CONTROLLER Magazin 3/2016 - page 106

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Internationaler Controller Verein eV
Im Jahr 2010 hat die Ideenwerkstatt des
Internationalen Controller Vereins (ICV) das
Thema „Greening“ der Unternehmen aufge-
griffen und dessen Relevanz sowie erste
Lösungsansätze in der Unternehmenspra-
xis diskutiert. In diesem Kontext entstand
die erste Studie zum Thema Green Control-
ling, in der der Entwicklungsstand dieses
neuen Controlling-Themenfelds und dessen
Relevanz in der Unternehmenspraxis unter-
sucht wurden.
Fünf Jahre nach der ersten Studie hat das
Thema Nachhaltigkeit insbesondere durch rich-
tungsweisende Entscheidungen auf dem Klima-
gipfel in Paris weiter an Bedeutung gewonnen.
Zudem rücken soziale Aspekte wie die Gesund-
heit der Mitarbeiter sowie die Einhaltung der
Rechte von Mitarbeitern ausländischer Zuliefe-
rer zunehmend in den Fokus der Unternehmen.
Diese Entwicklungen sollten sich auch in den
Ansätzen des Green Controlling in der Unter-
nehmenspraxis wiederfinden. Der Titel der
zweiten Studie lautet daher auch „Green Cont-
rolling 2016 – Wo stehen wir nach 5 Jahren?“.
Zweite ICV-Studie zum Green Controlling
Das Ziel der zweiten Auflage der Green-Cont-
rolling-Studie war es, vor allem unter den ICV-
Mitgliedern den aktuellen Stand des Green
Controlling zu erheben. Ein besonderes Augen-
merk lag dabei auf den Veränderungen im
Umsetzungsgrad und der Relevanz des Green
Controlling im Vergleich zur ersten Studie aus
dem Jahr 2010. Während sich die erste Befra-
gung auf die ökologischen Aspekte der Nach-
haltigkeit konzentrierte, wurden nun auch Fra-
gen zu sozialen Aspekten hinzugefügt.
Die Befragung erfolgte in einem dreimonatigen
Zeitraum von Mitte November 2015 bis Mitte
Februar 2016. Über 150 Teilnehmer, vor allem
ICV-Mitglieder, beantworteten den Fragebogen,
der sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch
angeboten wurde. Fast dreiviertel davon waren
Controller. Es beteiligten sich etwa zu gleichen
Anteilen große und mittelständische Unterneh-
Nachhaltige Unternehmen vertrauen auf das Controlling
Schlaglichter aus der zweiten ICV-Studie zum Green Controlling
ausgestaltet wird. Um es auf den Punkt zu brin-
gen: Ganzheitlich nachhaltige Unternehmen
setzen deutlich stärker auf ein Green Control-
ling als Unternehmen, die einer Compliance-
Strategie folgen.
Diese Annahme konnte durch die Studiener-
gebnisse gestützt werden. Das Gesamtbild
zeigt, dass das Controlling bei etwa einem Drit-
tel der Unternehmen stark in die Planung und
Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele eingebun-
den ist. Bei etwa einem Viertel der Unterneh-
men erfolgt nur eine sehr geringe oder gar
keine Einbindung des Controllings (Abbildung).
Bei Unternehmen mit einer ganzheitlichen grü-
nen Strategie hingegen binden fast die Hälfte
der Unternehmen das Controlling stark ein. Bei
der anderen Hälfte der Unternehmen ist das
Controlling mindestens zum Teil eingebunden.
Unternehmen mit einer Compliance-Strategie
zeigen hingegen ein umgekehrtes Bild. Das
Controlling ist hier nur selten stark eingebunden.
Über die Hälfte der Unternehmen binden das
Controlling nur sehr gering oder gar nicht ein.
Motive und Barrieren
Um ein differenzierteres Bild über die Gründe
für und gegen die Einbindung des Controllings
zu erhalten, wurden den Teilnehmern Fragen zu
ihrer jeweiligen Motivation und zu den Barrieren
gestellt. Die Frage zur Motivation wurde jeweils
nur denjenigen gestellt, die angaben, das Cont-
rolling eher stark oder sehr stark einzubinden.
Den übrigen Studienteilnehmern wurden Fra-
gen zu den Hemmnissen gestellt.
(Fortsetzung: nächste Seite)
Bei etwa einem Viertel der Unternehmen erfolgt nur eine sehr geringe oder gar keine Einbindung des Controllings.
men, die zu größeren Anteilen aus der Metall-,
Logistik- und Konsumgüterindustrie stammen.
Vier Typen von Nachhaltigkeitsstrategien
Die Befragung ermöglichte es, die teilnehmen-
den Unternehmen einem der vier folgenden
Strategietypen zuzuordnen: Unternehmen mit
einer „ganzheitlich grünen Strategie“, Unterneh-
men mit einer Strategie der „grünen Produkte
und Lösungen“, Unternehmen mit einer „abwar-
tenden Strategie“ sowie Unternehmen mit einer
Strategie der „Green Compliance“.
Insbesondere die Unternehmen mit einer ganz-
heitlich grünen Strategie und der Strategie der
Green Compliance bilden dabei hinsichtlich des
Ausmaßes, mit dem ökologische und soziale
Aspekte in Unternehmensentscheidungen
berücksichtigt werden, zwei entgegengesetzte
Pole.
Die Studienteilnehmer verfolgten zum Befra-
gungszeitpunkt zu etwa einem Fünftel jeweils
eine ganzheitlich grüne Strategie sowie eine
Strategie der Green Compliance. Die Auswer-
tung nach Unternehmenstypen ergab zusätzlich,
dass eigentümergeführte Unternehmen deut-
lich häufiger eine Compliance-Strategie (+14%)
verfolgen als nichteigentümergeführte Unter-
nehmen.
Einbindung in Abhängigkeit der
Nachhaltigkeitsstrategie
Die durch zahlreiche wissenschaftliche Erkennt-
nisse gestützte Annahme lautet, dass die Nach-
haltigkeitsstrategie eines Unternehmens maß-
geblich dafür ist, wie das Green Controlling
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