WOHNUNGSPOLITISCHE INFORMATIONEN 40/2018 - page 3

AUS DEN VERBÄNDEN
Zukunft des bezahlbaren Wohnens in Bayern:
Wohnungsbau braucht sichere Rahmenbedingungen
München – Der Wohnungsbau ist ein Schlüsselthema im bayerischen Landtagswahlkampf. Der Frage, wie bezahlbares
Wohnen auch in Zukunft möglich sein soll, ging der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW Bayern) bei ei-
ner Podiumsdiskussion am 28. September 2018 im PresseClub München nach. „Wir brauchen das politische Bekenntnis zu
einer langfristigen Wohnraumförderung“, so das Fazit von Verbandsdirektor Hans Maier. Nur so hätten Wohnungsunter-
nehmen und Bauhandwerk die nötige Planungssicherheit.
Bei dem „WohWi-Talk“ diskutierten Bau-
staatssekretär Josef Zellmeier, Thorsten
Glauber, Sprecher für Bau-, Energie-, Ver-
kehr und Wirtschaftspolitik der Freien
Wähler, SPD-Spitzenkandidatin Natascha
Kohnen sowie der stellv. Fraktionsvorsitzen-
den von Bündnis 90/Die Grünen, Jürgen
Mistol mit Verbandsdirektor Hans Maier.
„Bezahlbarer Wohnraum ist in allen bay-
erischen Ballungszentren ein knappes Gut
geworden“, stellte Verbandsdirektor Maier
fest. Neben einer gesicherten Mittelaus-
stattung der bayerischen Wohnraumförde-
rung sieht er vor allem die Mobilisierung
von bezahlbarem Bauland und schnellere
Genehmigungsverfahren als Stellschrau-
ben auf Landes- und kommunaler Ebene.
Den vielen guten Ansätzen im Landeswahl-
kampf müssten nach dem Wahltag schnell
auch Taten folgen, fordert Maier. Ansons-
ten werde es schwer, das Ziel der Staatsre-
gierung von 500.000 Wohnungen bis zum
Jahr 2025 zu erreichen. Dafür sei auch eine
Willkommenskultur für den Wohnungs-
neubau auf allen Ebenen unabdingbar: Im
Bund, den Ländern, Kommunen und auch
in den Wohnquartieren.
(stra/schi)
Stadt und Land zusammen denken: Nur starkes Land entlastet Städte –
Wohnungswirtschaftliche Tour in Thüringen
Erfurt/Weimar/Apolda – Vertreter der Wohnungswirtschaft in Thüringen haben Ende September 2018 in Apolda und
Weimar aktuelle Projekt- und Quartiersentwicklungen von Wohnungsunternehmen besichtigt. Alle Unternehmen bauen
neu. In Apolda schaffen die beiden Neubauprojekte attraktive Angebote, um Menschen zu halten oder anzulocken.
In Weimar werden die Neubauten die hohe Wohnungsnachfrage mildern.
„Solange die Zuwanderung in die Städte
vor allem aus dem Land anhält, werden
die Wohnungs- und Mietpreise steigen.
Soviel Förderung und Bauland kann gar
nicht bereitgestellt werden, wie der anhal-
tende Nachfragedruck erfordert“, machte
Frank Emrich, Verbandsdirektor des Ver-
bandes Thüringer Wohnungs- und Immo-
bilienwirtschaft (vtw) deutlich. „Hier geht
es nicht darum, Stadt und Land gegenein-
ander auszuspielen, sondern sie zusammen
zu denken.“
Nachfrage bestimmt Miethöhen
„Für Miethöhen gibt es zwei Leitplanken –
nach unten die Kosten und nach oben die
Nachfrage. Mieten können nicht billiger
sein, als die Kosten für Erstellung und Betrieb
einer Wohnung, sonst geht das Wohnungs-
unternehmen pleite oder die Wohnung ver-
fällt“, so Emrich. „Die Höhe der Miete wird
aber immer durch die Nachfrage geregelt. Je
mehr Nachfrage und je geringer das Ange-
bot, desto höher die Miete. Da hilft auch
keine Regulierung, wie die Erfahrungen mit
der Mietpreisbremse zeigen, sie schafft näm-
lich keinen Wohnraum.“
Kurzfristig funktioniert die Absicherung
perspektivisch nötigen bezahlbaren Wohn-
raums nur über Kostensenkung bei Bau
und Erwerb von Immobilien. In der Hand
Thüringens und seiner Kommunen liegt
die Bereitstellung von preiswertem Bau-
land, die schnelle und lösungsorientierte
Schaffung von Baurecht und die Senkung
der Grunderwerbsteuern. Die verbleibende
wirtschaftliche Lücke zwischen Baupreisen
und (Wunsch)Mieten kann nur durch klare
und attraktive Förderinstrumente geschlos-
sen werden.
Ländlichen Raum stärken
Um Thüringen nachhaltig stabil zu halten,
muss nach Überzeugung des vtw jedoch
schleunigst das Land gestärkt werden. Dies
nimmt den Nachfragedruck auf die Städte
und macht den ländlichen Raum wieder
attraktiv. Das angekündigte „Zukunfts-
konzept ländlicher Raum“ des TMIL sollte
dazu ein Kernelement bilden. „Die Unter-
nehmen des vtw wirken mit ihren niedri-
gen Mieten an sich als Mietpreisbremse“,
so Emrich. „Aber auch unsere Unterneh-
men werden nicht verhindern können, dass
Mieten weiter steigen, wenn alle Thüringer
nach Weimar, Erfurt oder Jena ziehen.“
Der vtw sieht gute Chancen für eine
Trendumkehr. Laut einer Studie der Bun-
desstiftung Baukultur wollen Drei Vier-
tel der Deutschen auf dem Land oder in
Kleinstädten wohnen. Das Problem: In den
vergangenen Jahren wurde das Leben auf
dem Land durch den Verlust an Infrastruk-
tur immer schwieriger. „Auch Thüringen
muss deshalb wieder in Vorleistung gehen
bei ÖPNV, Straßen, Schulen, Ärzten und
Versorgung – statt mit Rückzug aus der
Fläche zu reagieren", forderte Emrich.
"Wohnungen liefern wir. Dann kommen
die Menschen wieder auf das Land. Das
dauert aber seine Zeit, wir brauchen daher
ein massives und zeitnahes Umsteuern.“
(end/schi)
Der bayerische Baustaatssekretär Josef Zellmeier (CSU), die Landtagsabgeordneten Thorsten
Glauber (Freie Wähler), Natascha Kohnen (SPD) und Jürgen Mistol (Bündnis 90/Die Grünen) sowie
VdW-Verbandsdirektor Hans Maier (v. l.)
Foto: OH
40/2018 3
1,2 4,5,6
Powered by FlippingBook