CONTROLLER Magazin 6/2015 - page 101

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Liebe Leserinnen und Leser,
das Editorial erscheint heute von einem Autor,
der dem ICV seit Jahrzehnten verbunden,
lange Jahre Vorstand der RMA war, soeben in
den Beirat der RMA gewechselt ist und der
den gemeinsamen Arbeitskreis Controlling &
Risikomanagement von ICV und RMA aus der
Taufe gehoben und geleitet hat.
Controlling und Risikomanagement sind
unbestritten die wichtigsten Planungs-
und Steuerungsinstrumente, wobei der
Umgang mit den von diesen gelieferten
Informationen oft in ähnlichem Ausmaß
über den Erfolg oder Misserfolg des Unter-
nehmens entscheidet wie dessen techni-
sche oder vertriebliche Fähigkeiten. Die
Bedeutung dieser Werkzeuge zeigt sich
sehr aktuell im Volkswagen-Konzern, wo
das Risikomanagement entweder nicht gut
funktioniert oder die bestehenden Risiken
hinsichtlich der straf- und gesellschafts-
rechtlichen Folgen in den USA und deren
Auswirkungen auf die Reputation des
Unternehmens und möglicherweise der
gesamten deutschen Automobilindustrie
unzutreffend eingeschätzt worden sind.
Die Steuerung des Unternehmens mit Pla-
nungs-, Informations- und Kontrollprozessen
wird mit Controlling und Reporting durchgeführt
und ist inzwischen gut bis sehr gut aufgestellt.
Dennoch ist bemerkenswert, dass viele Steue-
rungssysteme des Controllings – z. B. die ver-
breiteten Softwarelösungen – für die Erfassung
von Chancen und Risiken entsprechende Tools
bereitstellen. Trotzdem fließen wichtige Unter-
nehmens- bzw. Umweltvariable unvollständig
ein, z. B. weil anstelle der traditionell benutzten
eindimensionalen Planwerte durchaus bekannte
Risikoverteilungen nicht berücksichtigt oder
nicht miteinander verbunden werden. Solange
Risikoinformationen nicht mit der Planung ver-
knüpft werden, ist sachgerechte Unterneh-
mensplanung überhaupt nicht möglich, denn
die so erhaltenen Planungswerte müssen
zwangsläufig zu falschen Ergebnissen führen.
Das ist ein schwerwiegender Mangel! Ersatz-
weise wird gern mit sogenannten Puffern
gearbeitet, die meist auf Erfahrung und Bauch-
gefühl beruhen, aber keinerlei analytische
Grundlage haben. Durch ein Risikomanagement
und dessen Anbindung an die Unternehmens-
steuerung ergeben sich zahlreiche unternehme-
rische Vorteile: sinkende Risiko-und Finanzie-
rungskosten, sinkende Haftungsrisiken, eine
um Größenordnungen erhöhte Transparenz
sowie erheblich größere Planungssicherheit.
Dies alles ist leicht und ohne Zauberwerk
umsetzbar, weil die erforderlichen Daten in aller
Regel bekannt sind, aber nicht erhoben (oder
nicht verknüpft) werden. Gleichwohl ist es
schwer, den Nutzen über Wertbeiträge zu
bestimmen. Hinzu kommt, dass sich wegen des
langen Betrachtungszeitraums die Erfolge eher
langfristig einstellen. Es ist daher zu erwarten,
dass eigentümergeführte Familienunternehmen
aufgrund ihrer naturgemäß langfristigen Pers-
pektiven die Vorzüge sicherer Planungsrech-
nungen und sinkender Existenzrisiken höher
einschätzen und das mit dem Controlling ver-
bundene Risikomanagement schneller einfüh-
ren als die angestellten – mit eher kurzfristigen
Verträgen ausgestatteten – Vorstände von
Kapitalgesellschaften.
Der gemeinsame Arbeits/Fachkreis „Risiko-
management &Controlling“ von RMA und ICV
erforscht seit nunmehr sieben Jahren die
Gründe für die bisher so vernachlässigte
Zusammenarbeit, baut eine Reifegradanalyse
für die Analyse des Status der Zusammenar-
beit beider Funktionen auf und setzt sich für
die Verbreitung der Bandbreitenplanung – dem
Arbeitsergebnis aus der Kooperation beider
Funktionen – nachhaltig ein. Ich freue mich,
dass ich die Leitung dieses Arbeits /Fachkrei-
ses kürzlich an Tobias Flath, einen der profilier-
testen Fachleute für Bandbreitenplanung über-
geben konnte.
Zum Reputationsschaden des VW-Konzerns
empfehle ich Ihnen den Beitrag von Frank
Romeike und Christian Weißensteiner auf Seite
18 ff. dieses Heftes. //
Prof. Dr. Rainer Kalwait
TOP
EVENT
19. November 2015
– 1. Regionales
Wissensforum der Regionaldirektion West in Dortmund
3. Dezember 2015
– 3. Sitzung Arbeitskreis
Risikoquantifizierung bei Basycon in München
Impressum
Ralf Kimpel
Vorsitzender des Vorstands der
Risk Management Association e. V.
V.i.S.d.P.
RMA-Geschäftsstelle
Risk Management Association e. V.
Englmannstr. 2, D-81673 München
Tel.: +49.(0)1801 – RMA TEL (762 835)
Fax: +49.(0)1801 – RMA FAX (762 329)
E-Mail:
web:
Dr. Werner Gleißner
Tel.: +49.(0)711- 79 73 58 30
CM November / Dezember 2015
Risikomanagement und Controlling
Es wächst (langsam) zusammen, was zusammengehört!
Prof. Dr. Rainer Kalwait
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