Ulrike Silberberg
Chefredakteurin
EDITORIAL
25 Jahre Einheit -
25 Jahre Einigkeit?
Es gibt Momente im Leben, da weiß jeder genau, wo er war. Der Mauerfall und die
Wiedervereinigung gehören bei mir dazu. Helmut Kohl beschwor damals eine glorreiche
Zukunft und malte blühende Landschaften in das wiedervereinigte Deutschland.
Was ist seitdem passiert? Von den ersten freien Wahlen der DDR im März 1990 über die
Währungsunion bis zur deutschen Einheit am 3. Oktober – vor über 25 Jahren begann der
Prozess der Wiedervereinigung – und damit die grundlegenden Veränderungen, die die
deutsche Wohnungswirtschaft neu formiert haben.
Vor diesem Vierteljahrhundert trat das Steuerreformgesetz in Kraft, in dem auch die
Aufhebung des Wohnungsgemeinnützigkeitsrechts geregelt war. Betroffen waren damals
ca. 1.800 gemeinnützige Wohnungsunternehmen, die dadurch der Körperschaft-, Gewer-
be- und Vermögensteuerpflicht unterworfen wurden. Es bildete sich das Neben- und
Miteinander von kommunalen und öffentlichen Wohnungsunternehmen, Wohnungsge-
nossenschaften und privaten Wohnungsunternehmen, wie wir es heute kennen. Obwohl
nicht mehr gemeinnützig, sind sie dennoch gemeinwohlorientiert und erwirtschaften für
ihre Regionen, Städte und Quartiere einen hohen Mehrwert (Stichwort: Stadtrendite). Ihr
Modell hat in Deutschland zu einer hohen Wohnqualität bei bezahlbaren Mieten geführt,
um die wir im Ausland zum Teil beneidet werden.
Und wie haben sich seitdem die Lebensverhältnisse in Ost und West gewandelt? Auch 25
Jahre nach der Wiedervereinigung gibt es große Unterschiede zwischen alten und neuen
Bundesländern. Das zumindest ist ein Ergebnis der aktuellen Umfrage des Berlin-Instituts
für Bevölkerung und Entwicklung, das sich auf die Erforschung des demografischen
Wandels spezialisiert hat. Zu den Ergebnissen, die die Wohnungswirtschaft betreffen,
gehört z. B. die Zahl der Single-Haushalte, die in der gesamten Bundesrepublik deutlich
zugenommen hat.
Eher dramatisch ist das Ergebnis, dass zwischen 1991 und 2013 die fünf neuen Bundes-
länder mehr als 2 Mio. ihrer einst 14,5 Mio. Einwohner verloren haben. Sachsen-Anhalt
hat sogar ein Fünftel seiner Einwohner verloren - mit den entsprechenden Auswirkungen
für die Wohnungswirtschaft!
In dieser Ausgabe der DW widmen wir uns dem Thema „25 Jahre deutsche Wiedervereini-
gung und die Auswirkungen auf die Wohnungswirtschaft und ihre Verbände“ und blicken
auf die Entwicklungen und Erfahrungen der letzten 25 Jahre in Deutschland zurück.
Viel Spaß beim Lesen, Stöbern und Erinnern.
Ihre