehmen, diese vermehrt durch
vertragliche Bindungsvereinbarungen zu
kompensieren. Den Ergebnissen nach ver-
folgen Kommunen und ihre Beteiligungen
mit dem Neubau kommunaler Mietwoh-
nungen zweierlei Ziele: Zum einen verbes-
sern sie ihre Einnahmensituation und wirt-
schaftliche Leistungsfähigkeit, indem sie
auch das Angebot an mittel- und höher-
Fortsetzung von Seite 2
Aus der wi 11/1998
Quelle: GdW
Vor gerade einmal 20 Jahren sah die
Konjunkturlage der Bauwirtschaft noch
etwas anders aus als heute...
Damals und heute
WOHNUNGSPOLITISCHE
INFORMATIONEN
preisigen Neubauwohnungen ausweiten.
Dieses Instrument nutzen sie strategisch,
um das Wohnungsangebot mit niedrigem
Mietpreisniveau stark auszuweiten. Das
zeigt der hohe Anteil gebundener Woh-
nungen im Neubau in den Jahren 2012
bis 2015 deutlich. Die Kommunen und
ihre Wohnungsunternehmen nehmen auf
diesem Weg soziale Verantwortung wahr,
indem sie zur Wohnraumversorgung ein-
kommensschwacher Haushalte beitragen.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Kom-
munalbefragung des BBSR, dass das Thema
Wohnen in der politischen Diskussion einen
noch höheren Stellenwert einnimmt als
noch vor wenigen Jahren. Entsprechend
richten die Kommunen ihr Augenmerk
verstärkt auf ihre Wohnungsbestände und
-unternehmen, da sie sich der wachsenden
Bedeutung kommunaler Wohnungen als
Instrument zur Bewältigung aktueller Her-
ausforderungen auf den Wohnungsmarkt
bewusst sind.
(cla/koch)
Die umfassende BBSR-Sonderveröffent­
lichung finden Sie hier:
Wachsende und schrumpfende Regionen in
Stadt und Land
Quelle: BBSR Bonn 2017
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