DIE WOHNUNGSWIRTSCHAFT 05/2015 - page 50

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5|2015
ENERGIE UND TECHNIK
Interview mit Mark-Thomas Kling
„Unser Ziel war eine
Hörfunk- und TV-Versorgung
ohne kostenpflichtige Paketierungen“
Die Gemeinnützige Bau- und Siedlungsgenossenschaft Herborn eG (GBS) führte im Januar 2011
eine neue Fernsehversorgung für ihre Bestände ein. Installiert wurden neue digitale Satelliten-
empfangsanlagen. Mark-Thomas Kling, seit 2005 Vorstand der GBS, erläutert die Beweggründe und
die Erfahrungen bei der Umstellung der Medienversorgung.
Quelle: GBS
Herr Kling, Sie haben eine neue Fernsehver-
sorgung für Ihr Unternehmen eingeführt.
Was waren damals Ihre Beweggründe und
wie sehen Ihre Erfahrungen nach fünf Jahren
im Regelbetrieb aus?
Als Kunde konnte ich die Geschäftspolitik des da-
maligen Geschäftspartners nicht mehr nachvoll-
ziehen: Preiserhöhungen ohne Leistungszuwachs,
kein guter Kundenservice, eine unkalkulierbare
Entwicklung bei der Programmgestaltung und den
Eigentümerstrukturen, aber auch und besonders
das Fehlen jeglicher Individualisierung für un-
ser Unternehmen waren die Gründe für unseren
Wechsel.
Wir wollten für die Zukunft eine attraktive Fern-
sehversorgung ohne Zwangsverschlüsselung si-
cherstellen und z. B. auch unsere Bewohner mit
Migrationshintergrund optimal versorgen.
Wie sind Sie vorgegangen? Findet man so
schnell einen neuen Partner?
Wir haben uns einige Monate intensiv mit den
Möglichkeiten einer für unsere Bewohner geeig-
neten Fernsehversorgung beschäftigt. Definiertes
Ziel war von Anfang an die eigene Lösung. Ein ver-
sierter Berater begleitete uns von Beginn an und
zeigte uns die technischen und wirtschaftlichen
Aspekte der denkbaren Varianten auf. Zur Debat-
te standen die Beibehaltung des herkömmlichen
Kabelanschlusses oder der Einsatz von neuen,
digitalen SAT-Anlagen. Unsere Entscheidung fiel
nach Abwägung der mieternützlichen und wirt-
schaftlichen Aspekte zu Gunsten von Satelliten-
empfangsanlagen.
In den zumJahresende 2010 auslaufenden Versor-
gungsverträgen war ein Eigentumsübergang der
Anlagen und Hausverteilnetze nicht geregelt. Um
die geplante, unabhängige Versorgung einzulei-
ten, haben wir die Netze vom alten Vertragspart-
ner Telecolumbus erworben. Damit wurden wir
Eigentümer der Netzebene 3 und 4, eine Grund-
voraussetzung für eigenständiges Handeln.
Welche Vorteile sehen Sie – vor dem
Hintergrund des notwendigen technischen
Aufwands – dabei?
Eigene SAT-Anlagen versetzen uns in die Lage, das
Programmangebot nach unseremMieterbestand
auszurichten. Außerdem gibt uns die moderne
SAT-ZF-Technik die Möglichkeit, das Angebot
nicht nur in einer vom Kabelnetzbetreiber vor-
gegebenen Formanzubieten, sondern alle unver-
schlüsselt „amHimmel befindlichen Programme“
über mehrere Satellitenpositionen auch frei zu
empfangen. Das Angebot ist nun deutlich um-
fangreicher als beim herkömmlichen Kabelan-
schluss. Ein fremdsprachiger Bewohner kann z. B.
nun die gleichen Programme über unsere Anlage
empfangen, die er bisher über seinen Fassaden-
oder Balkonspiegel empfing. Ganz entscheidend
fanden wir auch die Tatsache, dass alle frei zu
empfangenden HD-Programme, die heute von
den Sendern ausgestrahlt werden und deren Zahl
permanent zunimmt, unseren Bewohnern nun un-
verschlüsselt und ohne weitere Kosten zugänglich
sind. Sie empfangen mit unserer Konfiguration
über 800 deutschsprachige und ausländische
Fernseh- und Hörfunkprogramme digital – also
in perfekter Bild- und Tonqualität. Enthalten ist
auch das kostenpflichtige Sky-Sortiment. Neue,
von den Sendern angebotene Programme stehen
unseren Mietern sofort zur Verfügung. Sie müs-
sen lediglich den Sendersuchlauf ihres DVB-S-
Receivers starten.
Und der Aufwand hielt sich in Grenzen. Es wurden
für 825 unserer Wohnungen 48 neue SAT-ZF-Anla-
gen errichtet und die Hausverteilnetze erweitert.
Zusätzlich ließenwir neue SAT-ZF-Anschlussdosen
montieren. Wohnungen mit bis zu zwei Zimmern
wurdenmit einer Dose ausgestattet, größereWoh-
nungen mit entsprechend mehr Dosen.
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