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12
wirtschaft + weiterbildung
10_2011
STUDIE
Alpha-Chefs sind
nicht mehr gefragt
KOMMUNIKATION
Bei fast jedem zweiten Arbeit-
nehmer in Deutschland liegt
das letzte Personalgespräch
mehr als zwölf Monate zurück.
Gut jeder dritte Beschäftigte hat
sogar in den vergangenen zwei
Jahren nicht mehr mit seinem
Vorgesetzten gesprochen. Fatal
daran: Das große Schweigen
wird vor allem als fehlende
persönliche Wertschätzung
interpretiert, zeigt eine aktuelle
Studie von Rochus Mummert.
Mitarbeitergespräche sind
Mangelware
Mitarbeiter orientieren sich nicht nur an
den Werten ihrer Vorgesetzten, sondern
mindestens ebenso sehr an Dingen, die
diese ablehnen. Das zeigt eine neue Studie
von Niels Van Quaquebeke, Professor für
Leadership und Organizational Behavior an
der Kühne Logistics University in Hamburg.
Mit der Dimension der „Unwerte“ – also
unerwünschter Einstellungen und Verhal-
tensweisen – beleuchtet der Wissenschaft-
ler erstmals einen blinden Fleck der psycho-
logischen Forschung. Bislang standen stets
Unregelmäßig, nicht zielgruppengerecht,
unverständlich und in vielen Bereichen
weder offen noch ehrlich – so bewertet
mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in deut-
schen Unternehmen die Kommunikation
ihrer Vorgesetzten in Veränderungspro-
jekten. Dies belegt eine aktuelle Studie der
Mutaree GmbH, für die 184 Antworten von
insgesamt 90 Unternehmen ausgewertet
wurden. Demnach trauen 70 Prozent der
Befragten ihrem Management nicht zu,
Chefs sollten sagen, wofür sie nicht stehen
Führungskräfte kommunizieren mangelhaft
MITARBEITERBINDUNG
VERÄNDERUNGSMANAGEMENT
Doch auch Unternehmen, in
denen regelmäßig Mitarbeiter-
gespräche stattfinden, würden
sich oftmals in falscher Sicher-
heit wiegen. So werden nach
Auskunft von mehr als der
Hälfte der Beschäftigten kon-
krete Maßnahmen zur Weiter-
entwicklung der individuellen
Kompetenzen selten oder nie
von den Vorgesetzten themati-
siert. „Die offenbar mangelnde
Qualität in vielen Personalge-
Kompetenzen für den Arbeits-
markt flexibel hält, kann diese
– zumindest für einen längeren
Zeitraum – an sich binden“,
so Rochus-Mummert-Partner
Hans-Joachim Maar.
Personalgespräche.
Echte Wertschätzung vermitteln.
sprächen ist ein echtes Alarm-
signal. Denn nur ein Arbeitge-
ber, der seine Leistungsträger
durch eine Weiterentwicklung
der persönlichen, fachlichen,
sozialen und methodischen
Werte im Mittelpunkt der Diskussion, auch
in den Unternehmen: „In ihren Leitbildern
und Mission-Statements machen Firmen
einen unglaublichen Hype um ihre Ideale
– Aber so gut wie nie beziehen sie Position
dazu, wovon sie sich explizit distanzieren“,
sagt Van Quaquebeke. Dabei könnte genau
das Unternehmen helfen, sich besser von
Wettbewerbern abzugrenzen, die eigene
Führungskultur transparenter zu gestalten
und sich im „War for Talents“ klarer zu
positionieren.
ein attraktives Zukunftsbild zu vermitteln.
Schlimmer noch, lediglich 29 Prozent der
Befragten sind der Meinung, dass ihre Füh-
rungskraft sie für ein Veränderungsvorha-
ben begeistern kann. Insgesamt zeigt die
Studie deutlich, dass die Unternehmen auf
die Herausforderungen von großen und
kleinen Veränderungsprozessen nicht opti-
mal vorbereitet sind und insbesondere die
Führungskräfte gefragt sind, an ihren Kom-
munikationsfähigkeiten zu feilen.
Mitarbeiterorientierte Kommu-
nikatoren statt egozentrischer
Alpha-Chefs – so wünschen sich
Mitarbeiter ihre Führungskräfte.
Dies belegt eine aktuelle Studie
von von Rundstedt HR Partners
in Zusammenarbeit mit dem
Beraternetzwerk BPI Group, für
die 6.800 Arbeitnehmer in elf
Ländern befragt wurden. Aus
Sicht der Arbeitnehmer sollen
Führungskräfte planen und orga-
nisieren (45 Prozent), einbinden
und motivieren (38 Prozent)
sowie kommunizieren und Ent-
scheidungen erklären können
(36 Prozent). Weit unten auf der
Skala wenig aussichtsreicher
Managerfähigkeiten befinden
sich hingegen das Weiterdele-
gieren, ohne den Fortgang zu
kontrollieren (41 Prozent) sowie
der ausschließliche Verlass auf
die eigene Intuition (38 Prozent)
und das eigene Fachwissen (27
Prozent).