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PERSÖNLICH
_ARBEITSMARKT
personalmagazin 05/17
I
n vielen großen und mittelständi-
schen Unternehmen haben sich
die Personalabteilungen in den
vergangenen Jahren weiterentwi-
ckelt: Strukturen, Prozesse, HR-Rollen
und die Kompetenzanforderungen an
die Personaler haben sich stark verän-
dert. Um Themen wie Talent Manage-
ment, Talent Aquisition und Employee
Engagement zeitgemäß umzusetzen, um
mehr Businessorientierung, Effizienz
und einen messbaren Beitrag zum Unter-
nehmenserfolg liefern zu können, sind
HR-Professionals gefragt, die den richti-
gen Mix an Kompetenzen und Erfahrun-
gen mitbringen.
Aber in einigen Rollen und Kompe-
tenzbereichen scheint der Markt derzeit
wie „leergefegt“ oder nur ein kleiner Teil
der interessierten Kandidaten verfügt
aus Sicht der Unternehmen über das ge-
wünschte Profil. Umgekehrt stellen viele
sehr gut qualifizierte und erfahrene HR-
Professionals klare Anforderungen an
Von
Heike Gorges
die berufliche Rolle und das Arbeitsum-
feld, um den nächsten Karriereschritt
zu gehen. Aus Sicht dieser Zielgruppen
scheiden zahlreiche Unternehmen von
vornherein als Arbeitgeber aus.
Was führt dazu, dass in Deutschland
bestimmte HR-Rollen nicht mehr so ein-
fach zu besetzen sind wie vielleicht noch
vor einigen Jahren? Die HR-Blue AG hat
dieses Phänomen zum Anlass genom-
men, um dem HR-Fach- und Führungs-
kräftemangel mittels einer Umfrage auf
den Grund zu gehen. Teilgenommen ha-
ben 471 Personen aus dem HR-Bereich,
die in unterschiedlichen Unternehmens-
größen und Branchen tätig sind.
Die richtigen Qualifikationen fehlen
„Der HR-Bereich erlebt aktuell einen
Fach- und Führungskräftemangel“: Die-
ser These stimmen rund 80 Prozent der
Befragten ganz oder teilweise zu. Aus
den zahlreichen Kommentaren geht
hervor, dass der Mangel in erster Linie
qualitativ und bei speziellen Rollen er-
lebt wird. Ein quantitativer Mangel wird
eher weniger gesehen. Viele Aussagen
deuten darauf hin, dass die Unterneh-
men zwar durchaus viele Bewerbungen
auf Stellenausschreibungen bekommen,
aber die gewünschten Qualifikationen
sind selten mit dabei. Damit gestaltet
sich der HR-Arbeitsmarkt anders als der
Arbeitsmarkt im IT- oder technischen
Bereich: Im HR-Umfeld sind viele Perso-
nen an einer neuen Stelle interessiert,
aber sie bringen offenbar nicht die rich-
tigen Qualifikationen mit.
Sowohl bei Fach- als auch bei Füh-
rungsfunktionen beobachten die Um-
frageteilnehmer einen Mangel an
qualifizierten Bewerbungen. Bei den
Expertenrollen sind allen voran Per-
sonen mit Fachwissen zu Themen wie
Payroll, HR-IT und Compensation & Be-
nefits knapp. Aber auch Personen mit
internationaler Erfahrung sowie Kennt-
nissen rund um die Themenbereiche HR-
Analytics und HR-Controlling sind stark
nachgefragt (siehe Abbildung).
Fehlende Kompetenzentwicklung
Als häufigste Ursache für den HR-Fach-
und Führungskräftemangel sehen die
Befragten gestiegene Anforderungen
und eine fehlende Kompetenzentwick-
lung an (52 Prozent). An zweiter Stelle
sehen sie die Ursachen indirekt bei einer
mangelnden Akzeptanz und dem gerin-
gen Einfluss von Human Resources im
Gesamtunternehmen (38 Prozent). Des
Weiteren nennen sie ein hausgemachtes
Problem: Die HR-Abteilungen der Unter-
nehmen kümmern sich zu wenig um die
HR-Nachwuchskräfte (33 Prozent). Auch
der gestiegene Wettbewerb um die bes-
ten HR-Professionals (30 Prozent) sowie
ein erhöhter Bedarf an HR-Professionals,
der sich durch die Reorganisation im HR-
Bereich ergibt (28 Prozent), werden als
häufige Ursachen genannt.
Interessant scheint auch die Zustim-
mung von rund 26 Prozent der Befragten
zu folgender Aussage: „Der Schuster hat
die schlechtesten Leisten. Der Recruiting-
Prozess innerhalb des HR-Bereichs für
die eigenen Vakanzen ist nicht optimal
umgesetzt.“ Weitere 22 Prozent führen
geringere Verdienstmöglichkeiten als in
anderen Berufsfeldern als Ursache an. 20
Mangelberuf HR
STUDIE.
Der HR-Bereich erlebt derzeit einen Fach- und Führungskräftemangel. Was sind
die Ursachen und welche Folgen ergeben sich dadurch für die persönliche HR-Karriere?
Gestiegene Anforderun-
gen und eine fehlende
Kompetenzentwicklung
führen dazu, dass heute
zu wenige qualifizierte
Bewerbungen von HR-
Profis eingehen.