PM spezial Kanzleien 04/2016 - page 47

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KANZLEIEN
_SPEZIALISIERTE KANZLEIEN
spezial Kanzleien im Arbeitsrecht 2016
In Frankfurt hat die Kanzlei ihren einzigen
Standort. Welche Rolle spielt die örtliche Nä-
he in der arbeitsrechtlichen Beratung?
Dr. Ulrike Schweibert:
Unsere Mandanten
sind über ganz Deutschland verteilt. Örtliche
Nähe spielt in Beratungsmandaten keine gro-
ße Rolle. Bedeutung hat sie wegen der Rei-
sezeiten eher in Prozessmandaten mit vielen
Verfahren. Hier konnten wir immer Lösungen
finden, welche die Interessen beider Seiten be-
rücksichtigten. Die zentrale Lage und die her-
vorragende Verkehrsanbindung von Frankfurt
sind da sicher vorteilhaft. Richtig ist, dass vie-
le unserer Mandanten im Rhein-Main-Gebiet
ansässig sind, denn wer einen Dienstleister
sucht, schaut erst einmal „vor seiner Haustür“.
Großkanzleien stellen meist große Teams.
Wie halten Sie da als kleinere Einheit mit?
Dr. Jochen Leßmann:
Ihre Annahme über
große Teams gilt nicht für arbeitsrechtliche
Mandate. 2012 waren wir zu sechst das Ar-
beitsrechtsteam von Freshfields in Frankfurt.
Ab Mai 2012 wurden wir Schweibert Leß-
mann & Partner. Weder Kapazität noch Ar-
beitsweise haben sich geändert. Heute sind
wir zu zehnt und können uns kein arbeits-
rechtliches Mandat vorstellen, das wir auch
mit unserem hohen Qualitätsanspruch nicht
bearbeiten könnten. Sehr große Mandate kön-
nen durch ein Team von drei Rechtsanwälten
professionell erledigt werden. Das können wir
jederzeit gewährleisten. Aktuell betreuen wir
neben einem gerichtlichen Massenverfahren
mit über 100 Verfahren mehrere auch große
Transaktionen. Große Teams beruhen nicht
selten auf Profitabilitätsüberlegungen und
weniger auf Mandatserfordernissen.
Ein Schwerpunkt Ihrer Beratung liegt im Fi-
nanzsektor. Welche Besonderheiten gibt es
in diesem Bereich?
Leßmann:
Der Finanzsektor macht gut ein
Drittel unserer Mandanten aus. Das hängt
nicht zuletzt mit dem Bankenplatz Frankfurt
und einem hohen Anteil an Auslandsbanken
zusammen. Wir beraten aber auch Finanz-
institute in Nord- und Süddeutschland. Eine
Besonderheit im Finanzsektor liegt in dem re-
gulatorischen Umfeld. Ohne Kenntnis der re-
gulatorischen Rahmenbedingungen kann man
heute beispielsweise eine Bank oder einen
ausscheidenden Bankvorstand seriös nicht
beraten. Daneben hat auch der Finanzsektor
– wie jede andere Branche – ihre Eigenheiten.
Wo sehen Sie die arbeitsrechtlichen Her-
ausforderungen der kommenden Jahren?
Interview
mit Dr. Ulrike Schweibert und Dr. Jochen Leßmann, Frankfurt am Main
Schweibert:
In vielen Bereichen müssen wir
erkennen, dass sich die betriebliche Wirklich-
keit von den Lebenssachverhalten entfernt
hat, die der Gesetzgeber einmal zugrunde
gelegt hatte. Dies gilt beispielsweise für die
Betriebsverfassung und global arbeitende Or-
ganisationen, die Arbeitszeitvorschriften und
die „mobile“ Arbeitswelt oder die Abgrenzung
von Beschäftigungsmodellen nach unselbstän-
diger oder selbständiger Arbeit sowie dem
„Fremdpersonaleinsatz“. Hier wollen unsere
Mandanten von uns schon heute belastbare
Modelle und Strukturen, die den Realitäten
entsprechen, sich aber nicht in den gesetzli-
chen Regelwerken wiederfinden, weil sie für
den Gesetzgeber nicht vorhersehbar waren.
Diese Tendenz für die Beratung in arbeitsrecht-
lichen Mandaten wird aus unserer Sicht weiter
zunehmen.
Dr. Jochen Leßmann
Dr. Ulrike Schweibert
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