WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 34/2015 - page 4

den neuen Ländern aufgrund der regiona-
len Wanderungsgewinne teilweise wieder
Bevölkerungszuwächse verzeichnen. Mehr
als drei Viertel des Wohnungsbestandes in
den neuen Ländern befindet sich jedoch in
Städten und Regionen, die bis 2035 weiter
stark schrumpfen, der weit überwiegende
Teil davon wird einen Rückgang der Haus-
haltszahlen um 10 Prozent und mehr ver-
kraften müssen.
Trendwende beim Stadtumbau
Trotz Wohnungsknappheit in den Met-
ropolräumen und Universitätsstädten ist
die Entwicklung der Wohnungsmärkte in
Deutschland regional von sich zuspitzen-
den Gegensätzen zwischen schrumpfen-
den und wachsenden Regionen gekenn-
zeichnet. In den ostdeutschen Ländern
standen Ende 2014 insgesamt 580.000
Wohnungen leer. 165.000 Wohnungen
davon allein bei den Unternehmen des
GdW. Die Leerstandsquote ist 2014 in den
neuen Ländern erstmals seit vielen Jahren
nicht mehr weiter zurückgegangen.
Für 2015 erwartet der GdW sogar einen
leichten Anstieg der Leerstandsquote in
den neuen Ländern von 9,1 Prozent auf 9,2
Prozent. Damit zeichnet sich eine Trend-
wende ab. „Die ostdeutschen Bundeslän-
der stehen am Beginn einer zweiten Leer-
standswelle. Wenn der Abriss in den neuen
Ländern nicht weiter vorangetrieben wird,
könnte es bis zum Jahr 2030 zu einer Ver-
dreifachung des Leerstandes kommen“,
warnte GdW-Chef Gedaschko. Er appel-
lierte an die Marktteilnehmer, sich für die
Städte und Regionen zu engagieren und
Rückbau mit Aufwertung der Stadtgebiete
zu verbinden. „Die GdW-Unternehmen
tun, was sie können. Aber auch andere
Eigentümer müssen in den Stadtumbau in
Ostdeutschland eingebunden werden“,
so Gedaschko. Darüber hinaus wachsen
auch in strukturschwachen Abwande-
rungsgebieten in den alten Bundeslän-
dern die Leerstände bei GdW-Unter-
nehmen bereits seit geraumer Zeit.
Rückbau wirtschaftlich tragbar ma-
chen – Leerstandswelle verhindern
Für das Jahr 2015 planen die Unterneh-
men in den neuen Ländern nur noch
den Abriss von 6.656 Wohnungen.
„Damit erreicht die Anzahl der Abrisse
bei weitem nicht mehr die Höhe, die
notwendig wäre, um die Ziele des Pro-
gramms 'Stadtumbau Ost' zu errei-
chen“, erklärte Gedaschko. Danach
sollten bis 2016 mindestens 200.000
weitere Wohnungen in Ostdeutschland
abgerissen werden.
„Die derzeit laufende Evaluierung der
Stadtumbauprogramme muss zu einem
Maßnahmenpaket führen, mit dem die
Wohnungswirtschaft den notwendigen
Rückbau wirtschaftlich tragbar bewäl-
tigen kann. Sonst wird der Wohnungs-
leerstand drastisch ansteigen“, erklärte
der GdW-Chef.
Der GdW tritt dafür ein, dass die Rege-
lungen für den Rückbau aus dem Pro-
gramm „Stadtumbau Ost“ auf ein
gesamtdeutsches Programm übertra-
gen werden. Das würde nicht nur die
organisierte Wohnungswirtschaft, son-
dern ebenso private Eigentümer unter-
stützen, die Rückbauvorhaben erwä-
gen. „Wenn sich Bund und Länder
nicht auf ein neues Maßnahmenpaket
für den Stadtumbau sowie eine Erhö-
hung der förderfähigen Kosten für den
Rückbau verständigen, wird der Leer-
stand drastisch ansteigen. Der Hand-
lungsdruck ist enorm. Diejenigen, die
abreißen wollen und in zukunftsfähige
Städte investieren möchten, brauchen die
Unterstützung von Bund und Ländern“, so
Gedaschko.
Der GdW Bundesverband deutscher Woh-
nungs- und Immobilienunternehmen ver-
tritt als größter deutscher Branchendach-
verband bundesweit und auf europäischer
Ebene rund 3.000 kommunale, genossen-
schaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche,
landes- und bundeseigene Wohnungsun-
ternehmen. Sie bewirtschaften rund sechs
Millionen Wohnungen, in denen über 13
Millionen Menschen wohnen. Der GdW
repräsentiert damit Wohnungsunterneh-
men, die fast 30 Prozent aller Mietwohnun-
gen in Deutschland bewirtschaften.
(burk/schi)
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