WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 40/2018 - page 4

AUS DEN VERBÄNDEN
Sächsische Wohnungsgenossenschaften diskutieren über Klimawandel und
Umgang mit Ressourcen
Dresden – Bei Außentemperaturen von 30 Grad kamen knapp 400 Teilnehmer zum Tag Sächsischer Wohnungsgenossen-
schaften am 18. September 2018 nach Dresden. Passend zur Tagestemperatur und nach dem diesjährigen Hitzesommer
standen bei der wichtigsten Tagung des Verbandes Sächsischer Wohnungsgenossenschaften (VSWG) der Klimawandel
und seine Auswirkungen auf der Agenda.
Zum Auftakt blickte VSWG-Vorstand Dr.
Axel Viehweger
besorgt auf die aktu-
ellen Ereignisse im Freistaat und betonte,
dass der Populismus zunimmt. Er führte
weiter aus, dass jeder Mensch ein Zuhause
– eine Heimat – braucht. Dies gelinge nur
ohne Hass. Die sächsischen Wohnungs-
genossenschaften behandelten alle Men-
schen gleich. Der VSWG-Vorstand endete
mit den Worten: „Wir sind die Mitte der
Gesellschaft, die Mehrheit, und wir begin-
nen aufzustehen.“
Über die zunehmende Digitalisierung in
der Wohnungswirtschaft referierte Prof.
Dr.
Klaus-Peter Hillebrand
, Vorstandsmit-
glied des Verbandes Berlin-Brandenburgi-
scher Wohnungsunternehmen (BBU). Die
Digital-Umfrage des Spitzenverbandes der
Wohnungswirtschaft GdW hatte diesbe-
züglich ergeben, dass neue Denkmuster,
Überzeugungen und Orientierungen not-
wendig sind, um die Digitalisierung als Teil
des unternehmerischen Selbstverständnis-
ses in der Unternehmenskultur zu integ-
rieren.
„Intelligent verschwenden® – Neue Wege
im Umgang mit Energie“, so der Vortragsti-
tel von Energiebotschafter Prof.
Timo Leu-
kefeld
. Mit seinen Konzepten für vernetzte
energieautarke Gebäude baut Leukefeld
auf den kostenfreien und krisensicheren
„Rohstoff Sonne“. Diese setzt er zur Eigen-
versorgung mit Strom, Wärme und Mobi-
lität ein. Für Mehrfamilienhäuser soll das
energieautark-Konzept den Bewohnern
langfristig stabile und damit kalkulierbare
Pauschalmieten mit Energie-Flatrate bieten,
die neben Wärme und Strom auch E-Mobi-
lität umfassen.
Eine globale Perspektive auf das Thema Kli-
maschutz lieferte der Wirtschaftswissen-
schaftler Prof. Dr. Dr.
Franz-Josef Rader-
macher
: Die Energie- und Klimafragen der
Erde seien eng mit der massiven Bevölke-
rungsexplosion verknüpft. Die Situation
sei heute schon schlechter als noch vor 20
Jahren. Die Bevölkerungsfrage kann laut
Radermacher nur über den Wohlstand
auch in Entwicklungsländern gelöst wer-
den. Energiepolitische Maßnahmen allein
in Deutschland hält er deshalb für wenig
sinnvoll. Vielmehr solle das Geld für den
Klimaschutz anderswo investiert werden.
Potenziale sieht Radermacher zum Beispiel
in der Aufforstung des afrikanischen Konti-
nents, um das CO
2
aus der Atmosphäre zu
filtern. Erneuerbare Energien könnten dort
für Entsalzungsanlagen eingesetzt werden.
Klimaziele wie aus dem Pariser Abkommen
seien andernfalls kaum zu erreichen.
Der Ex-Geheimagent
Leo Martin
führte
in die Geheimwaffen der Kommunika-
tion ein. Dr.
Gunter Mann
, Präsident des
Bundesverbandes GebäudeGrün, erklärte
in seinem Vortrag die positiven Wirkun-
gen begrünter Dächer wie Hitzeschutz,
Klimaverbesserung und Lärmminderung.
In einem Praxisteil präsentierten
Uwe
Emmerling
, Vorstandsvorsitzender der
eG Wohnen 1902, und
Konrad Uebel
,
Geschäftsführer des Freiberg Instituts
GmbH, zwei energieautarke Mehrfamili-
enhäuser, die im Cottbuser Stadtteil San-
dow bis Dezember 2018 errichtet werden
und sich selbst mit Wärme und Strom aus
der Sonne versorgen.
Bela Hambuch
,
Vorstand der Wohnungsgenossenschaft
Transport eG, zeigte an einem Beispiel im
Leipziger Stadtteil Grünau, wie ein WBS 70
Plattenbaubau mit 11 Geschossen nach sei-
ner kompletten Entkernung einer General-
sanierung unterzogen und neue Impulse
im Stadtteil geschaffen wurden.
Denis
Keil
, Vorstand der Chemnitzer Siedlungs-
gemeinschaft eG, stellte das Projekt WIN-
NER vor, bei dem ein Mieterstrommodell
in Verbindung mit Mobilitätsangeboten
umgesetzt wird.
Einen Höhepunkt der Tagung stellte die
Vergabe des VSWG-Awards dar. Die
Gewinner 2018: die Wohnungsbaugenos-
senschaft Radeberg und Umgebung eG für
das Projekt „Einbau von Treppenliften im
Mehrfamilienhaus An der Silberspitze 2-6
in Großröhrsdorf“, die Sächsische Woh-
nungsgenossenschaft Dresden eG für das
Projekt „Klotzscher Höfe – Ein Platz zum
Wohlfühlen“ und die Wohnungsbaugenos-
senschaft Chemnitz West eG für das Pro-
jekt „Haus auf Stelzen“.
Ein weiterer Grund zum Feiern. Die leis-
tungsstärksten Auszubildenden aus sächsi-
schen Wohnungsgenossenschaften wurden
für ihre Leistung prämiert: Sarah Wetzig von
der Wohnungsgenossenschaft „Einheit“ eG
Chemnitz, Michelle Taubner von der Chem-
nitzer Siedlungsgemeinschaft eG, Ann-
Katrin Schonert von der Sächsischen Woh-
nungsgenossenschaft Dresden eG, Melanie
Weidner und Phillip Kurt von der Wohnungs-
genossenschaft „Lipsia“ eG sowie Mirjam
Schulze von der Wohnungsbau-Genossen-
schaft „Kontakt“ eG.
(jak/schi)
Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Dr. Franz-
Josef Radermacher
Jens Reise und Sara Handrick von der Woh-
nungsbaugenossenschaft Radeberg und
Umgebung eG, Stefan Stein von der Woh-
nungsbaugenossenschaft Chemnitz West eG
sowie Katrin Papke und Torsten Munk von der
Sächsischen Wohnungsgenossenschaft Dres-
den eG (v. l.)
Gut besucht – der Tag Sächsischer Wohnungs-
genossenschaften in Dresden
Fotos: VSWG
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