WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 19/2017 - page 2

Bundesbauministerium fördert erste „Modellvorhaben Variowohnen“
Wuppertal/Bochum/Berlin – Flexibel, nachhaltig und bezahlbar: Das Bundesbauministerium fördert den Bau sogenannter
„Variowohnungen“ für bezahlbares Wohnen für Studierende und Auszubildende. Als erste Modellvorhaben erhalten das
Hochschulsozialwerk Wuppertal 1,9 Millionen Euro und das Akademische Förderungswerk Bochum rund 3,3 Millionen
Euro vom Bund. Am 8. Mai 2017 übergab Bundesbauministerin Barbara Hendricks die beiden Zuwendungsbescheide.
Seit Jahren steigt die Zahl der Studieren-
den in Deutschland. Das verschärft in vielen
Universitätsstädten die Lage auf den ohne-
hin schon angespannten Wohnungsmärk-
ten. Investoren engagieren sich zwar beim
Neubau teurer Eigentumswohnungen, aber
noch zu selten beim Bau bezahlbarer Woh-
nungen für Studierende oder Azubis. Um
der schon heute problematischen Situation
in vielen Hochschulstädten zu begegnen,
hat das Bundesbauministerium gemein-
sam mit den Partnern des Bündnisses für
bezahlbares Wohnen und Bauen die Ent-
wicklung sogenannter Variowohnungen
vorangetrieben. Sie bieten intelligente
Lösungen für den demografischen Wandel,
so Bundesbauministerin Barbara Hendricks.
Variowohnungen sind flexibel nutzbare
Wohneinheiten, die mindestens 20 Quad-
ratmeter groß sind und deren Warmmiete
maximal 280 Euro betragen darf. Die Woh-
nungen können dank ihres leicht veränder-
baren Grundrisses von Studierenden oder
Auszubildenden und zu einem späteren Zeit-
punkt durch die Zusammenlegung von zwei
oder mehreren Einheiten zum Beispiel von
Senioren oder Familien bewohnt werden.
Beim Neubau des Wohnheims für Studie-
rende des Hochschulwerks Wuppertal wer-
den 132 Wohnplätze geschaffen. Durch
vorgefertigte Bauteile wie Tragkonstruk-
tionen, Badzellen und Fassadenelemente
kann die Bauzeit reduziert und die Bauqua-
lität erhöht werden. In Bochum geht es um
den Neubau von drei Wohngebäuden für
Studierende, die insgesamt 258 Wohn-
plätze bieten. Das Projekt überzeugte unter
anderem durch die variablen Anpassungs-
möglichkeiten des Gebäudes.
Das Bundesbauministerium plant, bis Ende
2018 insgesamt 30 Modellvorhaben zu för-
dern. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt-
und Raumforschung (BBSR) begleitet die
geförderten Projekte fachlich und wertet
ihre Erkenntnisse aus.
(schr/kön)
Weitere Informationen zum
BMUB-Förderprogramm finden Sie hier:
BUNDESPOLITIK
ger Vorfahrt bekommen und damit die
Behebung des Mangels an Neubau wirk-
lich Realität wird?“, leitete
Jürgen Zur-
heide
die Diskussion ein und bat zunächst
Claudia Goldenbeld
(Vivawest) um ihre
Einschätzung. „Als Geschäftsführerin
eines bauenden Wohnungsunternehmens
muss ich mich oft mit vielen Stoppschil-
dern auf dem Weg zu mehr Bautätigkeit
befassen. Da ist zum einen die schwie-
rige Beschaffung von Bauland, die hohe
Grunderwerbsteuer und die langwierigen
Genehmigungsprozesse der Anträge in den
Bauämtern, die auf Personalmangel und
Mangel an Kompetenz im Bereich Digitali-
sierung zurückzuführen sind“, so Golden-
beld.
Reform des Baugesetzbuches war ein
wichtiger Schritt
Sylvia Jörrißen
(CDU/CSU) stimmte ihr zu:
„Wir sind uns Partei- und Fraktionsübergrei-
fend einig, dass mehr gebaut werden muss.
