WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 43/2017 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Grünen. Vor allem im Bereich der energe-
tischen Anforderungen an den Wohnungs-
neubau drohe Ungemach für die Branche,
weshalb die Wohnungswirtschaft hier den
Schwerpunkt ihrer politischen Gespräche
setzen werde.
„Wir brauchen eine starke und selbstbe-
wusste Wohnungspolitik mit verändertem
Kurs“, sagte Gedaschko. Der GdW-Präsi-
dent stellte 14 Punkte für eine neue Woh-
nungspolitik vor. Absolut notwendig sei
auch die Fortsetzung der Wohnraumför-
derung des Bundes nach 2019. Es gebe nur
wenige Bundesländer die eigene Fördermit-
tel in ausreichender Höhe zur Verfügung
stellen könnten. „Ohne eine Förderung des
Bundes wird es eine Teilung in Deutschland
zwischen Ländern, die sich den geförder-
ten Wohnungsbau leisten können und den
Anderen geben“, mahnte Gedaschko.
Bund, Land, Verband – Gemeinsam
Wohnraum schaffen
Diesen Leitsatz stellte
Gerhard Eck
, Staats-
sekretär im Bayerischen Staatsministerium
des Innern, seinem Vortrag voraus. „Die
bayerische Staatsregierung wird sich in
Berlin dafür stark machen, dass der Woh-
nungsbau politische Vorfahrt auf allen Ebe-
nen erhält“, versprach der Staatssekretär.
Eck sieht besonderes Potential beim Steu-
errecht. „Wir brauchen hier unbedingt
günstigere Rahmenbedingungen. Zudem
seien die hohen Baukosten ein Thema, das
Bauherren abschrecke. Dafür verantwort-
lich ist für den Baustaatssekretär vor allem
die ständige Anhebung der energetischen
Standards. Der Baustaatssekretär richtet
klare Forderungen an den Bund. Bis 2019
soll der Bund jährlich zwei Milliarden Euro
für den Wohnungsbau zuweisen. „Aber
auch nach dem Auslaufen der Kompen-
sationszahlungen ab 2020 muss der Bund
seiner Mitverantwortung in der Wohnungs-
politik gerecht werden“, forderte Eck.
Bezahlbarer Wohnungsbau – So nötig
wie schwierig
Verbandsdirektor
Xaver Kroner
appel-
lierte, dem Thema Wohnen in der Gesell-
schaft wieder einen höheren Stellenwert
zu geben. In der Öffentlichkeit fehle häu-
fig das Bewusstsein, warum das Wohnen
so teuer ist und von der Politik vermisst er
diesbezüglich klare, ehrliche Worte. Denn
schließlich wären Politikziele wie Energie-
einsparung und CO
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-Reduzierung für die
hohen Baukosten ursächlich.
„Tatsache ist, dass wir dringend Woh-
nungsneubau brauchen. Und zwar nicht
nur in den Ballungsräumen. Wir brauchen
energieeffizienten Neubau. Wir brauchen
barrierearmen Neubau. Vor allem aber:
Wir brauchen bezahlbaren Neubau. Mit
dem Altbestand alleine – selbst wenn er
modernisiert wurde – werden wir die
Zukunft nicht bewältigen können“, sagte
Kroner. Selbst durch eine bessere Ausstat-
tung mit Fördermitteln könnten die Her-
ausforderungen auf den Wohnungsmärk-
ten nicht bewältigt werden. „Wenn wir mit
dem Thema bezahlbares Bauen und Woh-
nen weiterkommen wollen, müssen auch
weitere Maßnahmen ergriffen werden“,
betonte Kroner. Um eine höhere Bautätig-
keit im Mietwohnungssegment mit trag-
baren Mieten zu erhalten, gebe es letzt-
lich zwei Wege: Die Zulässigkeit deutlich
unterschiedlicher Bauqualitäten mit Redu-
zierung der zwingenden Standards auf das
sicherheitstechnisch und ökologisch unver-
zichtbare Maß und dauerhaft sehr hohe
staatliche Transferleistungen. „Sinnvoll und
notwendig ist eine Kombination beider
Wege“, so Kroner abschließend.
Elektromobilität – Hype oder Revolu-
tion?
Dieser nicht originär wohnungspolitischen
Frage ging Prof. Dr.
Martin Wietschel
vom
Karlsruher Institut für Technologie nach.
Für ihn steht fest, dass Elektromobilität zur
Realität wird und dass Strom der Kraftstoff
der Zukunft ist. Schließlich seien die ambi-
tionierten Klimaschutzziele nur mit einem
fast vollständig dekarbonisierten Verkehr
erreichbar. Aktuell würden zwar noch Bar-
rieren bei der Elektromobilität bestehen.
Wietschel nannte vor allem die Wirtschaft-
lichkeit, Reichweite und die Umweltbilanz
sowie die Diskussion um den Verlust heimi-
scher Arbeitsplätze. Doch er ist sich sicher,
dass die Elektromobilität in Deutschland im
Kommen ist. Deshalb müsse das Ziel sein,
den Strukturwandel aktiv zu gestalten,
etwa durch den Ausbau der Defizite bei der
Zellproduktion und der Wettbewerbssitua-
tion. Auch den intelligenten Aufbau einer
Ladeinfrastruktur nennt er als notwendige
Voraussetzung.
(stra/koch/schi)
Fortsetzung von Seite 2
Axel Gedaschko, Präsident des GdW, erläuterte die wohnungswirtschaftlichen Positionen und
damit verbundene Herausforderungen einer möglichen Jamaika-Koalition.
Fotos: Klaus D. Wolf
Verbandsdirektor Xaver Kroner appellierte, dem Thema Wohnen in der Gesellschaft wieder einen
höheren Stellenwert einzuräumen.
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