Wohnungspolitische Informationen 25/2018 - page 2

BUNDESPOLITIK
Mietschulden sinken um 9,6 Prozent auf 372 Millionen Euro
Berlin – Die rund 3.000 im Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW organisierten Wohnungsunternehmen ver­
zeichnen im Jahr 2017 erneut einen Rückgang bei den Mietschulden. Diese sind bundesweit um 9,6 Prozent auf 372 Mill­
ionen Euro gesunken. Damit ist es den Unternehmen gelungen, die Mietschulden seit dem Höchststand der Mietschulden
von 757 Millionen Euro im Jahr 2003 um 385 Millionen Euro zu reduzieren. Das ist ein Rückgang um rund 51 Prozent.
Dementsprechend ist der Anteil der Miet­
schulden an den jährlichen Gesamtmietein­
nahmen der GdW-Unternehmen ebenfalls
rückläufig. Im Jahr 2016 betrugen die Miet­
schulden 2,0 Prozent der Jahressollmiete,
2017 war es 0,1 Prozentpunkt weniger.
Seit dem Höchststand der Mietschulden im
Jahr 2003 hat sich der Anteil der Mietschul­
den an der Sollmiete damit von 4,4 Prozent
auf 1,9 Prozent deutlich mehr als halbiert.
„Die positive Entwicklung hängt mit der
wirtschaftlich stabilen Lage in Deutsch­
land zusammen“, erklärte GdW-Präsident
Axel Gedaschko. „Dieser Trend wird aller
Voraussicht nach weiter anhalten, auch
wenn er sich verlangsamen wird.“ Der
Rückgang der Mietschulden über die ver­
gangenen Jahre ergibt sich auch aus dem
aktiven und sozialen Vermietungs- und
Mietschuldenmanagement sowie eigenen
Beratungs- und Betreuungsangeboten der
Wohnungsunternehmen für säumige Zah­
ler. Darüber hinaus besteht eine vielfältige
Zusammenarbeit mit öffentlichen Schuld­
nerberatungs- und sozialen Einrichtungen.
So arbeiteten die Unternehmen darauf hin,
dass Mietrückstände gar nicht erst dauer­
haft entstehen.
Um Mietschulden vermeiden zu können,
sei es aber ebenso wichtig, dass Vermieter
beziehungsweise Wohnungsunternehmen
rechtzeitig vor Abschluss eines Mietvertrags
die Mietbewerber erfolgreich dahingehend
prüfen können, ob sie zahlungsfähig sind.
Vermieter müssen entsprechende Bonitäts­
auskünfte über Mietbewerber einholen
dürfen, denn sie dienen auch dem Mieter
als Schutz vor Überschuldung.
Die westdeutschen GdW-Unternehmen
führten zum Jahresende 2017 rund 192
Millionen Euro Mietschulden in ihren
Büchern, die ostdeutschen rund 180 Mil­
lionen Euro.
(schi)
Diese Daten und Fakten
gehen aus der aktuellen Jahresstatistik
der GdW-Wohnungswirtschaft hervor.
Die ausführlichen Zahlen werden auf der
diesjährigen Jahres-Pressekonferenz am 27. Juni
2018 in Berlin präsentiert. Weitere Infos hier:
web.gdw.de/pressecenter/pressekonferenzen
Kommunen brauchen gute Ausstat­
tung
Eine bessere finanzielle und personelle
Ausstattung der Kommunen ist notwen­
dig, um die schnelle Abwicklung aller
Prozesse von der Baulandausweisung bis
hin zur Brandschutzprüfung zu gewähr­
leisten, waren sich die Diskutanten einig.
„Der Erfolg im Wohnungsbau hängt stark
von den Partnern in der Verwaltung ab“,
betonte
Chris Kühn
. „Die Kommunen
sind der Schlüssel.“ Neben einer guten
Ausstattung sei auch Gestaltungsfrei­
raum für die Kommunen eine wichtige
Grundlage. Ein entsprechender Gesetzes­
entwurf sei Aufgabe der aktuellen Bun­
desregierung.
Regulierungen verhindern bezahlba­
ren Neubau
Ein weiterer Knackpunkt: Dem Neubau
stehen zu viele Regulierungen im Wege,
unterstrich
Ingo Malter
. Um in Zukunft
handlungsfähig zu bleiben brauche es
eine Instanz, die zwischen den einzelnen
Schutzregelungen abwäge. Und: Es dürfe
mit Blick auf die aufgeheizte Stimmung
beispielsweise in der Berliner Stadtbevöl­
kerung in Bezug auf den enger werdenden
Wohnungsmarkt nicht immer nur „Betrof­
fenheitspolitik“ gemacht werden. „Denn
sonst fühlt sich am Ende plötzlich auch
jeder betroffen“, auch wenn dies in Wahr­
heit gar nicht der Fall sei, so Malter. Statt­
dessen müsse die Politik mehrdimensional
denken und viele verschiedene Lösungsan­
sätze gleichzeitig umsetzen.
Konkrete Schritte statt platter Parolen
notwendig
Statt gegenseitiger Schuldzuweisungen
und platter politischen Parolen sind kon­
krete Schritte und konstruktive Lösungen
aller amWohnungsbau beteiligten Akteure
gefragt. Bis jetzt lasse die neue Regierung
allerdings eine klare Linie in Punkto Woh­
nungsbau vermissen, sagte
Jörn von
der Lieth
. Er zweifle den politischen Wil­
len bestimmter Parteien an. „Forderun­
gen werden hier von vornherein so hoch
gesetzt, da weiß jeder, dass die nicht erfüllt
werden können. Neubau für fünf Euro, das
geht nicht.“ Hier sei ein klar kommunizier­
tes Bekenntnis zumWohnungsneubau von
Seiten der Politik unerlässlich um die not­
wendige Akzeptanz für Neubau zu schaf­
fen. „Parolen wie ‚billige Mieten für alle‘
sind wie ‚Freibier für alle’ – jeder möchte
das“, umsetzbar sei das aber so nicht und
gehe an der Sache vorbei, erklärte Malter.
Man müsse sich um die konkreten Details
der Neubauhemmnisse kümmern und nicht
auf Allgemeinplätzen tummeln, bekräftigte
letztlich auch Kühn.
(koch/schi)
Der GdW hat
kürzlich die
Information 156
„Partizipation im
Wohnungsbau“
veröffentlicht.
Infos zur Bestellung
finden Sie hier:
Fortsetzung von Seite 1
„Not in my backyard“ oder kurz „Nimby“ ist in dichter werdenden Ballungsräumen häufig das
Motto einer zunehmenden Anti-Neubau-Stimmung in der Bevölkerung – dagegen helfen geschickt
geplante Bürgerbeteiligungsverfahren
Quelle: designdisco
Quelle: GdW
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