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BUNDESPOLITIK
Fortsetzung von Seite 1
verdoppeln. Hier kommt es nun darauf an,
diese Förderung über Zuschüsse auszuge-
stalten, damit sie möglichst effektiv nutzbar
ist. Andererseits müssen aber auch Bauge-
nehmigungen beschleunigt und Steuers-
piralen – beispielsweise bei der Grunder-
werbsteuer – gestoppt werden.“
„Die Baukostensenkungskommission hat
herausgearbeitet, dass der derzeitige Wer-
teverzehr nicht den Abschreibungssätzen
entspricht“, so BFW-Präsident
Andreas
Ibel
. „Eine AfA von mindestens drei Pro-
zent wird von den Teilnehmern als ange-
messen erachtet. Darüber hinaus empfiehlt
die Kommission, eine verpflichtende Fol-
gekostenabschätzung für alle Entwürfe
von Gesetzen, Verordnungen und Nor-
men einzuführen. Denn die stetigen Revi-
sionen bei den Schall- und Brandschutz-
anforderungen, der EnEV, Statik und dem
Bauvertragsrecht verkürzen nicht nur die
Lebensdauer der technischen Ausstat-
tung, sondern treiben auch die Kosten in
die Höhe.“
„Das Bündnis für bezahlbares Wohnen und
Bauen ist erfolgserprobt. Das zeigt sich seit
vier Jahren in Hamburg, wo diese Form der
Zusammenarbeit geradezu erfunden wurde
IVD-Präsident
Jürgen Michael Schick
.
„Durch den dauerhaften Dialog zwischen
Politik, Kommunen und Wohnungswirt-
schaft wurden Lösungsansätze gefunden,
den Wohnungsneubau zu vervielfältigen.
Intelligente Fördermittel konnten gemein-
sam entwickelt werden, um so den Woh-
nungsbestand kostengünstig energetisch
zu sanieren. Auf Bundesebene wurden
nun ebenfalls die ersten Ergebnisse dafür
gesetzt. In einem Jahr intensiver Zusam-
menarbeit wurden alle Stellschrauben
überdacht und wesentliche Potentiale für
ein schnelleres und effizienteres Bauen von
bezahlbaremWohnen erarbeitet. Nun geht
es darum, gemeinsame Ziele zu definieren,
diese umzusetzen und zu evaluieren. Wenn
wir erfolgreich sein wollen, dann muss das
Bündnis auf Bundesebene ernsthaft und
konsequent fortgeführt werden.“
(schi)
Trend „Green Building“: Gewerbeimmobilien werden grün?
München – „Green Building“ ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern Realität. Darin waren sich alle einig,
als am 6. Oktober 2015 auf der Expo Real am Stand der Bundesarbeitsgemeinschaft Immobilienwirtschaft Deutschland
(BID) über das Thema diskutiert wurde.
Jeder fünfte investierte Euro in gewerbli-
che Einzelhandelsobjekte entfällt laut BNP
Paribas RE bereits auf zertifizierte „Green
Buildings“, also auf Gebäude, die unter
besonderer Berücksichtigung von Nachhal-
tigkeitsaspekten erstellt werden. Warum
das so ist? „Der Trend zum Green Building
ist eine Folge sich verschärfender gesetzli-
cher Vorgaben wie der Energieeinsparver-
ordnung (EnEV). Zudem wächst bei vielen
Unternehmen ein Bewusstsein für energie-
effizientes und nachhaltiges Wirtschaften,
denn neben einem positiven Image-Effekt
können so auch Betriebskosten gesenkt
werden. Für Gewerbeimmobilien ergeben
sich völlig neue Vermarktungsansätze, die
sich – clever genutzt und smart kommuni-
ziert – auch vermietungs- bzw. verkaufsför-
dernd auswirken können“, erklärte
Mar-
cus Forrest
, Head of Sales Commercial &
CommercialNetwork bei der Immobilien
Scout GmbH.
Wurden zuerst vor allem zertifizierte Büros
nachgefragt, erfasst der Trend nun auch
andere Assetklassen. Immerhin 21 Prozent
aller zertifizierten Gebäude sind Einzelhan-
delsimmobilien, 18 Prozent kommen aus
dem Logistikbereich. Bemerkenswert ist,
dass auch immer mehr Bestandsobjekte
technisch nachgerüstet werden.
Also geht alles seinen Gang? Ganz so ein-
fach ist es nicht. Darauf wies
Iris Schöberl
,
Managing Director BMO Real Estate Part-
ners und Vorsitzende des ZIA-Ausschusses
Handel und Kommunales, hin: „Damit sich
dieses Bewusstsein für energieeffizientes
und nachhaltiges Handeln verankert, müs-
sen Stolpersteine unter anderem in der
Refinanzierung oder auch steuerliche Fall-
stricke beseitigt werden. Ziel muss eine
Win-Win-Situation sein: Für Mieter, die
wegen ihrer strategischen Ausrichtung und
eigener Nachhaltigkeitsbestrebungen eine
zertifizierte „grüne“ Immobilie anmieten
wollen, und für Vermieter, die hohe Investi-
tionen mit langen Amortisationszeiten, ins-
besondere im Bestand, stemmen müssen.“
Unterstützung fand Iris Schöberl bei Dr.
Carsten Düerkop
, Vorstandsmitglied der
WL BANK: „Natürlich halten wir es für
wichtig und richtig, dass ressourcenscho-
nend gebaute und betriebene Gebäude
entstehen – aber nicht zu jedem Preis. Als
reiner Imagewert hat Nachhaltigkeit für uns
wenig Bedeutung, als quantifizierbares Plus
in der Wirtschaftlichkeitsrechnung dage-
gen schon. Geringere Leerstandsrisiken,
niedrige Betriebskosten, höhere Mietein-
nahmen, bessere Marktfähigkeit – all das
sind Faktoren, die in die Rentabilität ein-
fließen und ‚Green Buildings‘ unabhängig
von gegebenenfalls ideologisch geführten
Debatten sinnvoll erscheinen lassen.“
Dass auch die Branche selbst einige Haus-
aufgaben zu erledigen hat, betonte Dr.
Katrin Grumme
, DGC Dr. Grumme Con-
sulting GmbH und BFW-AG-Vorsitzende
Einzelhandelsimmobilien: „Die Immobilien-
wirtschaft sollte die entscheidenden techni-
schen Schnittstellen wieder stärker zu sich
ziehen, um die Steuerungsmöglichkeiten
nutzen zu können und damit die Verhand-
lungshoheit über die zweite Miete wieder
zu gewinnen.“
(prü/schi)
Foto: Büro Roman Lorenz
Dr. Carsten Düerkop (WL BANK), Marcus Forrest (Immobilien Scout GmbH), Iris Schöberl (BMO/ZIA)
und Dr. Katrin Grumme (DGC/BFW) (v. l.)
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07.10.2015
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