Immobilienwirtschaft 09/2016 - page 56

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VERMARKTUNG & MANAGEMENT
I
INTERVIEW
Foto: Best Gruppe
all diese Komponenten zu und lassen sie
zur Risikogruppe werden. Das belegt die
steigende Anzahl der Angriffe auf Immo-
bilienverwalter oder auf Plattformen, auf
denen diese aktiv sind. Hinzu kommt: Wo
Menschen arbeiten, passieren Fehler. Im
Büroalltag entstehen diese zum Beispiel
durch das Öffnen von schädlichen Mai-
lanhängen scheinbar bekannter Absender
oder den Besuch externer Websites über
Links, die das Unternehmen zum Beispiel
via E-Mail erhält. Dann stehen Tür und
Tor für Cyberangriffe offen.
Können Sie die mit einem Schadenfall
verbundenen Kosten beziffern?
Die der-
zeit höchste Anzahl krimineller Fälle sind
die Erpressungen im Zusammenhang mit
der ungewollten Datenverschlüsselung.
Die erpressten Summen sind zumeist
„nur“ im dreistelligen Bereich. Doch für
das „Auffinden“ der Schwachstelle und
die Datenwiederherstellung kommen
schnell fünfstellige Beträge zusammen.
Bei Datenraub oder gar einer Zerstörung
der technischen Infrastruktur reden wir
schnell über sechsstellige Beträge. Das
hängt allerdings von der Größe des Un-
ternehmens ab.
Versicherte sind oft verärgert darüber,
dass im Schadensfall die Versicherung
doch nicht zahlt. Was muss von Verwal-
tern im Vorfeld geleistet werden, da-
mit die Versicherung auch einspringt?
Ausschlaggebend für die Leistung im
Schadensfall sind eine vorherige Analy-
se des eigentlichen Unternehmensrisikos
und die genaue Prüfung der Bedingungen
der Versicherer. Hinzu kommt, dass in
der Regel die Versicherungsbedingungen
durch Klauselbögen ergänzt werden. Sie
spezifizieren den Versicherungsschutz.
Sowohl Analysen als auch Auswertungen
und Beschlussfassung sollten mit einem
unabhängigen Experten erfolgen. Denn:
Nicht Enthaltenes ist auch verhandelbar.
Wie groß ist das Risiko der Cyberkri-
minalität in Deutschland?
Jedes zweite
deutsche Unternehmen wurde bereits
Opfer eines Hackerangriffs. Der jährliche
Schadenwird laut Bitkomauf über 51Mil-
liarden Euro geschätzt. Cyberkriminalität,
IT-Ausfälle, Spionage und Datenmiss-
brauch sind laut Global Risk Barometer
der Allianz zum drittgrößten Geschäfts-
risiko geworden. Was viele nicht wissen:
Jeder kann Täter sein, jeder kann Opfer
werden.
Welche Schäden kann ein Cyberangriff
auf ein Unternehmen zur Folge haben?
Der Betriebsstillstand und der Umsatzver-
lust rangieren an oberster Position, direkt
gefolgt vom Reputationsschaden. Die
Kosten für das Ermitteln von Schadenur-
sache und Schwachstellen sind ebenfalls
hoch. Hier sind Dienstleister rar und de-
ren Leistungen teuer. Bei einem Verstoß
gegen eine vertragliche oder gesetzliche
Verpflichtung zum Datenschutz wird es
auch strafrechtliche Verfolgung und An-
sprüche Dritter auf Schadenersatz geben.
Die größte Position dürfte allerdings die
schnelle Hilfe sein. Dazu gehören dieWie-
derherstellung von Technik, Prozessen
und Daten sowie deren Sicherheit, ebenso
ein sofort greifender Notfallplan inklusive
Unterstützung durch Anwälte, Kommu-
nikationsspezialisten und weitere, auf das
Themenfeld spezialisierte Experten.
In welcher Hinsicht gehören auch Im-
mobilienverwalter zur Risikogruppe?
Gefährdet ist jedes Unternehmen, egal
welcher Größe, sofern es in irgendeiner
Art mit dem World Wide Web verbun-
den ist und digitale Kommunikations-
mittel wie E-Mails nutzt. Unternehmen,
die fremde Daten speichern und verar-
beiten, haben besondere Verantwortung
zu tragen. Jede Form persönlicher Daten
sind laut Gesetz besonders schützens-
wert. Auf Immobilienverwalter treffen
Verwalter und Cyberkriminalität:
War da was?
Auch die Immobilienbran-
che ist durch Hackerangriffe
gefährdet, die Anzahl der
Angriffe auf Verwalter hat
zugenommen.
Christian
von Göler
erklärt den Sinn
einer Versicherungspolice.
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