Controller magazin
4/2000
... denn Sie sollten wissen, was sie tun !
MANAGED CARE IST
CONTROLLING -
CONTROLLING IST
MANAGED CARE IM
GESUNDHEITSWESEN
von Rainer
J .
Stelzer, Zürich
Der Autor ist Leiter des Arbeitsltreises Gesurid-
/le/tewesen
Süd, des Controller Verein eV, Partner
von HCN - Health Consulting NehNork
//
www. fhcn.ch) undlnhaberderFinna StelzerHealth
Care Consulting GmbH, Zürich,
Personal- und Unter–
nehmensberatung imGesundheitswesen undspe–
zialisiertaufdie Durchfühaing von Prozessanalysen
im Spitalwesen mittels .OPAL'-Verfahren
Was in der jüngsten Vergangenheit an
Veränderungsprozessen im Gesundheits–
wesen mit teils guten, teils inadäquaten
Methoden in Gang gesetzt wurde, ist
überwäl t igend. Die Frage bleibt dabei
offen, ob die Direktbetroffenen diese Flut
von Veränderungen und Entscheidungen
seitens der Politiker ebenfalls bewäkigen
oder gar sinnvol l nutzen konnten.
Notleidende Patienten wegen zu
hoher Kosten
und inadäquater Versorgung, chronische
Über l as tung v o n Ä r z t en und Spi tal –
direktoren, Notstand und Protestkund–
gebungen bei den Pf legefachleuten,
Warnstreik von Assistenzärzten und
Re–
signation bei den Vorstehern der Gesund–
heitsministerien.
Einige der Probleme in unserem kranken
Gesundheitswesen werden von den Ver–
antwort l ichen offen dargelegt. Doch mit
der Analyse oder selbst mit einer Diagno–
se
ist die Krankheit bekanntl ich nicht
geheilt.
Vielleicht lohnt
es
sich eben doch,
vo r
d em B e g i n n e i nes V e r ä n d e r u n g s –
prozesses etwas mehr Zei t für die Vor –
berei tung e i nzuset zen
und dem Fach–
wissen von Betroffenen gebührend Rech–
nung zu tragen.
So braucht es auch im Control l ing des
Gesundheitswesens eine solide Basis für
das
Verständnis von fachbezogenen
Problemstellungen.
Betrachten wi r zurVeranschaul ichungden
Kemprozess eines chi rurgi schen Ein–
griffes.
Wohl kaum ein Arzt würde einen
Eingriff durchführen, bevor nicht rechtzei–
tig die unerlässl ichen Vorabklärungen
getroffen und alle an der Arbeit beteilig–
ten Personen darüber eingehend infor–
miert wurden. Wir würden sonst zu Recht
von Fahriässigkeit sprechen.
Wer ist in einer solchen Situation geeig–
net, TVansparenz und sachliche Zielvor–
gaben vor zubere i ten , diese zu über –
wachen und hartnäckig voranzutreiben?
Controller wären prädestiniert, sich die–
ser anspruchsvol len Aufgabe anzuneh–
men, um das
Bindeglied zwischen Medizin und
Betriebswirtschaft
möglich zu machen. Manch gut ausgebil–
deter Controller, welcher von der Indu–
strie in das Gesundheitswesen wechselte,
ist an dieser Aufgabenstellung bereits ge–
scheitert, weil der Kultur und Sprache die–
ser Branche nicht genügend Rechnung
getragen wurde. Das Gesundheitswesen
beansprucht für sich speziell komplexe
Verfahrenswege und fordert somit vom
Controller nebst dem Beherrschen des Fi–
nanz- und Rechnungswesen und Betriebs–
wirtschaftslehre angemessene Kenntnisse
des medizinischen Bereichs.
Die Funktion des Controlling ist somit
doppelt gefordert. Erschwerend kommt
hinzu, dass das Controlling im Gesund–
heitswesen noch relativ neu ist und es an
ausgebildeten Spezialisten, welche die
Werkzeuge des Controlling und gleichzei–
tig die Prozesse in einem Spital kennen,
weitgehend fehlt.
Wie kann der Einstieg für einen Con–
troller
in dieses faszinierende Berufsumfeld ge
lingen?
Als erstes sollte sich der Control ler mit
den Kernaufgaben und Eigenheiten des
zu unterstützenden Arbeitsumfelds ver–
traut machen, indem er sich im Detail mit
den Arbeitsabläufen auseinandersetzt.
Speziell dafür geeignet ist die Methodik
der
Prozessanalyse,
welche - korrekt
angewendet - einen Lernprozess für alle
Beteiligten darstellt. Dem Management
werden Potentiale für Eff izienz- und
Qual itätssteigerungsmaßnahmen aufge–
zeigt, die Mitarbeiter eriangen eine höhe–
re Anerkennung in ihrer Arbei t , der (Kun–
de) Patient hat Aussicht auf eine bessere
Dienstleistung und der Controller erlangt
die nötigen Betriebskenntnisse.
Die Prozessanalyse im Sterilbereich ei–
nes Spitals (OP und angrenzende Abtei –
lungen) eignet sich als Einstieg für den
Control ler besonders gut , da für die
Messverfahren in der Regel bereits Vor–
gaben bestehen und es sich um den
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