WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 19/2015 - page 2

beschreibt dabei jedoch nur den zukünfti-
gen Wohnungsbedarf und berücksichtigt
nicht den angestauten Nachholbedarf aus
den Jahren mit sehr niedriger Bautätigkeit
seit 2002. In dieser Zeit sind laut BBSR-
Bedarfszahlen näherungsweise 500.000
Wohnungen im Geschosswohnungsbau zu
wenig gebaut worden. Aus Sicht des GdW
sind daher auch angesichts der steigenden
Zuwanderungszahlen mindestens 320.000
neue Wohnungen per anno in den nächs-
ten 10 Jahren notwendig.
Der GdW warnte darüber hinaus, dass
sich die Dynamik bei den Baufertigstel-
lungen nach jüngsten Zahlen bereits
wieder abschwäche. „Es müssen alle an
einem Strang ziehen, damit der Neu-
bauboom nicht sofort wieder abebbt“,
so Gedaschko. Dass die Zahl der Baufer-
tigstellungen deutlich unter der der Bau-
genehmigungen liege, zeige auch, dass
viele Bauinvestoren durch die hohen Bau-
kosten während des Bauprozesses abge-
schreckt werden. Das Bündel aus energe-
tischen, steuerlichen und baurechtlichen
Anforderungen, Auflagen der Kommu-
nen und Baulandkosten hat dazu geführt,
dass die Kosten rund um den Neubau von
Mehrfamilienhäusern in Deutschland seit
dem Jahr 2000 um nahezu 40 Prozent
gestiegen sind. „Die Politik muss jetzt
handeln“, so Gedaschko. Dazu gehö-
ren neben der Abgabe von Grundstü-
cken nach Konzeptqualität anstelle von
Höchstpreisen auch ein Stopp bei den
Steuerpreisspiralen und wirksame Maß-
nahmen zur Senkung von Baukosten.
Auf der anderen Seite stellt die Studie klar
heraus: Für die Regionen außerhalb der
Hotspots bleiben schrumpfende Woh-
nungsmärkte das bestimmende Thema. Im
Jahr 2030 werden nur knapp 39 Prozent
aller Kreise noch wachsende Haushalts-
zahlen ausweisen. „Die derzeit laufende
Evaluierung der Stadtumbauprogramme
muss zu einem Maßnahmenpaket füh-
ren, das die Wohnungswirtschaft in die
Lage versetzt, den notwendigen Rückbau
wirtschaftlich tragbar zu bewältigen“, so
Gedaschko. Sonst werde der Wohnungs-
leerstand drastisch ansteigen.
(burk)
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BUNDESPOLITIK
Langes Leben in den eigenen vier Wänden ermöglichen –
GdW beim 8. AAL Kongress und der Messe „Zukunft Lebensräume“
Frankfurt – „Der altersgerechte Umbau von Wohnungen und die Nachrüstung mit AAL-Systemen sind Schlüssel dafür, den
Menschen ein lebenswertes Altern in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen“, erklärte Axel Gedaschko, Präsident des
Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW zum Auftakt des 8. AAL Kongresses und der Messe „Zukunft Lebensräume“
in Frankfurt. Dies entspreche den Wünschen der Menschen und sei darüber hinaus auch eine Entlastung der Sozialsysteme. "
Die Wohnungswirtschaft ist Vorreiter,
wenn es darum geht, älteren Menschen
oder Menschen mit besonderem Unterstüt-
zungsbedarf möglichst lange ein selbstbe-
stimmtes Leben in den eigenen vier Wän-
den zu ermöglichen. In 2013 wiesen rund
350.000 von rund sechs Millionen GdW-
Wohnungen einen barrierearmen oder bar-
rierefreien Standard auf. Das sind 6 Pro-
zent aller GdW-Wohnungen. Bundesweit
sind dagegen nur etwa 1,75 Prozent – rund
700.000 Wohnungen – altersgerecht aus-
gestattet. Zudem bieten GdW-Unterneh-
men häufig spezielle Dienstleistungen und
Pflegeangebote für ältere Menschen an,
die zunehmend durch neue technische
Assistenzsysteme ergänzt werden.
„Wenn aufgrund des Wohnungsumbaus
bei 15 Prozent der Menschen, die pfle-
gebedürftig werden, die Verweildauer in
der eigenen Wohnung verlängert wer-
den kann, könnten die Sozialsysteme
um circa 3 Milliarden Euro pro Jahr ent-
lastet werden“, erklärte Gedaschko. Der
GdW-Präsident forderte zudem kommu-
nale Demografiekonzepte, die ähnlich wie
die quartiersbezogenen Energiekonzepte
verstärkt gefördert werden sollten. Kom-
munen und Wohnungswirtschaft seien
vielfach Vorreiter bei der Gestaltung von
Wohnumfeld und Quartier und auf Unter-
stützung angewiesen. Für die Umsetzung
von Dienstleistungen und Betreuung vor
Ort seien wirtschaftlich tragfähige Koope-
rationsmodelle zwischen Wohnungswirt-
schaft, Technikanbietern und Sozialwirt-
schaft unabdingbar.
Die im Koalitionsvertrag festgeschrie-
bene Aufnahme technischer Unterstüt-
zungssysteme in den Leistungskatalog der
Pflegeversicherung begrüßte Gedaschko
ausdrücklich. Dies könne besondere
Anreizwirkungen für eine wohnnahe Ver-
sorgung auslösen und würde endlich auch
die Pflegekassen in ein Kooperationsmo-
dell einbeziehen. Die Umsetzung müsse mit
Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung und Ruth Lorenz, Bereichsleiterin Technology
& Production, Messe Frankfurt, Rolf Höfert, Geschäftsführer Deutscher Pflegeverband, Olaf Cunitz,
Baudezernent der Stadt Frankfurt am Main, Dr. Ing. Hans Heinz Zimmer, Vorstandsvorsitzender des
VDE und GdW-Präsident Axel Gedaschko (v.l.n.r.)
Foto: Messe Frankfurt Exhibiton GmbH / Sandra Gätke
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