Immobilienwirtschaft 4/2017 - page 3

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4.2017
EDITORIAL
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Donald Trumps Behörden sind dabei den Energy Star auszuhebeln,
das amerikanische Energieeffizienzlabel. Auch haben sie gerade die
Staatsmittel für das amerikanische Nachhaltigkeitssiegel LEED he-
runtergefahren. Wenn Teile der hiesigen Immobilienbranche deshalb
sehnsuchtsvoll gen USA schielten – müde des ewigen Hickhacks um
sich kaum noch rechnende Verschärfungen der deutschen EnEV –
würde es mich nicht wundern. Einige sagen, es gäbe auch hierzulande
„amerikanistische“ Tendenzen und beziehen sich auf eine EU-Richtli-
nie im Städtebaurecht, die es Gemeinden am Ortsrand künftig ermög-
lichen wird, Neubaugebiete ohne Umweltprüfung auszuweisen.
Doch deren Umsetzung in nationales Recht war eher ein Missver-
ständnis. Der Trend zum Umweltschutz ist weltweit auf dem Vor-
marsch. Selbst von autokratischen Regimen wird das inzwischen
immer wieder betont. Seit der Studie von Sven Bienert, gemäß der sich
Nachhaltigkeit für Investoren rechnet, ist es nicht mehr opportun, das
Thema zu einem „weichen“ zu degradieren. Schweizer Banken geben
bei nachhaltig geplanten Gebäuden Nachlässe auf Kredite. Auch die
Mipim zeigte: Innovation und Nachhaltigkeit haben miteinander zu
tun. Unternehmen denken beides immer öfter zusammen.
Die Rückschritte, die es in Teilen der Welt gibt, dürften temporär
sein. Nicht nur weil grüne Innovationen künftig einen Massenmarkt
bedienen und darum billiger werden. Der Trend ist so unumkehrbar
wie Digitalisierung. LEED-Verantwortliche haben angekündigt, das
Label mit Privatmitteln zu stützen. Nachhaltigkeit – das Wort hat sich
rar gemacht. Doch der Inhalt ist inzwischen Basis für alles immobili-
enwirtschaftliche Handeln. Wozu dann viel darüber reden?
Ihr
„Um Nachhaltigkeit ist es
still geworden. Aus gutem
Grund: Sie ist inzwischen
gemeinsamer Nenner für
alles Immobilistische – man
muss das nicht immer
erwähnen.“
Dirk Labusch
, Chefredakteur
Von wegen tot
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