personalmagazin 5/2016 - page 18

personalmagazin 05/16
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TITEL
_
MOBILES ARBEITEN
D
ie Lufthansa hat die festen
Arbeitsplätze abgeschafft:
Wer morgens zur Arbeit in
die Frankfurter Zentrale
kommt, sucht für sich und seinen Lap-
top im Großraumbüro einen freien
Platz. Abends werden die Unterlagen
und Arbeitsgeräte wieder in die Tasche
oder den Spind geräumt. Nur für zwei
von drei Angestellten ist noch ein Ar-
beitsplatz vorgesehen, schreibt die FAZ
Das spart dem Unternehmen erhebliche
Raumkosten und hat für die Mitarbeiter
ein wichtiges Signal: Die Präsenzpflicht
gehört der Vergangenheit an.
Zahlreiche weitere Unternehmen ge-
hen in diese Richtung. „Mir ist egal, wo
meine Leute arbeiten, Hauptsache die
Leistung stimmt“, sagte Henkel-Chef
Kasper Rorsted der Frankfurter Allge-
meinen Sonntagszeitung. Microsoft
Deutschland hat bereits seit 2014 den
Von
Daniela Furkel
(Red.)
„Vertrauensarbeitsort“. Vodafone und
Daimler bieten ihren Mitarbeitern eben-
falls mobile und flexible Arbeitsformen
an. Möglich wird der Trend zum mobi-
len Arbeiten durch die Digitalisierung:
Viele Bürotätigkeiten sind allein mit
Smartphone, Laptop und/oder Tablet zu
erledigen. Die Erreichbarkeit ist überall
gegeben, ob im Firmenbüro oder im Ho-
meoffice, ob im Zug oder im Café.
Präsenz heißt nicht Produktivität
Präsenz als Garant für Produktivität hat
ausgedient: Wer flexibel und mobil ar-
beitet, leistet mehr und ist kreativer. Das
ist eine Erkenntnis von „Arbeitswelten
4.0“. Die Studie des Fraunhofer-Instituts
für Arbeitswirtschaft und Organisation
IAO ist vor Kurzem erschienen. Darin
betrachten Wissenschaftler die Arbeits-
welt von 2025, haben 250 Annahmen
über die Zukunft zu 48 Schlüsselthesen
verdichtet und von 136 Experten aus Po-
litik, Wirtschaft und Verbänden bewer-
ten lassen. Dabei fand dieser Satz eine
hohe Zustimmung: Die nächste Welle
der Flexibilisierung von Arbeit nach Ort
und Zeit gehe nicht mehr wie bisher von
den Unternehmen, sondern von den Ar-
beitnehmern selbst aus.
Die Studie „Arbeitswelten 4.0“ ist al-
lerdings weder ein Abschied vom Büro
noch ein Plädoyer für die Aufweichung
aller Arbeitnehmerrechte. Das Silicon
Valley zeige ja gerade im Bereich der
Zukunftstechnologien, wie wichtig und
befruchtend es sein kann, Menschen
mit den gleichen Ideen und Fähigkeiten
an einem Ort zu versammeln. Und es
wird in der Studie eines gefordert: Be-
reits Kinder und Jugendliche müssten in
einem Schulfach „Arbeitslehre“ lernen,
wie sie mit Arbeitsmodellen effizient,
effektiv und gesund umgehen können,
in denen Zeit und Raum scheinbar keine
Rolle mehr spielen.
In eine ähnliche Richtung geht der Mo-
nitor „Mobiles und entgrenztes Arbei-
ten“ des Bundesministeriums für Arbeit
und Soziales, der auf einer Betriebs- und
Beschäftigtenbefragung basiert. Zwar
fühlen sich Beschäftigte, die räumlich
und/oder zeitlich entgrenzt arbeiten,
mit ihrem Betrieb enger verbunden.
Und sie bewerten Aspekte ihrer Arbeits-
qualität wie die Zufriedenheit und die
Fairness des Vorgesetzten eher positiv.
Aber diejenigen Beschäftigten, die au-
ßerhalb ihrer Arbeitszeit von zuhause
arbeiten, empfinden häufiger Rollen-
konflikte zwischen Arbeits- und Privat-
leben. Außerdem arbeiten Angestellte,
die gelegentlich von zuhause arbeiten,
insgesamt deutlich mehr (43,5 Stunden
pro Woche) als Angestellte, die das nie
tun (39,4 Stunden pro Woche).
Die Vorteile – und die Nachteile
Als Vorteile der Arbeit von zuhause
nennen die Beschäftigten, die während
ihrer regulären Arbeitszeit im Homeof-
fice arbeiten: weniger Fahrzeit (78 Pro-
zent), bessere Vereinbarkeit von Beruf
und Privatleben (73 Prozent), manche
Tätigkeiten lassen sich besser erledigen
(63 Prozent). Einige (40 Prozent) sagen
sogar: „Durch die Arbeit von zuhause
kann ich eine höhere Wochenarbeits-
zeit erzielen.“ Als Nachteile sehen sie
eine stärkere Vermischung von Arbeit
Heute hier, morgen dort
TREND.
Wer mobil arbeitet, leistet mehr. Aber wenn der persönliche Austausch fehlt,
leidet die Produktivität. Klare Regelungen sorgen für eine gesunde Balance.
Wer flexibel und mobil
arbeitet, leistet mehr
und ist kreativer. Aber
der persönliche Aus-
tausch bleibt entschei-
dend, um in Teams
Vertrauen aufzubauen.
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