mba kompendium 2015/16
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Live-Unterricht am Computer, Diskussionen im Online-
Forum oder virtuelle Projektarbeit mit Kommilitonen
aus aller Welt – die neuen Online-MBAs setzen auf
einen intensiven und vielfältigen Austausch. Sie bil-
den die soziale Dynamik des Klassenzimmers nach
und nutzen dabei verschiedenste Lehrmethoden vom
synchronen Unterricht mit Webcam über Simulationen
und Tests bis zur virtuellen Projektarbeit. Im Mittel-
punkt steht dabei die Interaktion und Kommunikation
von Teilnehmern und Professoren.
25 Prozent Zuwachs in vier Jahren
Getrieben werden die neuen Angebote vor allem
von dem Wunsch der berufstätigen MBA-Teilnehmer
nach mehr Flexibilität und weniger Abwesenheit
vom Arbeitsplatz. Inzwischen bieten auch immer
mehr Topschulen Online-Versionen an und das Image
als Billigvariante des Managementstudiums hat sich
deutlich geändert. Und während die Nachfrage
nach Vollzeit-MBAs stagniert, werden Online-MBAs
immer beliebter. Laut Angaben der internationa-
len Akkreditierungsorganisation AACSB ist die Zahl
der Online-MBAs in den letzten vier Jahren bereits
um ein Viertel gestiegen. „In fünf oder zehn Jahren
wird die Hälfte der US-Schulen verschwunden sein,
weil immer mehr Topschulen Online-Versionen ih-
res MBA-Programms anbieten“, behauptete Richard
Lyons, Dean der Haas School of Business an der Uni-
versity of Berkeley im vergangenen Jahr. Denn mit
den neuen Angeboten der Topschulen seien vor al-
lem die berufsbegleitenden Programme – und damit
Immer mehr renommierte Business Schools bieten Online-MBAs an. Der Grund dafür liegt nicht nur in
den neuen technologischen Möglichkeiten, die die E-Learning-Anbieter laufend entwickeln. Auch
der dringende Wunsch der MBA-Studenten, die Abwesenheit vom Arbeitsplatz zu verringern, spielt eine
große Rolle. Selbst die klassischen Fernstudiengänge rüsten digital auf.
eine lukrative Einnahmequelle – der weniger renom-
mierten Schulen bedroht.
Erstmals ein Ranking für Online-MBAs
Selbst ein eigenes Ranking der Financial Times für
Online-MBAs gibt es bereits. Unter den 15 bewerteten
Programmen befinden sich jedoch lediglich eine spa-
nische, drei britische sowie eine peruanische Schule.
Die restlichen zehn Programme stammen aus den USA.
Dabei sind die europäischen Schulen den US-Schulen
vor allem in Sachen Internationalität weit überlegen.
Während hier mehr als die Hälfte der Teilnehmer aus
dem Ausland kommen, sind es in den USA weniger
als zehn Prozent. Das Durchschnittsalter der von der
Financial Times befragten MBA-Studenten liegt bei 35
Jahren zum Studienbeginn. 56 Prozent wurden teils fi-
nanziell unterstützt, sei es vom Arbeitgeber oder durch
ein Stipendium. 35 Prozent zahlten das Studium kom-
plett selbst. Hauptgrund für das Studium war die Ver-
besserung der Managementkompetenz, gefolgt vom
Wunsch nach einem besseren Gehalt und der Beförde-
rung im Unternehmen. Drei Jahre nach dem Abschluss
verdienten die MBAs mit 125.000 Dollar im Schnitt 31
Prozent mehr als vor dem Studium. Bei den Frauen –
insgesamt 22 Prozent der Befragten – waren es sogar
37 Prozent mehr.
Beflügelt werden die Online-Angebote auch von den
MOOCs. Das steht für Massive Open Online Courses,
also offene Online-Kurse, an denen jeder meist kos-
tenlos teilnehmen kann. Inzwischen haben viele
Business Schools einzelne MBA-Kurse auf einer der
Die digitale Zukunft des MBA
Ausblick