WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 10/2017 - page 3

INTERNATIONALES
AUS DEN VERBÄNDEN
Hamburger Wohnungsmarkt funktioniert
Hamburg – Die Hamburger Wohnungswirtschaft, vertreten durch den BFW Nord, den Grundeigentümer-Verband Ham-
burg den IVD Region Nord und den VNW Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen, hat eine unabhängige Studie
vom Center for Real Estate Studies (CRES) zum Hamburger Mietwohnungsmarkt erstellen lassen. Es wurden echte Miet-
marktdaten von über 250.000 Mietwohnungen sowohl von privatwirtschaftlichen, städtischen und genossenschaftlichen
Vermietern aus dem Jahr 2016 in Hamburg untersucht. Das Fazit der Studie lautet: Miethöhen und Fluktuationsraten be-
legen einen funktionierenden Mietwohnungsmarkt, sodass regulatorische Eingriffe und politischer Aktionismus fehl am
Platz sind.
Hamburg ist als Metropole mit wachsen-
der Bevölkerung seit langem ein begehr-
ter Wohnstandort. Dies ist mit steigenden
Immobilien- und Mietpreisen sowie sin-
kendem Wohnungsleerstand verbunden,
insbesondere in den stark nachgefragten
Stadtteilen. Von Wohnungsnot und explo-
dierenden Mieten kann jedoch generell
nicht die Rede sein.
Das Ergebnis
Mieter können in der Elbmetropole nach
wie vor ausreichend Angebote zu markt-
realistischen Konditionen finden. Hoch-
gerechnet auf den gesamten Hamburger
Mietwohnungsmarkt, der 697.000 Miet-
wohnungen umfasst, liegt die rechneri-
sche Durchschnittsmiete bei 8,15 Euro pro
Quadratmeter nettokalt monatlich. Ergeb-
nis der Studie: 68 Prozent der Hamburger
Mieten liegen zwischen 6,36 und 9,94 Euro
pro Quadratmeter. Beim kommunalen Ver-
mieter, der SAGA Unternehmensgruppe,
und den Wohnungsgenossenschaften liegt
die Durchschnittsmiete sogar nur bei 6,34
Euro pro Quadratmeter. Bei den privaten
Vermietern liegt die Durchschnittsmiete bei
9,22 Euro pro Quadratmeter.
Die durchschnittliche Bestandsmiete der
nicht preisgebundenen Wohnungen liegt in
der Gruppe der städtischen und genossen-
schaftlichen Vermieter je nach Wohnlage
bei 6,41 Euro pro Quadratmeter in norma-
ler Wohnlage beziehungsweise 6,85 Euro
pro Quadratmeter in guter Wohnlage. Die
Bestandsmiete bei den privatwirtschaftli-
chen Vermietern beträgt im Vergleich dazu
8,78 Euro pro Quadratmeter in normaler
Wohnlage und 10,17 Euro pro Quadrat-
meter in guten Wohnlagen.
Die Neuvertrags- beziehungsweise Wie-
dervermietungsmieten liegen naturge-
mäß höher als die Bestandsmieten. Bei
der SAGA Unternehmensgruppe und den
Wohnungsgenossenschaften liegen diese
bei 7,30 Euro pro Quadratmeter in guter
Wohnlage, bei den privaten Vermietern
sind es 10,39 Euro pro Quadratmeter in
normaler Wohnlage und 11,51 Euro pro
Quadratmeter in guter Wohnlage. Auch
hier gilt: Mieter sind bereit, für Wohnun-
gen in einer besseren Lage mehr zu zah-
len.
Niedriger sind die Mieten bei den preisge-
bundenen Wohnungen. Die Mieten liegen
hier zwischen 5,99 Euro pro Quadratme-
ter – das entspricht der Bestandsmiete der
kommunalen und genossenschaftlichen
Vermietern in einer normalen Wohnlage –
und 8,49 Euro pro Quadratmeter. So zum
Beispiel bei Neuvermietung durch einen pri-
vaten Vermieter in guter Wohnlage.
Auch die Höhe der ermittelten Fluktua-
tionsrate, das heißt das Verhältnis der in
einem Jahr neu vermieteten Wohnungen
zum Gesamtbestand, spiegelt einen funk-
tionierenden Mietwohnungsmarkt wieder.
Die durchschnittliche Fluktuation über die
gesamte Studie beträgt im Untersuchungs-
zeitraum April 2015 bis April 2016 neun
Prozent. Die Fluktuationsquote lag bei
den kommunalen und genossenschaft-
lichen Vermietern bei 8 Prozent und bei
den privaten Vermietern bei 14,4 Prozent.
Häufiger Mieterwechsel setzt ein entspre-
chendes Angebot attraktiver Wohnungen
voraus.
Einschätzung der Hamburger Woh-
nungswirtschaft
„Die Studie verdeutlicht mir drei Dinge: Ers-
tens: Hamburg ist nicht gleich Hamburg.
Zweitens: Der Wohnungsmarkt ist ange-
spannt. Drittens: Es gibt keinen Grund zur
Panik. Die Hansestadt bietet ein heteroge-
nes Wohnungsangebot. Dass es auch güns-
tige Wohnungen gibt, zeigt nicht zuletzt
die Durchschnittsmiete von 6,34 Euro der
VNW-Mitgliedsunternehmen. Doch bezahl-
bare Mieten setzen bezahlbares Bauen vor-
aus. Bei den hohen Bau- und Grundstücks-
preisen aktuell eine Herausforderung.
Hinzu kommen die gestiegenen ordnungs-
rechtlichen und kommunalen Anforderun-
gen. Hier benötigen wir dringend Lösun-
gen. Das „Bündnis für das Wohnen“ ist
dafür eine gute Grundlage. Wir werden
uns dort weiterhin stark machen, damit
der Wohnungsmarkt so heterogen bleibt
und auch die Mieterinnen und Mieter mit
geringerem Einkommen zum Zuge kom-
men“, so VNW-Verbandsdirektor Andreas
Breitner.
(fri/kön)
Die Studie ist für Pressevertreter auf Anfrage
bei allen beteiligten wohnungswirtschaftlichen
Verbänden in gedruckter Form erhältlich.
Neue Datenbank zu Wohnkosten online
Paris – Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung OECD hat eine neue Datenbank zu Wohn-
kosten im OECD-Raum veröffentlicht. Die „Affordable Housing Database“ soll Ländern dazu verhelfen, den Zugang zu
qualitativ hochwertigen und bezahlbaren Wohnungen im Blick zu behalten und ihre Wissensbasis bei der Bewertung po-
litischer Maßnahmen zu stärken.
Die Datenbank umfasst derzeit Indikatoren,
die in drei Hauptdimensionen unterteilt
werden: Wohnungsmarktkontext, Woh-
nungsbedingungen und öffentliche Maß-
nahmen für bezahlbares Wohnen. Jeder
dieser Indikatoren stellt Daten zu einem
bestimmten Thema, relevanten Definiti-
onen und Methodik dar sowie wichtige
Ergebnisse. Die Indikatoren weisen auch
auf Vergleichbarkeit, Daten und Quel-
len hin und enthalten, sofern relevant,
auch länderübergreifende Rohdaten und
beschreibende Informationen. Für Deutsch-
land geht aus der Datensammlung unter
anderem hervor, dass im Vergleich zu ande-
ren OECD- und EU-Ländern hierzulande
nur ein kleiner Anteil der Haushalte durch
übermäßige Wohnkosten belastet wird,
unabhängig davon, ob es sich um Miet-
oder Eigentumswohnungen handelt.
(bue/kön)
Alles rund um die Datenbank finden Sie hier:
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