Sowohl in den Ballungsgebieten als auch in
den strukturschwächeren Gebieten brau-
chen wir zeitgemäße neue Wohnungen
für alle Alters- und Einkommensklassen.“
Sie betonte, dass die kürzlich beschlossene
Reform des Baugesetzbuches und die neu
eingeführte Baugebietskategorie „Urbanes
Gebiet“ bedeutend dazu beitragen wird,
das Problem zu lösen. Gleichzeitig verwies
sie auf die Dinge, die nicht mehr von Bun-
desseite aus geregelt werden können und
nun bei den Ländern liegen, so zum Bei-
spiel das Thema Grunderwerbsteuer.
Bar-
bara Schmidt
(DIE LINKE) unterstrich den
hohen Bedarf an bezahlbaremWohnraum.
„Auch hier spielt die Aktivierung von priva-
tem Bauland eine Rolle.“ Hier sei vor allem
auf mehr Anreize zu setzen, schaltete sich
Oliver Krischer
(Grüne) ein. „Wir sollten
uns viel mehr mit den Abschreibungsmög-
lichkeiten befassen. Hier ist noch lange
nicht das Mögliche ausgeschöpft. Mehr
Beratung und eine gezielte professionelle
Ansprache der Eigentümer können da hel-
fen. Und das ist nur ein Teil des großen
Strauß an Maßnahmen, der uns zur Ver-
fügung steht.“
Die Rolle der Kommunen
Der SPD-Bundestagsabgeordnete
Michael
Groß
verwies darauf, dass die Kommunen
noch stärker vom Bund entlastet werden
müssen. „In dieser Legislaturperiode haben
wir bereits mehr als 20 Millionen Euro
bereitgestellt. Das ist ein wichtiger Schritt
auf dem Weg gewesen, die Kommunen
wieder in die Lage zu versetzen, mehr Per-
sonal zu beschäftigen und Liegenschafts-
politik zu machen“. Das Baugesetzbuch
würde er „nochmal schärfen“ und die
Vorschläge des Bündnisses für bezahlbares
Wohnen und Bauen stärker berücksichti-
gen, „denn wir brauchen in der Daseins-
vorsorge einen handlungsfähigen Staat.“
Fachkräftemangel beheben
Mehr als zwei Dutzend Zuschauer frag-
ten im Live Chat nach Lösungsvorschlä-
gen: „Wie kann man dem Fachkräfteman-
gel bei den Betrieben, die die Bautätigkeit
schlussendlich realisieren, entgegenwir-
ken? Bei Sanierung und Neubau hat man
zunehmend Schwierigkeiten, Angebote
von Betrieben zu bekommen, da diese bis
oben hin ausgelastet sind“, so eine der
zahlreichen Fragen. Ein zu geringer Anteil
an Fachkräften sei auch für die Preisstei-
gerung bei Bauprojekten verantwortlich,
waren die Podiumsteilnehmer sich einig.
Hier müsse bereits in der Schulzeit begon-
nen werden, Menschen für die verschiede-
nen handwerklichen Berufe zu begeistern
und sie dann durch die Ausbildung bezie-
hungsweise durch ein Studium zu beglei-
ten und zu fördern. Hier müsse tatsächlich
verstärkt agiert werden, denn Deutschland
ist keinesfalls fertig gebaut, so wie es zu
Beginn des Jahrtausends geglaubt wurde.
„Wie kann sozialer Wohnungsbau für
Investoren attraktiv gemacht werden?“,
so eine weitere Frage. Wesentlich sei die
Förderung durch die Länder, so Goldenbeld
(Vivawest). Tilgungszuschüsse für öffent-
lich geförderten Wohnungsbau seien sehr
effektiv. „Es bedarf der Stärkung dieses
Segments, welches in den letzten Jahrzehn-
ten zu sehr vernachlässigt wurde“, stellte
Oliver Krischer (Grüne) weiterhin fest.
#WohWiTalk geht in die dritte Runde
Am 29. Mai 2017 geht der #WohWiTalk in
seine dritte Runde. Dann lautet das Thema
Energieeinsparung und Klimaschutz. Auch
hier können Sie wieder alles per Livestream
mitverfolgen und Ihre Fragen stellen.
(kön)
Auf der Website
wahl2017.wohnungswirtschaft.de
können Sie vergangene Talks nochmal ansehen
oder sich bei der nächsten Ausgabe live dazu-
schalten. Die Video-Aufzeichnung der Runde
zum Wohnungsneubau finden Sie hier:
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