Wohnungspolitische Informationen 41/2016 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Langer Weg zu mehr bezahlbaren Mietwohnungen
Reit im Winkl – Wohnungsneubau, Digitalisierung und die Zukunftsfähigkeit von Wohnungsunternehmen waren die zen-
tralen Themen der Fachtagung „VdW im Dialog“ des VdW Bayern am 10. Oktober 2016. „Die Wohnungswirtschaft nimmt
ihr Kernthema Mietwohnungsbau ernst“, sagte Verbandsdirektor Xaver Kroner in Reit im Winkl vor rund 500 Teilneh-
mern aus Wohnungswirtschaft, Politik und Wissenschaft.
Bereits im Jahr 2015 gab es einen deut-
lichen Anstieg beim Wohnungsneubau,
denn der Mangel an bezahlbaren Wohnun-
gen sei kein Phänomen der letzten beiden
Jahre, betonte Kroner. Der Verbandsdirek-
tor bemängelte, dass sich außer den Ver-
bandsmitgliedern kaum jemand im Markt-
segment bezahlbarer Mietwohnungsbau
engagiere. Deshalb würden die jährlich
notwendigen 70.000 Neubauwohnungen
wohl weiterhin ein gemeinsamer Wunsch
von Staatsregierung und Wohnungswirt-
schaft bleiben.
Hinzu kommen die gespaltenen Wohnungs-
märkte in Bayern. In einigen sogenannten
Schwarmstädten - wie München - sammeln
sich vorwiegend junge Menschen und keh-
ren auch später häufig nicht mehr in ihre
Heimat zurück. Diese Konzentration von
Menschen in wenigen Städten stellt ein
immer größeres Problem dar. „Diese Ent-
wicklung können wir nicht mit dem Ord-
nungsrecht stoppen, sondern nur in dem
wir den Menschen zeigen, dass es überall
in Bayern schöne Städte und Gemeinden
mit hoher Lebensqualität gibt“, sagte Kro-
ner. Dazu gehöre aber neben der Arbeits-
situation in hohem Maße auch ein gutes
Wohnungsangebot. Deshalb drängt die
Wohnungswirtschaft darauf, dass die Miet-
wohnraumförderung nicht auf die Ballungs-
zentren konzentriert wird, sondern auch auf
entspannten Wohnungsmärkten qualitäts-
voller Mietwohnungsbau ermöglicht wird.
Häufig sei ein zeitgemäßes Wohnungsange-
bot nur durch Ersatzneubau möglich. „Des-
halb müssen die Abbruchkosten des Altbe-
standes auch zu den förderfähigen Kosten
gehören“, forderte der Verbandsdirektor.
Kroner machte auf ein weiteres Manko
beim geförderten Wohnungsbau aufmerk-
sam. Durchschnittsverdiener können sich
häufig keine neuen Mietwohnungen mehr
leisten, haben aber keinen Anspruch auf
eine Sozialwohnung. Das liegt auch an zu
niedrigen Einkommensgrenzen. „Wir müs-
sen Lösungen finden, wie wir den geförder-
ten Wohnungsneubau für Normalverdiener
öffnen können und zugleich Wohnungsbe-
stände, die größtenteils nicht mehr einer
Sozialbindung unterliegen, für die einkom-
mensschwächsten Bevölkerungsgruppen
besser und sinnvoller nutzbar machen,“ so
der Verbandsdirektor. Die Lösung könnten
sinnvolle Belegungsverträge sein, die über
viele Jahre laufen, und in denen ein größe-
rer Wohnungsbestand zusammengefasst
wird. Andernfalls befürchtet Kroner, dass
die Akzeptanz in der Bevölkerung für den
geförderten Wohnungsbau immer weiter
schwinden wird.
(str/kön)
Das Saarland braucht sozialen Wohnungsbau
Saarbrücken – Der Verband der saarländischen Wohnungs- und Immobilienwirtschaft, VdW saar, widerspricht Äußerun-
gen des saarländischen Finanz-Staatssekretärs Dr. Axel Spies. Dieser hatte in der Saarbrücker Zeitung erklärt, Wohnungs-
baugesellschaften sähen „keinen Bedarf für neue Sozialwohnungen“. Der VdW saar betonte abermals, das Saarland be-
nötige dringend neue Sozialwohnungen, allerdings leiste das Land durch die ausschließlich darlehensorientierte Förder-
kulisse dafür keinen geeigneten Beitrag.
„Während andere Bundesländer den Bau
von Sozialwohnungen durch Zuschüsse för-
dern, beschränkt sich das Saarland nach wie
vor darauf, den Wohnungsunternehmen
zinsverbilligte Darlehen anzubieten. Das ist
bei weitem nicht ausreichend und bei den
aktuellen Kapitalmarktbedingungen zudem
wirtschaftlich nicht interessant“, erklärten
VdW-Präsident
Volker Leers
und VdW-Vor-
stand
Reinhold Jäger
übereinstimmend.
Der Grund, warum saarländische Woh-
nungsunternehmen keine Förderanträge
stellten, sei nicht der mangelnde Bedarf
an neuen Sozialwohnungen, sondern die
nicht geeignete Förderkulisse im Saarland.
Dies wisse das Land sehr genau. Würde das
Land, wie andere Bundesländer auch, eine
zuschussbasierte Förderkulisse bereitstellen,
würden die saarländischen Wohnungsun-
ternehmen auch für die Schaffung neuer
Sozialwohnungen sorgen, postulieren Leers
und Jäger. Der VdW saar werde in Gesprä-
chen mit der Landesregierung weiter dafür
werben, neben Darlehen auch Zuschüsse
für Sozialwohnungen bereitzustellen, da
sich die Lage auf dem Wohnungsmarkt in
einigen saarländischen Städten weiter ver-
schärfe. Unter anderem werde das Thema
beim diesjährigen Kongress der Arbeitsge-
meinschaft der saarländischen Wohnungs-
und Immobilienwirtschaft, AWI saar, disku-
tiert.
(fra/kön)
Interessierte können sich für die kostenfreie
Veranstaltung am 27. Oktober 2016 unter
melden.
Wohnungsbau für alle in Mecklenburg-Vorpommern
Rostock – Experten aus den Bereichen Stadtplanung, Architektur, Wohnungswirtschaft und Politik trafen sich am 6. Ok-
tober 2016 bei der Konferenz „Wohnungsbau für Alle in Mecklenburg-Vorpommern“ in Rostock. Grund für die Konferenz
waren die sich verschärfenden Diskrepanzen: Hohe Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum in bestimmten Regionen
gegenüber Wegzug und Leerstand in wiederum anderen Teilen des Landes.
Anja Epper
, Regionalgruppensprecherin
der Stadt-, Regional- und Landesplaner,
SRL: „Mit der Wohnungsbaukonferenz als
gemeinsame Initiative der Berufsverbände
der Planer und Architekten regen wir einen
regelmäßigen Diskurs im Land an. Wir
möchten, gemeinsam mit dem Verband
norddeutscher Wohnungsunternehmen
(VNW), die zukünftige Landesregierung
und ein zukünftiges Ministerium für Stadt-
und Wohnungsbauentwicklung mit einem
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